Interview mit Patrick Gretsch

"Ich habe sehr ehrgeizige Ziele"

Foto zu dem Text "
Patrick Gretsch (HTC-Highroad) Foto: ROTH

24.06.2011  |  (rsn) - Patrick Gretsch (HTC-Highroad) ist einer der besten deutschen Zeitfahrer. Das bewies er wieder am Freitag mit Platz drei im Zeitfahren der Deutschen Meisterschaften in Neuwied. Im Interview mit Radsport News sprach der 24 Jahre alte Erfurter am Rande der DM über seinen ersten Profisieg, sein Abschneiden bei den nationalen Titelkämpfen, mögliche WM-Hoffnungen und seine berufliche Zukunft. Gretschs Vertrag läuft Ende des Jahres aus.

Sie haben bei der ZLM-Tour im Prolog Ihren ersten Profisieg gefeiert. Wie groß war die Freude und die Erleichterung?

Gretsch: Sehr groß. Es war ein langer Weg bis dahin. Ich habe sehr ehrgeizige Ziele. Von daher bin ich sehr froh, dass es jetzt geklappt hat. Gerade nachdem ich im abschließenden Zeitfahren des Giro mit einem Defekt Pech hatte. Sonst wäre ich da sicher auch auf das Podium gefahren.

Mit welchen Zielen sind Sie zur Zeitfahr-DM angereist?

Gretsch: Mein Ziel war das Podium und so gut wie möglich abzuschneiden. Mit einer sehr guten Leistung wollte ich mir auch meinen WM-Platz sichern.

Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Gretsch: Ich bin mit meinem Rennen voll und ganz zufrieden. Meine Wattwerte haben sich im Vergleich zum Vorjahr zum Beispiel deutlich verbessert. Mit meiner persönlichen Leistung bin ich also zufrieden. Dass Bert und Tony schneller waren, das muss ich akzeptieren. Ich bin noch jung. Meine Zeit wird noch kommen.

Sind Sie auch in anderen Bereichen stärker geworden?

Gretsch: Ja, auch am Berg. Ich merke durch den Giro, dass da eine körperliche Entwicklung stattgefunden hat. Ich bin in der Lage, mehr Leistung zu erbringen und das auch über einen längeren Zeitraum.

Wie haben Sie sich vom Giro, Ihrer ersten großen Landesrundfahrt, erholt?

Gretsch: Ich habe viel mit Freunden unternommen, um den Kopf frei zu bekommen. Ich habe auch wenig trainiert. Das Rennen in Philadelphia habe ich mehr als Urlaub angesehen.

Wie geht es für Sie nun weiter?

Gretsch: Ich fahre die Österreich-Rundfahrt. Da ist ein sehr schönes Zeitfahren dabei und ich möchte schauen, wie weit ich in der Gesamtwertung kommen kann. Das wird schwer, aber die Strecke ist schon recht zeitfahrerfreundlich gemacht mit weniger Bergankünften.

Ist als Dritter der Zeitfahr-DM nun die Hoffnung auf eine WM-Teilnahme gestorben?

Gretsch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich gebe weiterhin mein Bestes. Wer weiß, was noch passieren wird?

Ihr Vertrag läuft zum Jahresende aus. Wie geht es weiter?

Gretsch: Ich möchte gerne beim Team bleiben und hoffe, dass es weiter bestehen wird. Die Stimmung in der Mannschaft ist super. Es macht riesigen Spaß. Das ist mir sehr wichtig. Deshalb würde ich es sehr schade finden, wenn es mit dem Team nicht weitergehen würde.

Haben Sie sich schon nach Alternativen umgeschaut?

Gretsch: Ja klar. Ich habe schon zwei andere Angebote. Aber wie gesagt. Ich fühle mich bei HTC-Highroad sehr wohl und hoffe, dass ich bleiben kann. Wenn nicht, dann muss man sehen.

Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer ehemaligen Thüringer Energie-Teamkollegen Marcel Kittel und John Degenkolb? Vergleichen Sie sich mit den Beiden?

Gretsch: Sie haben sich super entwickelt. Jeder Sportler muss seinen Weg finden. Klar vergleiche ich mich ein wenig mit Ihnen. Aber Sie sind andere Fahrertypen, haben ihre Stärken im Sprint, ich habe sie im Zeitfahren. Aber jeder von uns hat den Anspruch, Rennen zu gewinnen. Um als Zeitfahrer in die Weltspitze zu gelangen, braucht es wohl etwas mehr Zeit. Ich mache meine Fortschritte und bin fest davon überzeugt, dass ich in zwei Jahren auch mehr Rennen gewinnen kann.

