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18.10.2017 | Der 34 Jahre alte Steirer Extrem-Radler Christoph Strasser stellte am Sonntag mit 941,873 Kilometern in 24 Stunden einen neuen Bahn-Weltrekord auf.
Insgesamt 3767 Runden drehte der vierfache Gewinner des Race Across America auf dem 250 Meter langem Holz-Oval des Velodrome Suisse in Grenchen. Erst nach 22 Stunden gönnte sich Strasser die erste und einzige Pause - drei Minuten lang, um auszutreten.
radsport-news.com sprach gestern mit dem neuen Rekord-Inhaber.
Christoph, wie geht's heute? Schon einigermaßen erholt?
Christoph Strasser: Nach zwei Tagen Regeneration normalisieren sich die körperlichen Abläufe so langsam wieder. Ich hab viel geschlafen, dazu einige Massagen, zwei dreißigminütige Ausfahrten. Aber ich merke schon noch, dass ich meinen Körper sehr beansprucht habe.
Martin (Roseneder, sein Pressesprecher; d.Red.) hat mir erzählt, dass deine ersten Worte waren, als Du am Sonntag um kurz nach eins vom Rad gestiegen bist: "Nie wieder Bahn!"...
Ja, das war schon ein unglaubliches Rennen, mit nichts vergleichbar, was ich bisher gemacht habe. 3767mal im Kreis fahren, immer nur links herum, das ist schon mit das Langweiligste, was man so machen kann. Die Monotonie war mit keinem meiner bisherigen Projekte zu vergleichen. Mich hier zu motivieren war echt sehr schwer.
Wie hast Du's dennoch geschafft?
Die mentale Komponente, gegen die Eintönigkeit anzukämpfen, hat natürlich die zentrale Rolle gespielt. Das hatte ich vor dem Rennen fast ein wenig unterschätzt. Wenn ich allein gefahren wäre, hätte ich das wohl nicht durchgehalten. Aber wenn man eine ganze Mannschaft hinter sich hat, die ebenso lang und intensiv auf dieses Ereignis hin gearbeitet hat, wenn Sponsoren da sind, und natürlich Zuschauer und ein Hallensprecher, die einen anfeuern, da schaut das Ganze schon anders aus. Das motiviert mich dann schon richtig, auch alles zu geben.
Wie kämpfst Du gegen Stimmungs-Tiefs, die ja immer kommen?
Eigentlich hatte ich schon nach einer Stunde mein erstes Tief. Die Perspektive, noch 23 Stunden im Kreis fahren zu müssen, war schon eher deprimierend. Zudem hab ich von der Stimmung in der Halle durch den engen Zeitfahrhelm und den Fahrtwind leider wenig mitbekommen. Ich hab mich dann einfach voll auf die Ideallinie konzentriert: Wenn ich die optimal einhalte, veliere ich am wenigsten Zeit. Zudem hatte ich im Helm auf einem Ohr meine Musik laufen, auf dem anderen war der Funk zur Crew.
Wie wichtig ist der Funkkontakt zur Crew?
Wichtig ist, dass es mir im Kopf gut geht, dass ich nicht in Monotonie verfalle, oder zu grübeln beginne. Wir erzählen uns Witze, ich muss rechnen, oder wir spielen „Millionen-Show“. So ist mir nie langweilig. Denn sonst ist der Kampf gegen den Schlaf aussichtslos. Und dann wird es gefährlich...
Auch Musik motiviert dich?
Klar, da hat sich im Lauf der Jahre so eine Art Soundtrack herauskristallisiert, den ich immer wieder höre. Das ist recht bunt gemischt, aber immer mit einem Beat, der in etwa meiner Tritt-Frequenz entspricht.
Wo liegt eigentlich deine optimale Tritt-Frequenz?
