Unterwegs beim ältesten + größten Gravel-Rennen der USA

Dirty Kanza: On My Mind

Von Ted King

Foto zu dem Text "Dirty Kanza: On My Mind"
Ted King (re.) beim “Dirty Kanza“ 2018 | Foto: dirtykanzapromotions.com

21.06.2018  | 

Kansas ist in den USA nicht gerade als Rennrad-Hotspot bekannt: Dutzende anderer Orte werden meist genannt, bevor Kansas ins Gespräch kommt...

Die Ausnahme: Das erste Wochenende im Juni, wenn rund 2700 Fahrer zum "Dirty Kanza" in den "Sunflower State" pilgern, um sich über 200 Meilen (rund 330 km; Anm. d.Red.) auf den Schotterstraßen von Kansas zu quälen. Was vor 13 Jahren mit nur 34 Rennfahrern begann, ist jetzt eines der beliebtesten Gravel-Events im ganzen Land.

Als Ex-Profi-Radrennfahrer, Mitbegründer des Sportsfood-Labels Untapped und Schotter-Aficionado machte sich Ted King letzte Woche auf den Weg nach Emporia, Kansas, wo er im letzten Jahr etwas Pech hatte. Hier sein aktueller Bericht:

Wenn er nett lächelt, hat der Sieger im Ziel des Dirty Kanza
den süßen Geschmack von weißem Traubensaft auf der Zunge, direkt aus einer Champagner-Flasche versprüht. Was für ein Kontrast: In den zehn bis zwanzig Rennstunden davor hat man meist den Geschmack von uraltem Dreck und der Kansan-Prärie im Mund....

Aber von Anfang an: Gravel- und Mixed-Terrain-Rennen gelten in den USA mittlerweile als die lustigste Art des Rennradfahrens. Bei dem Massenstart-Event Dirty Kanza begeben sich die Fahrer auf ein unglaubliches, ganztägiges Abenteuer quer durch Kansas - mit den zackigen Flint-Hills-Felsen, endlosen Straßen am Horizont, glühender Hitze und unerbittlichem Wind.

Kurz als DK200 bezeichnet, ist das Dirty Kanza
genau 206 Meilen, also 331 Kilometer lang. Mein Rad-Computer war auf Zwei-Null-Null einstellt - der 200-Meilen-Marker ist der Ort, an dem du alle Energie sammeln musst, um die letzten sechs Meilen anzugehen. Man schummelt sich nicht auf gut Glück zu einem erfolgreichen Dirty Kanza. Ich hatte deshalb einen speziellen Plan, taktisch und ernährungstechnisch.

Das Rennen begann mit einer immer kleiner werdenden Spitzengruppe: 2200 eifrige Rennfahrer splitteten sich schnell auf eine Gruppe von 200, dann 100, 50, 20, 10, 5, 3... Aus meiner Karriere im Radrennsport wusste ich, wo ich mich in der ersten Rennhälfte positionieren musste, um Energie zu sparen, aber immer noch vorne mit dabei sein.

Als wir Check-Point 2, den halben Weg, erreicht hatten,
kam echter Rennsport in Gang. Es gibt drei Checkpoints, die das Rennen in vier 50-Meilen-Abschnitte aufteilen. Der Verstand wird ein wenig schleppend unter der heißen Sonne, und nach sechs Stunden harter Konkurrenz. Also befolgte ich strikt meinen Rennplan, auch in Sachen Ernährung.

Genauer gesagt, hatte ich drei Pakete mit Ahorn-Sirup meiner Firma UnTapped (mehr dazu unter dem 2. Link; Anm. d.Red.) dabei - zwei Maple und ein Coffee an den ersten beiden Checkpoints, dann zwei Coffee und ein Maple an den letzten zwei, für zusätzlichen Schub mit Koffein später im Rennen, dazu drei Waffeln.

Die größte Veränderung der vergangenen Jahre
beim DK200 liegt in der Wasserversorgung. Bei Temperaturen um 40 Grad am Vortag des Rennens, und einem schwül-feuchten 33-Grad-Renntag ist das weite Kansas-Grasland kein Ort, um nach Wasser zu suchen. Bei jedem Boxenstop füllte ich deshalb meine zwei Flaschen frisch auf - natürlich mit meinem Mapleaid, je einmal Ingwer- und Zitronen-Tee.

Zusätzlich hatte ich einen Trinkrucksack dabei, was mir ein langjähriger DK-Teilnehmer empfohlen hatte. Und ich gebe zu, dass ich um Punkt sieben Uhr eine eiskalte Cola tuckerte, als ich den letzten Boxenstop verließ. Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen; ich mag Sprudelwasser eigentlich nicht - außer bei Radrennen, wie es im europäischen Peloton üblich ist. Immerhin: Ich nahm mir auch eine Handvoll Gurken.

Kevin, ein anderer von Ahorn-Sirup abhängiger Fahrer,
erzählte mir später: "Ich habe mein GPS wie ein Falken beobachtet, und jede halbe Stunde nahm ich ein UnTapped-Päckchen, dazu alle 90 Minuten eine Waffel. Ich sah andere Leute, die offensichtlich starke Fahrer waren, wie sie das Handtuch zwischen den Kontrollpunkte zwei und drei warfen, während ich mich ausreichend agil fühlte. An jedem Checkpoint hörte ich, dass ich immer noch gut aussah!"

Das Rennen wurde dann peu a peu schwerer, wie erwartet. Von dem bereits dezimierten Feld gingen immer wieder wütende Angriffe aus, bis die Spitzengruppe auf nur drei Fahrer dezimiert war, und schließlich auf zwei: Mein Freund Josh Berry und ich. Wir wechselten uns drei Stunden lang mit der Führung ab. Im Finish hatte ich noch ein bisschen mehr im Tank, und sprintete zum Sieg. Ich habe einen neuen Streckenrekord aufgestellt, und trage die Gürtelschnalle des Siegers mit großem Stolz nach Hause...

Besten Dank an meine Support-Crew: Sie war fehlerlos, genau wie meine Rennmaschine, und meine Ernährung. Kansas wird als Rennrad-Hotspot nun wohl wieder in Bedeutungslosigkeit versinken - bis zum ersten Wochenende im Juni 2019.

Der Gravelbike-Marathon "Dirty Kanza"
wurde 2006 von Jim Cummins und Joel Dyke gegründet. Zu dieser Zeit fing
Gravel Biking gerade an, das Interesse der Radsportgemeinschaft zu erhaschen. Jim war in den Flint Hills im Osten von Kansas aufgewachsen, und Jahrzehnte lang als Gravel Grinder unterwegs.

In den Anfangsjahren hatten die beiden Schotter-Liebhaber keine Ahnung, in welchem Ausmaß dieses Gravel-Ding wachsen würde, und sie machten sich auch keine Gedanken darüber. DK200 war ihr Versuch, der Rad-Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Die Beliebtheit des Dirty Kanza ist dann schnell gestiegen, von 34 Teilnehmern im Jahr 2006 auf 2200 Fahrer im Jahr 2018. 

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