Nicht nur im Zeitfahren?

Gretsch: Ja, ich habe gezeigt, dass ich bei bergigen Rennen gut fahren kann. Beim Giro auf der Königsetappe war ich 36. Davon kann man sich nichts kaufen, aber ich war sehr zufrieden. Man muss auch immer beachten, dass ich noch sehr jung bin. Aber wer weiß, was in zwei, drei Jahren ist.

Wo sehen Sie sich in zwei, drei Jahren?

Gretsch: Ich bin eher der Zeitfahrer, der auch bei kleineren Rundfahrten gut fahren kann. Die Tour werde ich aber sicher nicht gewinnen können.

Aber dennoch ist die Tour für Sie ein Thema?

Gretsch: Dieses Jahr bin ich den Giro als erste große Rundfahrt gefahren, habe das Rennen gut verkraftet und gesehen, dass ich solche Rundfahrten gut fahren kann. Deswegen hoffe ich, dass ich nächstes Jahr für Tony Martin Helfer in Frankreich sein kann.

Apropos Tony Martin - Was trauen Sie ihm bei der Tour in diesem Jahr zu?

Gretsch: Ich habe ihn lange nicht gesehen. Aber er ist megadünn, wie ich heute festgestellt habe. Er hat gezeigt, dass er zu den besten Zeitfahrern zählt. Ich traue ihm auf jeden Fall eine Top Ten-Platzierung zu.


Mit Patrick Gretsch sprach Christoph Adamietz.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.06.2011Wagner: "Ich werde jetzt nicht durchdrehen"

(rsn) - Robert Wagner (Leopard-Trek) trägt seit Sonntag das schwarz-rot-goldene Meistertrikot. Am Tag nach seinem größten Karriereerfolg sprach Radsport News mit dem gebürtigen Magdeburger über d

27.06.2011Robert Wagner - Deutscher Meister der Herzen

(rsn) – Robert Wagner ist auch ein Deutscher Meister der Herzen. Wohl keinem im Peloton hätte man diesen Coup mehr gegönnt als dem 28-jährigen Magdeburger. Die gesamte nationale Elite freute sich

27.06.2011NetApp: WorldTour wohl erst 2013

(rsn) - Im Gespräch mit Radsport News ziehen Jens Heppner und Enrico Poitschke, die beiden Sportlichen Leiter des deutschen NetApp-Teams, eine Zwischenbilanz der ersten Saison als Zweitdivisionär. D

26.06.2011Die Siegerpressekonferenz zum Männer-Eliterennen

(rsn) - Robert Wagner (Leopard-Trek) ist neuer Deutscher Meister. Verfolgen Sie exklusiv auf Radsport News, was der Überraschungssieger sowie der zweitplatzierte Gerald Ciolek (QuickStep) und der Dri

26.06.2011Wagner erfüllt sich seinen Traum

Neuwied (rsn) - Die Topsprinter wurden bei den Deutschen Meisterschaften in Neuwied als Favoriten gehandelt. André Greipel (Omega Pharma-Lotto), Marcel Kittel (Skil Shimano) und John Degenkolb (HTC-H

26.06.2011Wagner sprintet ins deutsche Meistertrikot

(rsn) – Robert Wagner (Leopard-Trek) hat bei den Deutschen Meisterschaften in Neuwied den bisher größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 28 Jahre alte Magdeburger gewann am Sonntag das Straß

26.06.2011Live-Konferenz auf Radsport News

(rsn) - Verfolgen Sie ab ca. 14 Uhr die Live-Konferenz der Nationalen Meisterschaften aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg als Audiostream. Watch live streaming video from muax at li

26.06.2011Die Siegerpressekonferenz zum Frauen-Rennen

(rsn) - Ina Yoko Teutenberg hat für das Team HTC Highroad den dritten Sieg bei der diesjährigen DM in Neuwied eingefahren. Was die Deutsche Meisterin, die Zweitplatzierte Judith Arndt (HTC Highroad)

26.06.2011Teutenberg setzt HTC-Siegesserie fort

(rsn/sid) - Ina Yoko Teutenberg hat die Erfolgsserie des Teams HTC-Highroad bei der DM in Neuwied fortgesetzt. Sie siegte im Frauenrennen nach 112 Kilometern vor ihrer Teamkollegin Judith Arndt, die

26.06.2011Wer wird Deutscher Meister?

