Dauphiné: Später Sturz zerteilt das Feld

Boasson Hagen zieht mit Hushovd gleich, Contador büßt Zeit ein

Foto zu dem Text "Boasson Hagen zieht mit Hushovd gleich, Contador büßt Zeit ein"
Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) jubelt im Ziel der 4. Dauphiné-Etappe. | Foto: Cor Vos

09.06.2016  |  (rsn) – Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) hat beim 68. Critérium du Dauphiné den französischen Sprintern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Norwegische Meister ließ nach 176 Kilometern der 4. Etappe von Tain-l`Hermitage nach Belley im leicht bergan führenden Finale den noch stark aufkommenden Julian Alaphilippe (Etixx-Quick-Step) und Nacer Bouhanni (Cofidis) hinter sich und übernahm auch das Grüne Trikot des besten Sprinters der Tour-Generalprobe, das Bouhanni bisher getragen hatte.

Mit dem insgesamt vierten Dauphiné-Tagessieg seiner Karriere zog Boasson Hagen zudem mit seinem 2014 zurückgetretenen Landsmann Thor Hushovd gleich, der in seiner erfolgreichen Karriere ebenfalls vier Etappen der Rundfahrt durch-Süd-Frankreich gewonnen hatte. „Ich bin sehr glücklich. Heute hatten Fahrer wie ich die letzte Möglichkeit auf einen Sieg. Deshalb war ich sehr motiviert. Ich bin hier schon oft gestartet. Ich mag die Dauphiné, weil sie für jede Art von Fahrer etwas bereithält“, freute sich der Allrounder nach seinem bereits sechsten Saisonsieg, der ihn auch für die Tour de France hoffen lässt. „Bis jetzt war es eine gute Saison für mich und ich hoffe, dass es so bei der Tour weitergeht. Je näher die Tour rückt, desto besser geht es mir.“

Das kann wohl auch John Degenkolb (Giant-Alpecin) von sich behaupten, dessen Team sich im Finale vorne zeigte und den Kapitän in eine Position fuhr, von der aus er immerhin auf den achten Platz sprinten konnte - Degenkolbs bisher bestes Ergebnis im Verlauf dieser Dauphiné. Dagegen blieb Sam Bennett vom deutschen Zweitdivisionär Bora-Argon 18 nur Rang neun, sicherlich weniger, als sich der Dritte der 1. Etappe ausgerechnet hatte.

Dagegen war der zweitplatzierte Alaphilippe mit seinem Auftritt und dem Ergebnis zufrieden. „Die letzten Kilometer waren wirklich nervös. Jeder versuchte nach vorne zu kommen und hat um eine gute Position gekämpft. Ich war gut platziert. Das Team hat einen guten Job für mich gemacht“, sagte der 23-Jährige, der allerdings durch einen Sturz im Finale einige Plätze verlor. „Einen Kilometer vor dem Ziel war ich vielleicht etwas zu weit hinten, weil ich wegen des Crashs bremsen musste. Ich begann meinen Sprint dann etwas zu spät. Aber Boasson Hagen war sehr stark, so dass Platz zwei ein gutes Ergebnis ist.“

Überraschenderweise kam es auf dem welligen Teilstück, das nur zwei Bergwertungen der 4. Kategorie aufwies, auch zu Änderungen im Gesamtklassement. Zwar behauptete Alberto Contador (Tinkoff) sein Gelbes Trikot, doch der Spanier liegt vor den entscheidenden drei Bergetappen nur noch vier Sekunden vor Titelverteidiger Chris Froome (Sky), der mit dem bisherigen Zweiten Richie Porte (BMC/+0:06) die Plätze tauschte. Auch Alaphilippe (+0:09) machte Zeit auf Contador gut und verdrängte seinen Teamkollegen Daniel Martin (+0:12) auf Position fünf.

Grund für die neuen Zeitabstände war eine Teilung im Feld, das bei hohem Tempo im technischen Finale nach einem Sturz auf den letzten beiden Kilometern auseinander riss. Dabei blieben Froome, Alaphilippe und Daniel Martin in der rund 20-köpfigen Spitzengruppe, wogegen Contador, Froome und die weiteren Fahrer aus den Top Ten mit der zweiten Gruppe und neun Sekunden Rückstand ins Ziel kamen. „Die verlorenen neun Sekunden stören mich nicht wirklich. Was mich mehr stört ist, wann die Drei-Kilometer-Regel angewendet wird und wann nicht“, kritisierte der 33-Jährige die Rennjury für deren Entschluss, die durch den Sturz entstandenen Abstände zu werten.

