20. Mai - Imst/ Tirol - 110 km/ 2300 hm - Rennbericht

Imster Radmarathon: Der Zoncolan für Jedermänner

Von Johannes Heumann

Foto zu dem Text "Imster Radmarathon: Der Zoncolan für Jedermänner"
| Foto: radsportevents.com

22.05.2018  |  Anfang Mai beginnt auch in den Bergen die Straßen-Saison der Freizeit-Rennradler. Mit am Beginn des Reigens der österreichischen Langstrecken-Rennen steht der Imster Radmarathon, mit 110 Kilometern und immerhin 2300 Höhenmetern. Auch die Jedermann-Rennen folgen dem Trend der Grand Tours der Profis zu kürzeren Strecken mit deutlich mehr Höhenmetern.


Der Imster Radmarathon fand in diesem Jahr zum dritten Mal statt,
und er wurde im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verschärft: Erstmals stand der Silzener Sattel auf dem Programm, knapp 1000 Hm auf 10 Km - am Wochenende des berüchtigten Monte Zoncolan beim Giro genau das richtige für die Wadeln der Jedermänner.

Vor drei Jahren war ich schon bei der Premiere des Imster Radmarathon am Start. Ein schönes Rennen, allerdings mit weniger Höhenmetern, und kleineren Problemen bei der Streckenführung: immer wieder auf Radwegen, dann eine Umleitung wegen einer Prozession, zudem der Start am Sportplatz am Ortsrand, wo wenig Stimmung aufkam.

Dieses Jahr war vieles anders: Der Startschuss fiel mitten im Zentrum
von Imst, sodass auch Zuschauer und Begleiter keine großen Entfernungen auf sich nehmen mussten. Und noch vor dem Start machte eine Kehrmaschine die Straßen um Imst pannensicher.

Um Punkt 7:30 Uhr war es dann soweit: der Start in meine neue Radmarathon-Saison. Neutralisiert ging es durch den Ort, die Sonne grüßte schon leicht durch den noch wolkenbedeckten Himmel. Auf der Hauptstraße wurde der Start freigegeben, und ich arbeitete mich an die Spitze des Feldes. Durch das malerische Gurgltal flog das Feld voran.

Bald an der Spitze des Pelotons angekommen,
hielt ich auch mal die Nase in den Wind - die Gelegenheit bekommt man nicht oft. Nach 20 km stand der erste Anstieg auf dem Programm, in Richtung Mieming. Eigentlich keine große Herausforderung, auf teilweise zweispuriger Straße mit Steigungen von fünf bis sechs Prozent rollte es gut.

Dann merkte ich aber, dass ich sechs Kilometer und 350 Hm wohl nicht mit der ersten Gruppe schaffen werde. So ließ ich sie ziehen und fuhr mein Tempo - wenn ich auch enttäuscht war, dass ich die Gruppe nicht halten konnte. Trotzdem weiter dran bleiben, sagte ich mir, es beruhigt sich das Rennen an der Spitze doch meist, sodass ich zurückkommen kann.

Es folgte eine schöne Abfahrt Richtung Telfs,
das den Wendepunkt markierte und ins Inntal führte. Ich war nun in einer Gruppe von zwölf Mann, die gut funktionierte. In der Abfahrt kamen wir teils auf bis zu 80 km/h. Wir kreiselten schön durch, nie unter 43 km/h - und siehe da, die Spitze war wieder in Sicht. Bis zum Silzener Sattel, der Scharfrichters des heutigen Tages, waren wir wieder dran.

Jedoch spürte ich gleich bei der Einfahrt in den Anstieg, dass mich die Aufholjagd Kraft gekostet hatte. Meist überhole ich am Berg noch den einen oder anderen; das war heute nicht möglich. Doch ich fand nach und nach meinen Rhythmus.

Der Silzener Sattel, mir bis dato unbekannt, führt extrem steil
vom Inntal hinauf nach Ochsengarten, wie man es wohl am ehesten vom Ötztaler Radmarathon kennt. Vorab hatte ich im Internet recherchiert, und wusste, was auf mich zukommt: Immer wieder 13 bis 14 Prozent, teilweise sogar um 20 Prozent. Klar - 1000 Höhenmeter auf zehn Kilometer ergeben nun mal einen Durchschnitt von zehn Prozent.

Also bleibt nur eines: Treten. Man gewinnt ziemlich schnell an Höhe, und hat im ersten Teil des Anstiegs immerhin einen wunderbaren Ausblick auf das Inntal. Auch die Sonne bahnte sich nun ihren Weg durch die Wolken. Es begann Spaß zu machen, auch wenn meine "Reisegeschwindigkeit" nicht die höchste war. Die letzten drei Kilometer immerhin konnte ich etwas schneller fahren: Die Kraft war zurück, und der Berg nach 53 Minuten geschafft.

Die rasante Anfahrt von 1700 Metern Höhe war anfangs
noch etwas frisch. Es ging das Kühtai hinunter, ins Ötztal; Erinnerungen an den "Ötzi" letzten August wurden wach. Gut, dass es heute links hinunter geht, und nicht rechts, auf die große Runde des Ötztalers.

In Ötz angekommen, geht es Tal auswärts vorbei an der "Area 47", ein Action-Gelände, wo im September die Zeitfahrwettbewerbe der Straßenradweltmeisterschaft in Innsbruck starten. Und ganz nach dem Motto "Action" verläuft die Strecke nun: Wie in einer Achterbahn, links, rechts, hoch, runter, Holzbrücke - alles durchaus technisch, was viel Konzentration erfordert.

Es geht durch kleine Dörfer, umgeben von wunderschöner Natur.
Dann steigt die Straße langsam wieder an, hinauf nach Jerzens. Diesen letzten Anstieg habe ich von meiner Imst-Premiere schlimm in Erinnerung, aber heute geht es gut.

Die letzten 20 km dann fast nur noch bergab, direkt im Zentrum vom Imst, ins Ziel, mit vielen jubelnden Zuschauern. Nach 3 Stunden 51 Minuten bin ich drin, recht zufrieden über meinen gelungenen Saison-Auftakt.

Mein Fazit: Ein schönes Rennen, das vor allem mit toller Landschaft
und bester Streckenabsicherung punktet. An jedem Kreisverkehr standen Posten, die sofort den Auto-Verkehr angehalten haben. Und die neue Langstrecke ist auch für ambitionierte Fahrer durchaus eine Herausforderung...

Bis zum nächsten Mal,
euer Johannes

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