Giant-Kapitän muss sich weiter in Geduld üben

Geschke verlor im Finale die Nerven - Degenkolb Vierter

Von Felix Mattis aus Le Havre

Foto zu dem Text "Geschke verlor im Finale die Nerven - Degenkolb Vierter"
John Degnekolb (Giant-Alpecin) muss weiter auf seinen ersten Tour-Etappensieg warten. | Foto: Cor Vos

10.07.2015  |  (rsn) - „Dege, sorry, ich habe ein bisschen die Nerven verloren. Ich hätte ruhiger fahren sollen, oder?" Als Simon Geschke am Mannschaftsbus von Giant-Alpecin auf John Degenkolb traf und sich neben ihn auf die Rolle setzte, gab er sofort offen und ehrlich zu, dass er im Finale der 6. Etappe in Le Havre einen Fehler gemacht hatte, und erklärte: „Cofidis wollte vorbei und ich wollte nicht, dass wir eingebaut werden."

„Alter, es war doch noch so weit", antwortete Degenkolb. „Wenn Du ruhig geblieben wärst und Stybar zurückgeholt hättest, wäre alles perfekt gewesen." Das deutsche Duo vollzog die für gewöhnlich im Innern des Busses hinter verschlossenen Türen stattfindende Fehleranalyse in aller Öffentlichkeit. Zu verbergen gab es ohnehin nichts, jeder hatte gesehen, dass Geschke gut 1.000 Meter vor dem Ziel plötzlich einige Meter vor dem Feld fuhr, anstatt seinen Kapitän den Zielberg hinaufzuziehen.

Trotzdem vermied Degenkolb es, die Szene auch in den anschließenden Interviews anzusprechen. „Warren (Barguil, der in den Sturz von Tony Martin verwickelt wurde, d. Red.) hat gefehlt, denn als Stybar attackierte, waren Simon und ich alleine und konnten die Lücke nicht mehr schließen", sagte er in die laufenden Kameras. „Das ist ein schade, aber ich glaube, dass wir ganz gut gefahren sind. Im Sprint war ich ein bisschen an der Bande eingebaut, und deshalb ist nur Platz vier herausgekommen."

Als Geschkes Kraft verbraucht war und Stybar allein davon marschierte, übernahm kurzzeitig noch Katusha die Verfolgung, doch auch Alexander Kristoffs Helfer schafften nicht den Anschluss - und ansonsten waren die sprintstarken Männer weitgehend auf sich allein gestellt. „Niemand hat die Energie investiert, ihn zurückzuholen", sagte Degenkolb. „Wenn ich da selbst hinterherfahre, hole ich den Etappensieg nicht mehr, wenn die Anderen an meinem Hinterrad sitzen."

Erst auf den letzten, 400 leicht abschüssigen Metern spannte sich noch einmal Joaquim Rodriguez für Kristoff vor die Gruppe, doch es war zu spät, Stybar zu weit weg. So konnte auch Peter Sagan (Tinkoff-Saxo), an dessen Hinterrad vorher alle Sprinter gesessen hatten, als er an der Spitze der Gruppe hinter Tony Martins Teamkollegen herfuhr, nur noch auf Rang zwei sprinten.

Für Degenkoilb ging der Traum vom Tour-Etappensieg auch auf seiner 48. Tour-Etappe nicht in Erfüllung, doch der 26-Jährige machte in Le Havre trotzdem keinen allzu unglücklichen Eindruck. „Klar war ich nach der 4. Etappe enttäuscht, weil es für mich eine Spezielle war und ich mich gut gefühlt habe", blickte er nochmal auf das Kopfsteinpflaster zurück. „Aber ich glaube nicht, dass es der richtige Weg zum Etappensieg wäre, wenn ich jetzt verkrampfen würde. Geduld ist nicht meine große Stärke, aber im Moment gelingt es mir ganz gut, ruhig zu bleiben. Ich kann mit meiner Form zufrieden sein, die Werte sind gut und die Tour ist noch lang."

Während den meisten Sprintern wie Mark Cavendish (Etixx-Quick-Step) die Zeit davonläuft, weil nur noch zwei Flachetappen warten, dürfte der Deutsche noch mehrere Chancen bekommen - unter Umständen sogar im Zentralmassiv aus einer Ausreißergruppe heraus.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2015Prudhomme: "Forderung absurd hoch und unbegründet"

(rsn) –Tour-Direktor Christian Prudhomme bestreitet die Rechtmäßigkeit der Forderung des Niederländischen Radsportverbands (KNWU), der von der ASO 140.000 Euro für den Grand Départ der Frankrei

03.11.2015Niederländischer Verband wartet auf Geld von der ASO

(rsn) - Der Niederländische Radsportverband KNWU hat sich an die UCI gewendet, weil er seit vier Monaten auf eine Zahlung der ASO in Höhe von 140.000 Euro wartet. Das berichtet das niederländische

16.08.2015Dopingproben der Tour sollen erneut getestet werden

(rsn) - Keiner soll sich sicher fühlen! Auch nicht, wenn die Rennen rum sind. Deshalb sollen die Dopingproben der gerade beendeten Tour de France nachträglich auf das neue Epo-Stimulanzmittel 

30.07.2015Bahamontes traut Valverde den Tour-Sieg zu

(rsn) – Federico Bahamontes traut Alejandro Valverde (Movistar) den Tour-Sieg zu und hat seinen Landsmann aufgefordert, im kommenden Jahr das Gelbe Trikot ins Visier zu nehmen. „Wenn er Dritter ge

28.07.2015Voß war zu früh in Topform

(rsn) – Auf die Frage, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de France für ihn verlaufen sei, fand Paul Voß gegenüber radsport-news.com nur zwei Worte: „Nicht zufriedenstellend.“ Nach seh

27.07.2015Wie kommt der „Engel" ins Tour-Finale?

(rsn) - Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das von Philousport bei Twitter eingestellte Video (siehe die beiden Links unten) betrachteten. Es sah aus, als stünde ein „Engel" mit flatternden F

27.07.2015Jugendlicher Schwarzfahrer soll Absperrung durchbrochen haben

Paris (dpa) - Ein Jugendlicher ohne Führerschein ist wohl für den Zwischenfall vor dem Finale der Tour de France am Sonntag verantwortlich, bei dem die Pariser Polizei Schusswaffen einsetzte.

27.07.2015Denk: „Das Glück war nicht auf unserer Seite"

(rsn) - Ein Etappenpodium, zwei weitere Platzierungen in den Top Ten, der 25. Platz in der Gesamtwertung sowie zwei Auszeichnungen als aktivster Fahrer sind die Bilanz des deutschen Bora-Argon 18-Team

27.07.2015Nun will Greipel auch in Hamburg seinen ersten Sieg

Paris (dpa/rsn)- Am Sonntag gewann André Greipel (Lotto Soudal) erstmals in seiner Karriere die letzte Tour-Etappe auf den Champs Élysées. Im Ziel wartete sein Jugendtrainer Peter Sager um mit dem

27.07.2015Brailsford: „Die Kritiker haben uns geholfen, die Tour zu gewinnen“

Paris (dpa/rsn) - Erst gab es Dosenbier, dann Champagner - und aus den Boxen dröhnte der bei solchen Gelegenheiten unvermeidliche Queen-Hit „We are the Champions“. Bevor Christopher Froome

27.07.2015Movistar die beste Mannschaft, aber Sky stellt den Sieger

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

27.07.2015Lotto Soudal dominiert die Sprints, IAM erreicht sein Ziel

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)