Das turbulente Finale war der Höhepunkt einer ansonsten wenig aufregenden Etappe – die erste Stunde wurde im Bummeltempo von 30 Kilometern absolviert. Mit dem Startschuss hatten sich Maxime Bouet (Etixx-Quick Step), Bryan Nauleau (Direct Energie) und Frederik Veuchelen (Wanty-Groupe Gobert) aus dem Feld gemacht und lagen nach gut 40 Kilometern bereits mehr als fünf Minuten vor ihren Verfolgern, die aber jederzeit das Geschehen unter Kontrolle hatten.

Eingangs des 30 Kilometer langen Rundkurses von Belley betrug der Rückstand des von den Sprinterteams angeführten Feldes weniger als zwei Minuten, Tendenz schnell sinkend. Als 13 Kilometer vor dem Ziel der Abstand auf deutlich unter eine Minute gesunken war, löste sich Bouet mit der letzten von insgesamt drei Attacken von seinen Begleitern, konnte sich an der alleinigen Führung aber nur noch knapp zehn Kilometer erfreuen.

Nachdem auch der Franzose gestellt war, formierte sich Degenkolbs Sprintzug schon früh an der Spitze, wurde von den anderen Sprintermannschaften auf den letzten Kilometern aber von dort verdrängt. Im erneut wilden Finale konnte kein Team mehr einen Zug aufbauen. Auch, weil ein spektakulärer Sturz das Feld zerteilte, bei dem Bouhannis Helfer Borut Bozic eine Straßenbarriere touchierte und Alexis Gougeard (Ag2R) mit sich zu Boden riss.

Auf dem Schlusskilometer konnte sich Boasson Hagen an seinen Teamkollegen Nathan Haas andocken, musste seinen Sprint aber von relativ weit hinten anziehen. Auf der kurvigen und leicht ansteigenden Zielgeraden reichten die Kräfte des 29-Jährigen aber aus, um Bouhannis Angriff abzuwehren und auch noch Alaphilippe, der mit der wohl höchsten Endgeschwindigkeit heranjagte, knapp auf Distanz zu halten.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.06.2016MPCC stellt niedrige Cortisolwerte bei Thurau und Gasparotto fest

(rsn) – Wanty-Groupe Gobert hat den Italiener Enrico Gasparotto und den Fuldaer Björn Thurau nicht mehr an den Start der Schlussetappe des Critérium du Dauphiné gebracht. Grund sind niedrige Cort

12.06.2016Froome fährt sich wieder in die Favoritenrolle für die Tour

(rsn) – Chris Froome (Sky) ist bereit für die Tour de France. Dem Briten gelang am Sonntag beim 68. Critérium du Dauphiné die souveräne Titelverteidigung, womit er sich nun wie schon im vergange

12.06.2016Froome feiert dritten Gesamtsieg, Cummings jubelt als Solist

(rsn) – Chris Froome (Sky) hat zum dritten Mal in seiner Karriere das Critérium du Dauphiné gewonnen. Dazu reichte dem Titelverteidiger auf der abschließenden 7. Etappe über 151 Kilometer von Le

12.06.2016Geniale Ag2R-Taktik ging auf Königsetappe nicht auf

(rsn) - Es fehlte nicht viel, da hätte sich die Equipe Ag2R auf der Königsetappe des Critérium du Dauphiné für eine geniale Taktik feiern lassen können. Doch am Ende verpasste Kapitän Romain Ba

11.06.2016Pinot entschädigt sich für Mende, Froome vor Gesamtsieg

(rsn) - Chris Froome (Sky) steht vor seinem dritten Gesamtsieg beim Criterium du Dauphiné. Der Brite schüttelte auf der Königsetappe auf den letzten 500 Metern hinauf zur Bergankunft in Méribel al

11.06.2016Pinot gewinnt Königsetappe, Froome baut Führung aus

(rsn) - Thibaut Pinot (FDJ) hat die Königsetappe des Criterium du Dauphiné gewonnen. Der 26-Jährige setzte sich nach 141 Kilometern von La Rochette hinauf zur Kategorie-1-Bergankunft in Méribel im

11.06.2016Kann Teklehaimant erneut das Dauphiné-Bergtrikot gewinnen?

(rsn) - Bereits im Vorjahr gewann Daniel Telkehaimanot (Dimension Data) beim Criterium du Dauphiné die Bergwertung, nun schickt sich der Eritreer an, diese Sonderwertung erneut für sich zu entscheid

11.06.2016Schlägt Contador gleich heute wieder zurück?

