RSN-Jahresrangliste 2015, Platz 15: Romy Kasper

Nach Schlüsselbeinbruch im Frühjahr beim großen Finale geglänzt

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Nach Schlüsselbeinbruch im Frühjahr beim großen Finale geglänzt"
Romy Kasper (Boels Dolmans) | Foto: Cor Vos

07.01.2016  |  (rsn) - Nach einem harten WM-Straßenrennen rollt Romy Kasper völlig ausgepumpt und mit regennassem Gesicht, aber gleichzeitig einem breiten Grinsen durch die Mixed Zone von Richmond. "Dass ich die Leistung bei der WM abrufen kann - unglaublich", freut sich die 27-Jährige, die das Ziel als 31. gesehen hat.

Das Ergebnis an sich wäre nichts, was zu Freudensprüngen verleiten dürfte, doch das ist Kasper gewohnt. Sie ist auch bei ihrem Team Boels-Dolmans fast nie diejenige, die die Lorbeeren einfährt, sondern eine fleißige Arbeitsbiene. Kasper rackert über das Jahr für Lizzie Armitstead und dürfte auch deshalb in Richmond am Ende Grund zur Freude gehabt haben, weil die Britin den WM-Titel gewann. So fährt sie nun im Dienst des Regenbogentrikots.

"Leute wie Lizzie oder Danny (Stam, ihr Sportdirektor) wissen, dass ich mir bis zum letzten Meter den Arsch aufreiße", sagt sie. "Deshalb werde ich auch nicht an den Ergebnissen gemessen." Ihre Vertragsverlängerung für die Saison 2016 - ihre vierte in dem niederländischen Team - hatte sie daher recht früh in der Tasche, obwohl bis auf den achten Platz bei der Deutschen Meisterschaft in Bensheim kein Top-10-Resultat außerhalb von Mannschaftszeitfahren in ihrer Saisonstatistik steht.

"Sicher würde ich mich freuen, wenn ich noch ein besseres Ergebnis hätte. Aber ich weiß, dass ich Helferin bin und bin damit glücklich", so Kasper, die diese Rolle auch in Richmond erfüllte, als sie mehrere Angriffe der Konkurrenz mitging und schließlich in einer neunköpfigen Spitzengruppe auf die Schlussrunde kam, in der sie sich auf Geheiß von Bundestrainer André Korff aber zurückhielt. "Ich werde mich sicher nicht gegen das Team stellen, um auf eigene Kappe zu fahren, wenn ich bei Olympia in Rio dabei sein will", winkt sie angesichts der Spekulationen ab, dass bei besserer Zusammenarbeit der Spitzengruppe ein Top-Ergebnis möglich gewesen wäre.

Für Rio aber, das weiß auch Kasper, braucht sie noch ein paar Ergebnisse - für sich selbst, und auch fürs Team, damit Deutschland bei den Olympischen Spielen vier Startplätze hat. "Das Frühjahr wird wichtig", sagt Kasper, die ein ähnliches Rennprogramm vor sich hat wie 2015. Los geht es in Katar und über die "Strade Bianche" in der Toskana zu beinahe allen belgisch-niederländischen Frühjahrs-Klassikern. Dabei hofft sie vor allem beim Women's WorldTour-Rennen Ronde van Drenthe, wo sie 2015 Zwölfte war, auf Chancen, sich im Finale noch zu zeigen.

Richtig bergige Rennen sind nicht Kaspers Stärke, weshalb auch die Trofeo Alfredo Binda im März und der Flèche Wallonne im April seit 2012 nicht mehr auf ihrem Rennplan standen, doch für Rio sieht sie sich trotzdem als geeignete Wahl. "Es ist nicht das ganze Olympiarennen schwer, sondern nur das Finale. Davor werden trotzdem Leute gebraucht, die die Arbeit übernehmen", ist sie sicher.

Was sich 2016 nicht wiederholen darf, wenn Kasper im August als Athletin nach Brasilien reisen will, ist der 25. April 2015. Da nämlich stürzte sie beim niederländischen Omloop van Borsele schwer und zog sich einen Schlüsselbeinbruch zu. "Die erste Woche danach war gerade psychisch ein krasser Rückschlag", erinnert sie sich heute, dass sie einfach nicht wusste, was sie erwartet und Angst vor vier Wochen ohne Rad hatte.

Doch tatsächlich saß sie sechs Tage nach dem Sturz und vier Tage nach einer erfolgreichen Operation wieder auf der Rolle sowie nach anderthalb Wochen wieder auf dem Straßenrad. "Ich hatte den Rückhalt von Dr. Brock aus Leipzig, der gesagt hat: Es ist operiert und Du kannst alles machen, was schmerzfrei geht", so Kasper, deren Trainer Mario Vonhof ihr half, das Gute zu sehen: "Er hat gesagt: Es war der richtige Zeitpunkt, denn so habe ich Dich wenigstens für eine einwöchige Pause vom Rad bekommen." Diese Trainingspause war am Ende des harten Frühjahrs ohnehin geplant, und so litt nur die Erholung unter der Verletzung, weniger das Rennprogramm.