Je nach Strecke um die 80 Umdrehungen pro Minute. Aber anders als viele denken, muss man auf einer Bahn nicht kontinierlich die gleiche Frequenz kurbeln, sondern nach den Kurven immer ein wenig beschleunigen. Durch die Fliehkraft wird man in der Kurve etwas langsamer - umso mehr, je weiter man sich von der Ideallinie nach oben entfernt. Wenn man unkonzentriert ist, passiert das recht schnell. Und auf den Geraden hatte ich immer nur drei Sekunden Zeit, das aufzuholen - dann kam schon wieder die nächste Kurve.
Warum bist Du eigentlich mit einem Straßenrad gefahren? Eine Schaltung hast Du nicht wirklich gebraucht...
Der Rekordversuch fand nach dem Reglement der Ultra Marathon Cycling Association statt, das erlaubt, ein Bahn- oder ein Strassenrad zu verwenden. Ich bin mit dem Zeitfahrrad Specialized Shiv gefahren, das ich vom Race Across America gewöhnt bin.
Warum kein Bahnrad?
Ich war der Meinung, dass ich gelegentlich den Freilauf brauche, um die Beine zu lockern, oder den Rücken zu dehnen. Außerdem wollte ich die Gänge, um die Trittfrequenz wechseln können. Ein Bahnrad mit starrer Nabe erlaubt all das nicht. Allerdings habe ich dann doch praktisch permanent getreten, den Freilauf eigentlich nie genutzt. Geschaltet hab ich genau zweimal: Nach dem Start, und nach meiner Pinkel-Pause. Meine Übersetzung war übrigens 53 vorne, und 11 bis 23 hinten.
War das Rad modifiziert?
Ich hatte nur ein Kettenblatt, und der Umwerfer war abgebaut, ebenso die Vorderbremse und der linke Bremshebel. Die Reifen wurden von Specialized für die Bahn optimiert, und ich bin hinten das neue Roval-Scheibenlaufrad gefahren, das offiziell noch nicht am Markt ist. Im Schaltwerk waren Ceramic-Speed-Schaltröllchen mit 17 Zähnen verbaut, deren Keramik-Lager die Reibung verringern. Zudem wurde der Lenker um einen Zentimeter nach unten gesetzt. Alles andere blieb aber gleich, wie bei meinem RAAM-Rad.
Was war in den 24 Stunden dein Haupt-Problem?
Das größte Problem war die stark gebeugte Position auf dem Zeitfahrrad. Dadurch entstanden nach einigen Stunden Magen-Probleme, und ich konnte in der Nacht eine ganze Zeitlang nicht meine gewohnte Wattzahl, so um 210 treten. Ich musste mich zudem immer wieder aufrichten, damit die Nahrung den Magen-Darm-Trakt besser passieren kann - was zu noch mehr Zeitverlust führte.
Wieviel hast Du in den 24 Stunden gegessen und getrunken?
Der Plan war, rund 12 000 Kilokalorien aufzunehmen, über Flüssignahrung, und dazu etwa 15 Liter Getränke. Letzeres habe ich eingehalten, aber Nahrung hab ich nicht mehr als 10 000 Kalorien reinbekommen. Schon nach zwei Stunden hat mein Magen rebelliert, und ich konnte zwei Stunden lang überhaupt nichts zu mir nehmen, hätte mich fast übergeben. Da ist meine Leistung entsprechend runtergegangen.
Letztendlich konntest Du den Rekord von Marko Baloh um über 38 Kilometer verbessern. Im März 2015 hast Du auf dem Tempelhofer Feld in Berlin mit 896 Kilometern einen neuen 24-Stunden-Straßen-Weltrekord aufgestellt. Das Race Across America hast Du bereits viermal gewonnen. Was kann nach dem Bahn-Rekord jetzt noch ein Ziel sein?
So spontan fällt mir da jetzt erstmal auch nix ein. Zum fünften Mal das RAAM zu gewinnen, ist sicher ein Ziel. Das werde ich 2018 wohl angehen. Aber ich plane da durchaus auch kurzfristig. Und es gibt immer wieder neue Ultra-Rennen, die interessant sind. Mal sehen, was sich da nächstes Jahr tut.
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