(rsn) - Gelb verloren und nun 27 Sekunden Rückstand auf den neuen Spitzenreiter Chris Froome (Sky). Trotzdem scheint Alberto Contador (Tinkoff) völlig unbeeindruckt. "Das Ergebnis hat keinen Einflus

10.06.2016Froome lässt Contador schon an der ersten Bergankunft stehen

(rsn) – Chris Froome (Sky) hat gleich auf der ersten Bergetappe des 68. Critérium du Dauphiné zum großen Schlag ausgeholt. Der Titelverteidiger sicherte sich nach einem Antritt 2,8 Kilometer vor

10.06.2016Froome fährt Contador aus dem Gelben Trikot

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der 5. Etappe des 68. Critérium du Dauphiné hat Titelverteidiger Chris Froome (Sky) das Gelbe Trikot übernommen. Der 31 Jahre alte Brite ließ bei der ersten Kletterpr

10.06.2016Highlight-Video der 4. Etappe des 68. Critérium du Dauphiné

(rsn) - Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) und Chris Froome (Sky) hießen die großen Gewinner der gestrigen 4. Etappe des 68. Critérium du Dauphiné. Der Norweger holte sich nach 176 Kilometern v

09.06.2016Boasson Hagen siegt in Belley, Froome rückt auf Rang zwei vor

(rsn) – Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) jubelte nach der 4. Etappe des 68. Critérium du Dauphiné. Der Norwegische Meister verwies nach 176 Kilometern von Tain-l`Hermitage nach Belley im Spri

Weitere Radsportnachrichten

10.05.2024Schachmann: “Auf so ein Biest Zeit zu verlieren, ist keine Schande“

(rsn) – Tadej Pogacar demonstrierte im ersten Zeitfahren seine herausragende Stellung bei diesem Giro d’Italia. Der Slowene holte am Schlussanstieg des Zeitfahrens zwischen Foligno und Perugia ein

10.05.2024Highlight-Video der 7. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat mit einem weiteren grandiosen Auftritt das erste der beiden Einzelzeitfahren des 107. Giro d’Italia (2.UWT) für sich entschieden. Der Träger des Ros

10.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 7. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

10.05.2024Pogacar gewöhnt sich ans Rad und zündet am Berg die Rakete

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat auf der 7. Etappe des 107. Giro d’Italia seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Italien-Rundfahrt gefeiert. Im 40,6 Kilometer langen Einzelzei

10.05.2024Nys schnappt Buchmann ersten Saisonsieg vor der Nase weg

(rsn) – Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) hat auf der Königsetappe der 45. Tour de Hongrie (2.Pro) denkbar knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der Deutsche Meister kam nach 182,7 Kilometer

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

10.05.2024Die Startzeiten des ersten Giro-Zeitfahrens

(rsn) - Julius van den Berg (dsm-firmenich - PostNL) eröffnet um 13:10 Uhr das erste der beiden Einzelzeitfahren des 107. Giro d’Italia. Auf dem Programm der 7. Etappe stehen 40,6 Kilometer von Fol

10.05.2024Bora-Profi Benedetti: “Bin froh, dass Cavendish gewonnen hat“

(rsn) – Sam Welsford (Bora – hansgrohe) konnte von Glück reden, dass der rabiate Körpereinsatz, mit dem sich sein Konkurrent Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla) im Finale der 2. Etappe der Ungar

10.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

09.05.2024Giro-Etappensieg verpasst, aber Alaphilippe zeigt alte Klasse

(rsn) – Der ganz große Coup ist Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) auf der 6. Etappe des Giro d´Italia über die weißen Schotterstraßen der Toskana nicht gelungen. Doch der franzöische

09.05.2024Kampf gegen die Uhr mit schwerem Finale

(rsn / ProCycling) – Zum ersten Mal seit 2017 gab es am Eröffnungswochenende der Italien-Rundfahrt kein Einzelzeitfahren. Trotz der kniffligen Etappe rund um Turin, der Ankunft in Oropa und der Sc

09.05.2024Pogacar: “Hat Spaß gemacht, aber ich bevorzuge Strade Bianche“

(rsn) – Auf der Strade-Bianche-Etappe des 107. Giro d’Italia hielten die Favoriten die Beine still. Stattdessen dominierten auf den 180 Kilometern durch die Toskana inklusive dreier Gravel-Sektore

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)