Düragers Algerien-Tagebuch

In Serpentinen dem Himmel entgegen

Von Alex Dürager

Foto zu dem Text "In Serpentinen dem Himmel entgegen"
Axel Dürager | Foto: Axel Dürager

08.03.2016  |  (rsn) - Puhh. Das war wieder richtig hart heute (Montag, d. Red.). Der letzte Tag und zugleich die Königsetappe der Tour d'Oran. zwei Berge und eine Bergankunft in Monte Christo oberhalb Algiers.

Starker Wind, kühle Temperaturen und Regen begrüßten uns schon am Start. Schon in der neutralisierten Phase war zu bemerken, dass die Straße schmierig wie Seife war, sobald man sich aus dem Sattel hob, rutschte der Reifen durch. Nach zwei Kilometern dann die erste Attacke, und ich ging sofort nach. Kopf runter und Vollgas, was Beine und Lungen hergeben, direkt in den Gegenwind, der uns teils in Sturmböen entgegenschlug.

Am Anfang noch zu viert, musste nach zehn Kilometern der erste dem Tempo Tribut zollen und die Gruppe ziehen lassen. Im Feld wurde auch richtig gearbeitet und einige Teams suchten die frühe Entscheidung, so war es für uns noch härter, da der Vorsprung konstant niedrig blieb und nie mehr als 70 Sekunden betrug, also keine Zeit, um etwas das Tempo rauszunehmen.

Ist man erst einmal vorne, heißt es kämpfen, denn es ist ein tolles Gefühl, an der Spitze des Rennens durch das Zuschauerspalier zu reiten und auch die Sympathie der algerischen Zuschauer gilt dem Underdog also dem, der sein Glück versucht und dennoch am Ende des Tages nicht der Sieger sein wird.

Nach 50 Kilometern sehe ich dann die schwarz/weiße Zielflagge und ich gewinne die Sprintwertung. Gut für den Teamspirit und die Mannschaftskassa. Kurz danach geht es dann rechts weg in einen steilen Anstieg mit extreme Seitenwind. Perfekte Kantenbedingungen. Die Strecke verläuft nun in Wellen ständig bergauf. Und so sind es gerade einmal zehn Mann, die uns dann, aufgestaffelt vom linken zum rechten Straßenrand, einholen. Beim Blick zurück auch nur noch versprengte Gruppen, die versuchen, den Anschluss wiederherzustellen. Irgendwann werde auch ich aus der Gruppe ausgespuckt, und kämpfe im Niemandsland, bis die nächste Gruppe aufschließt. Mit dabei mein bergstarker Teamkollege Hasi, der jetzt in seinem Element ist und bei der kommenden Bergwertung mit einer Gruppe davonreitet.

Nach einer halsbrecherischen High Speed-Abfahrt mit extremen Rückenwind runter zum Meer beginnt nun der sehr bergige Teil der Veranstaltung und das Leiden geht weiter. Die Straße schlängelt sich immer oberhalb des Meeres entlang und windet sich wie in einer Achterbahn. Die Kulisse, das Tempo und die Sturmböen und Regenschauer sind atemberaubend. Nach zwei Bergen wird es dann wieder etwas flacher und wir fahren die Küste entlang. Der Wind ist so stark, dass sich einige Fahrer im Straßengraben wieder finden.

Mittlerweile sind alle gezeichnet von den Anstrengungen, die Abstände zwischen den Gruppen sind größer, und so wird bis zum letzten Berg ein gleichmäßiges Tempo angeschlagen. Unsere Betreuer Faroug und Nasser haben alle Hände voll zu tun, um zwischen den Gruppen hin und herzufahren und uns mit Gels, Bananen und Getränken zu versorgen.

Dann endlich der letzte Anstieg, acht Kilometer windet sich die Straße vom Meer in Serpentinen dem Himmel entgegen. In jeder Kurve bietet sich ein toller Ausblick auf Oran, und auch die Zuschauer lassen den Schlussanstieg weniger schmerzhaft erscheinen. Am Ende steht dann Platz 24 im Gesamtklassement zu Buche. Hasi holt sich heute Platz 18 und in der Gesamtwertung Platz 26. Stefan kämpft sich nach der zweiten Bergwertung solo ins Ziel.

Road Captain Rupi schiebt am Ende eines langen und kräftezehrenden Tages noch einen Fahrer vom litauischen Team den Schlussanstieg hoch, der vom Hungerast gebeutelt auf den letzten Kilometern auch noch einen Hinterraddefekt hatte. Morgen dann das Eintagesrennen Grand Prix d'Oran 2.2 auf einem Stadtkurs in Oran.

Gute Nacht
Alex

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.03.2016Ziel-Empfang bei der Österreichischen Botschafterin

(rsn) – So, und heute nochmal richtig! Der letzte Tag der Tour de Blida stand für uns im Zeichen der vollen Attacke. Strömender Regen, tiefe Temperaturen und am Ende eine Bergankunft lieferten de

12.03.2016„But he only works at night“

(rsn) – Heute (Freitag) stand eine Bergetappe am Programm und somit waren meine Erfolgsaussichten eher begrenzt. Flache Anfahrt, ein 18 Kilometer langer Berg und dann wieder relativ flach zurück in

11.03.2016Erfolgreicher Highspeed-Kampf um die Gruppe des Tages

(rsn) – Nach einem Ruhetag ging es heute mit der 1. Etappe der Tour of Blida (2.2) weiter. Wir sind nun wieder etwas weiter im Landesinneren, umringt von Bergen, auf denen auch noch der Schnee lieg

09.03.2016Mit schreienden Beinen aus dem letzten Hügel heraus

(rsn) - Mit dem Grand Prix d´Oran (1.2) stand heute (Dienstag) ein schnelles Rundstreckenrennen auf einer hügeligen Sechs-Kilometer-Runde in den Straßen von Oran auf dem Programm - wieder mit Vid

06.03.2016"Weißt du noch, damals auf der Windkante ..."

(rsn) - Was für ein epischer Tag heute in Algerien. Der Start im Zentrum von Oran, der zweitgrößten Stadt des Landes, wurde noch im neutralisierten Modus hinter dem Auto des Rennleiters gefahren.

06.03.2016Ein guter Auftakt für unser Team!

(rsn) - Da der Tour-Tross heute weiterziehen sollte, hieß es für uns früh aufstehen. Um sechs Uhr klingelte bereits der Wecker. Nach dem Frühstück hieß es erst mal Kartons und Material schleppen

05.03.2016Rein ins Großstadtgetümmel von Algier

(rsn) - Heute (Freitag) ging es los mit dem ersten Rennen. Von der winterlichen Komfortzone, bei der man bei langen Trainingseinheiten durch die verschneite Landschaft von zukünftigen Erfolgen und

04.03.2016Grand Tour d´Algier: Erfahrungen und Top-Ten-Platzierungen sammeln

(rsn) – Hallo ich heiße Alex Dürager und fahre für das Österreichische Elite-Radteam Arbö Denzel Cliff aus Wien. Unser Kader umfasst insgesamt 14 Fahrer und ist ein Mix aus jungen Talenten und

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Pogacar: “Ich habe nicht attackiert“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)