Trotzdem: Kaspers Auftritt bei der WM in Richmond war am Ende einer Saison mit Schlüsselbeinbruch nicht selbstverständlich. Und so fällt ihr auch ein Vierteljahr später sofort dieser Tag ein, wenn man sie nach dem Höhepunkt ihres Jahres 2015 fragt. "Definitiv die WM - mein eigenes Rennen dort! Das hätte ich nach dieser Saison nicht erwartet."

Hier punktete Kasper 2015:
13. Omloop Het Nieuwsblad (1,5 Punkte)
12. Ronde van Drenthe (8)
2. Mannschaftszeitfahren Energiewacht Tour (4)
3. Mannschaftszeitfahren Vargarda (3)

Romy Kasper im Interview nach dem WM-Straßenrennen von Richmond:

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.02.2016Der nächste Schritt: Rundfahrtsiege statt Regenbogentrikot

(rsn) - Das Regenbogentrikot verloren, aber trotzdem einen großen Schritt nach vorne gemacht: So könnte man Lisa Brennauers Jahr 2015 wohl in einem Satz zusammenfassen. Doch für die Allgäuerin bed

01.02.2016Kapitänsrollen geerbt und sofort voll ausgefüllt

(rsn) - Als Christine Majerus am 17. Juni in Aldeburgh mit ihren Teamkolleginnen auf dem Podium stand und die Zeremonien über sich ergehen ließ, war ihr alles andere als zum Jubeln zumute. Die Luxem

31.01.2016Als Helferin Gold wert und trotzdem so erfolgreich wie lange nicht

(rsn) - Mit nach oben gestreckten Armen und den Blick gen Himmel gerichtet kniet Trixi Worrack auf der East Broad Street in Richmond, Virginia. Die zu diesem Zeitpunkt gerade noch 33-Jährige genießt

30.01.2016Nach schwierigem Jahr jetzt die Olympia-Medaille im Visier

(rsn) - Am 29. März hätte auf einen Schlag sehr viel vorbei sein können. Als Claudia Lichtenberg beim Frühjahrsklassiker Gent-Wevelgem im Sturm von einer Böe erwischt und von der Straße geworfen

30.01.2016Ein Jahr zwischen Magenproblemen und sportlichem Erfolg

(rsn) - Platz fünf - soweit vorne stand Österreichs Nummer eins in der Radsport-News-Jahresrangliste noch nie. Doch auch wenn das auf eine erfolgreiche Saison hindeutet, betont Martina Ritter: "Es w

29.01.2016Der Konkurrenz als Gast das Fürchten gelehrt

(rsn) - Mountainbikerinnen, die auch auf der Straße Erfolg haben, sind keine  Seltenheit. Und im Jahr 2015 reiste die Französin Pauline Ferrand-Prevot sogar für einen Monat als Weltmeisterin in be

29.01.2016Titelgewinne im Reifeprozess

(rsn) - Mit großen Augen steht Mieke Kröger in der Mathildenstraße in Einhausen vor dem Radgeschäft von Algis Oleknavicius, dem Veranstalter der Deutschen Straßenmeisterschaften 2015. Gerade ist

17.01.2016Im April platzte der Knoten endlich

(rsn) - Nach einem für sie selbst enttäuschenden ersten Jahr im Elite-Peloton gelang Anna Knauer 2015 der wichtige nächste Schritt: Die 20-Jährige bekam von ihrem Team Rabobank-Liv erstmals das Ve

16.01.2016Erneuter Teamwechsel nach "brutal hartem Lehrjahr"

(rsn) - Krankheit, Verletzungen, Probleme im Team und beim Verband: Für Doris Schweizer war das Jahr 2015 eines zum Vergessen. "Alles in allem würde ich es als ein brutal hartes Lehrjahr verbuchen",

15.01.2016Eine Saison zwischen Straßen-Rückschlägen und Bahn-Medaillen

(rsn) - Mit einem Titelgewinn endete für Charlotte Becker kurz vor Weihnachten ein sehr langes Radsport-Jahr: Am 18. Dezember entschied sie in Frankfurt an der Oder die Deutschen Meisterschaften im S

14.01.2016Triumph auf der Bahn, Weiterentwicklung auf der Straße

(rsn) - Weltmeisterin. Besser hätte das Jahr 2015 für Stephanie Pohl nicht beginnen können. Die Cottbuserin streifte vor den Toren von Paris am 18. Februar überglücklich das Regenbogentrikot übe

13.01.2016Das Tor zur WM blieb für die Altmeisterin zu

(rsn) - Nach einem völlig verkorksten Jahr 2014 mit einem krankheitsbedingten Rückschlag nach dem anderen, hat Hanka Kupfernagel in der Saison 2015 endlich wieder Straßensiege gefeiert. Die inzwisc

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig groß waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier interessante Pro

04.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber trotzdem eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten den ganzen Tag rund

04.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)