Neuwied (rsn) - So richtig durchorganisiert wirken die Deutschen Meisterschaften in Neuwied nicht. "Wir wären froh, wenn wir mal eine Startliste bekommen würden", klagt einer der zahlreich anwesende

26.06.2011Deutsche Meisterschaften Sonntag live

(rsn) - Wir probieren etwas Neues: Enrico Muax und Radsport News berichten ab 14 Uhr live von den nationalen Meisterschaften in Deutschland (Neuwied), Luxemburg, Österreich (Eisenstadt) und der Schwe

25.06.2011Grabsch: Einer meiner wichtigsten Siege

(rsn) - Bert Grabsch (HTC Highroad) hat am Freitag in Neuwied seinen vierten Deutschen Meister-Titel im Zeitfahren binnen der letzten fünf Jahre eingefahren. Im Interview mit Radsport News erklärte

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2024Nächster Sieg: De Lie zeigt auch beim Circuit de Wallonie auf

(rsn) - Die deutschen und österreichischen Kontinental-Teams haben sich beim hochkarätig besetzten Circuit de Wallonie (1.1) achtbar aus der Affäre gezogen. Beim Sieg des Belgiers Arnaud De Lie (Lo

09.05.2024Kampf gegen die Uhr mit schwerem Finale

(rsn / ProCycling) – Zum ersten Mal seit 2017 gab es am Eröffnungswochenende der Italien-Rundfahrt kein Einzelzeitfahren. Trotz der kniffligen Etappe rund um Turin, der Ankunft in Oropa und der Sc

09.05.2024Highlight-Video der 6. Etappe des Giro d´Itala

(rsn) – Pelayo Sánchez (Movistar) hat auf der 6. Etappe des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. Der 24-jährige Spanier setzte sich über 180 hügelige Ki

09.05.2024Alaphilippe: “Komme meinem Topniveau näher“

(rsn) – Auf der Strade-Bianche-Etappe des 107. Giro d’Italia hielten die Favoriten die Beine still. Stattdessen dominierten auf den 180 Kilometern durch die Toskana inklusive dreier Gravel-Sektore

09.05.2024Sanchez spart Kraft und schlägt Alaphilippe im Sprint

(rsn) - Pelayo Sanchez (Movistar) hat die 6. Etappe des 107. Giro d’Italia von Viareggio nach Rapolano terme über 180 Kilometer und drei Schottersektoren gewonnen. Im Dreiersprint war der Spanier s

09.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 6. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

09.05.2024Cavendish holt sich die 2. Etappe, Voltr das Gelbe Trikot

(rsn) – Nachdem er sich zum Auftakt noch mit Rang sechs hatte begnügen müssen, hat sich Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) die 2. Etappe der 45. Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) gesichert. Der 38-jährige

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

09.05.2024Lipowitz muss den Giro vor der 6. Etappe verlassen

(rsn) – Nach nur fünf Tagen ist das Grand-Tour-Debüt von Florian Lipowitz bereits wieder beendet. Wie Bora – hansgrohe vor dem Start der 6. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) mitteilte, sei der

09.05.2024Schachmann: “Es wird heute schwer, in die Gruppe zu kommen“

(rsn) – Am sechsten Tag des 107. Giro d’Italia geht es auf die Schotterpisten. Auf den 180 Kilometern zwischen Viareggio und Rapolano Terme stehen drei Gravel-Sektoren an, auf denen vor allem die

09.05.2024Israel - Premier Tech beim Giro nur noch mit fünf Fahrern

(rsn) – Mit nur noch sechs Fahrern wird Israel - Premier Tech am Mittag in Viareggio zum Start der 6. Giro-Etappe antreten. Nachdem der Zweitdivisionär bereits am gestrigen späten Abend mitgeteilt

09.05.2024Für Pogacar geht es mehr um Risiko-Minimierung als um Attacke

(rsn) – Die Aufregung um seine Bekleidung hat sich erstmal gelegt. Auf der 5. Etappe des Giro d´Italia trug Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) keinen der UCI übel aufgestoßenen zweifarbigen Eintei

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)