Giro-Vorschau: 20. Etappe, Schlanders - Tre Cime di Lavaredo, 203 km

Showdown an den „Drei Zinnen"

Foto zu dem Text "Showdown an den „Drei Zinnen
Das Profil der 20. Etappe des Giro d´Italia 2013 | Foto: RCS Sport

24.05.2013  |  (rsn) - Vorbemerkung der Redaktion: Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen musste die Strecke abgeändert werden. Die Vorschau bezieht sich auf den Stand vor dem 24. Mai.

Vorentscheidungen sind im Verlauf dieses Giro bereits viele gefallen, doch der wichtigste Tag ist dieser 25. Mai. Wenige Stunden, bevor im Londoner Wembley-Stadion der FC Bayern München und Borussia Dortmund um den Champions-League-Titel kicken, geht es in den Dolomiten um den Giro-Sieg - und das „Stadion“ dort könnte kaum beeindruckender sein.

Die Etappe zu den „Drei Zinnen von Lavaredo“ ist so hart, dass hier noch einmal alles auf den Kopf gestellt werden kann. Selbst wenn der Mann in Rosa einige Minuten Vorsprung haben sollte -, diese Achterbahnfahrt durch die Dolomiten kann ihn problemlos in Gefahr bringen, wenn er nicht hellwach und topfit ist.

Die Strecke: 202 Kilometer, Bergankunft, 2 Zwischensprints, 3 Berge der 2. Kat., 2 Berge der 1. Kat.

65 leicht abfallende Kilometer sorgen nach dem Start in Schlanders dafür, dass die Fahrer warm sind, wenn in Kardaun die Berg- und Talfahrt beginnt. Zunächst muss das Peloton mit dem Karerpass (Kilometer 90,6) und dem Passo di San Pellegrino (Kilometer 117,6) zwei Berge der 2. Kategorie bezwingen, die zwar bereits mehr als 2000 Höhenmeter überwinden, aber trotzdem nicht mehr als das Vorgeplänkel darstellen. Es folgt eine 19 Kilometer lange Abfahrt nach Cencenighe Agordino, von wo es direkt wieder bergan geht.

Die nächsten zwölf Kilometer steigen zwar nur leicht an, führen aber direkt nach Caprile (Kilometer 148,5) und somit an den Fuß des Passo Giau, der mit seinen knapp 16 Kilometern auf 2236 Meter hinaufführt. In Selva di Cadore (Kilometer 153,7) wird es zwar kurzzeitig für die erste Sprintwertung des Tages etwas flacher, dafür haben es die anschließenden zehn Kilometer zur Giau-Bergwertung (1. Kategorie) mit durchschnittlich 9,5 Steigungsprozenten so richtig in sich.

Vom Gipfel geht es 1000 Höhenmeter wieder hinunter nach Cortina d’Ampezzo (Kilometer 181), wo nach der zweiten Sprintwertung schließlich das große Finale beginnt. Es warten der 7,9 Kilometer lange und über 7 Prozent steile Passo Tre Croci (2. Kategorie) sowie ein sieben Kilometer langes welliges Stück durch eine Senke und letztendlich der sieben Kilometer lange Schlussanstieg, dessen Steigung bis auf eine 1,8 Kilometer lange Zwischen-Abfahrt ständig im zweistelligen Bereich liegt. Rund 1,5 Kilometer vor dem Zielstrich wird eine 18 Prozent steile Rampe schließlich dafür sorgen, dass oben voraussichtlich nur noch Solisten ankommen.

Die Giro-Historie: Merckx der erste offizielle Sieger

Fünf Giro-Etappensieger haben die „Drei Zinnen“ bereits hervorgebracht, und der Name jedes Einzelnen ist mit großen Geschichten verbunden - wenn auch, wie bei Riccardo Ricco, der hier 2007 gewann, teilweise eher großen traurigen Geschichten. Der erste offizielle Sieger dort oben war kein geringerer als Eddy Merckx, dessen Stern als großer Rundfahrer an den Tre Cime di Lavaredo 1968 aufging. Hier holte er sich das Rosa Trikot durch seinen Etappensieg und gab es bis zum Schlusstag in Neapel nicht mehr ab - sein erster Gesamtsieg bei einer Grand Tour.

Doch schon ein Jahr zuvor hatte Merckx beim Giro die „Drei Zinnen“ erklommen - damals als Zweiter hinter Gesamtsieger Felice Gimondi. Allerdings wurde die 19. Etappe nachträglich wegen widriger Bedingungen annulliert. Hinter den Top-Stars der Szene mussten viele Fahrer auf der schneebedeckten Straße angeschoben werden, damit sie nicht vom Rad fielen.

Die Region: Bild mit Wiedererkennungswert

Die „Drei Zinnen“ sind eines der beliebtesten Foto-Motive der Alpen und ziehen Jahr für Jahr viele Touristen an. Sie sind zu Fuß recht einfach zu erreichen und von den Terrassen diverser Wanderhütten zu bestaunen. Und wem das nicht reicht, der packt Seile und Klettergurt ein, um selbst Bestandteil der vielen Touristen-Fotos zu werden - als kleiner bunter Punkt irgendwo in den zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden Felswänden.

Die Radsport-News-Prognose: Wer am Passo Giau mutig ist, könnte belohnt werden

Egal wie es im Gesamtklassement steht, auf der letzten Bergetappe des Giro dürfen wir uns auf ein brutales Kräftemessen gefasst machen. Bereits am Karerpass und dem San Pellegrino wird das Hauptfeld von den Kletterer-Teams zu einem hohen Tempo getrieben werden, so dass es immer kleiner wird.

Wenn die Fahrer sich dann auf die letzten 50 Kilometer begeben und den Passo Giau hinaufklettern, dann könnte dieses kontrollierte Zerkleinern der Gruppe aber schon vorbei sein. Denn wer auch immer noch in Reichweite des Giro-Sieges liegt, aber mehr als nur ein paar Sekunden Rückstand hat, der muss bereits hier seinen Kontrahenten auf den Zahn fühlen. Gut möglich, dass ein Fahrer an einem perfekten Tag mit einer Attacke am Giau mehrere Minuten aufholt und den gesamten Giro auf den Kopf stellt. Denn wenn der Mann in Rosa hier nicht folgen kann, dann wird er es auf den verbleibenden Kilometern sehr schwer haben, sich noch einmal zu erholen.

Sollte dieser Angriff jedoch ausbleiben, so warten mit den Tre Croci und den Tre Cime noch immer zwei Steigungen, die als Abschussrampe dienen können. Doch egal, wie es läuft: Wer bei der Siegerehrung an den Drei Zinnen das Maglia Rosa überstreift, der hat sich den Giro-Sieg wahrlich verdient.

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