Interview mit Columbia-Sprinter Greg Henderson

"Cavendish helfen und auch mal freie Fahrt bekommen"

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Greg Henderson (Columbia-High Road)

Foto: ROTH

27.01.2009  |  (rsn) - Greg Henderson geht in sein drittes Jahr beim T-Mobile-Nachfolger Columbia. Zum Saisonstart absolvierte der 32-jährige Neuseeländer die Tour Down Under. Im Interview mit Radsport News berichtet der Sprinter über seine Eindrücke bei seinem ersten Renneinsatz, erklärt, warum er erst mit 30 Jahren den Sprung in die ProTour schaffte, und erläutert die Unterschiede zwischen Rennen in den USA und Europa.

Vor wenigen Tagen ging mit der Tour Down Under Ihr erstes Saisonrennen zu Ende. Was waren Ihre Eindrücke und wie ist Ihre Form?

Henderson: Ich habe das Rennen wirklich geliebt. Es war nicht zu heiß und nicht zu lang, für das erste Saisonrennen genau richtig. Meine allgemeine Verfassung ist wirklich großartig, was auch mein vierter Platz auf der Schlussetappe gezeigt hat. Ich fühle mich fit und gesund. Das einzige, was noch fehlt, ist die Intensität, die man nur in den Rennen selbst bekommt.

In Australien gab es einen riesigen Trubel um Lance Armstrong. Wie haben Sie das erlebt?

Henderson: Ja, das war einfach unglaublich. Ich denke, dass das unserem Sport einfach gut tun muss. So bekommt der Radsport wieder viel Aufmerksamkeit durch die Medien und Lance selbst tut dabei etwas für seine Krebsstiftung.

Vor der Saison hat Gerald Ciolek das Team verlassen. Jetzt ist auch noch André Greipel bei der Tour Down Under schwer gestürzt und muss lange pausieren. Sehen Sie das als Ihre große Chance, in den Sprints auf eigene Rechnung fahren zu können?

Henderson: Ich werde sicherlich nicht die Rolle des Sprintkapitäns einnehmen, dazu haben wir ja noch den unglaublichen Mark Cavendish. Ich würde mich aber freuen, wenn ich in ein, zwei Sprintentscheidungen freie Fahrt bekäme.

Sehen Sie sich denn als reinen Sprinter?

Henderson: Im Sprint liegen schon meine Stärken. Ich schlage mich aber auch in kurzen Zeitfahren ganz gut und komme für einen Sprinter auch ordentlich über die Berge.

Was haben Sie sich für die Saison vorgenommen?

Henderson: Ich würde gern bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt starten und dort unserem Sprintkapitän helfen. Und vielleicht auch darauf offen, mal selbst eine Chance im Finale zu bekommen. Ein Unterschied zu den Vorjahren wird auf jeden Fall sein, dass ich auf die Bahnrennen verzichten werde.

Wie geht es für Sie jetzt nach der Tour Down Under weiter?

Henderson: Ich fahre als nächstes die Katar-Rundfahrt, danach steht die Murcia-Rundfahrt in Spanien auf dem Programm. Ich freue mich schon sehr, wieder nach Europa zurückzukehren.

Das Team Columbia ist ein sehr junges Team. Sie zählen mit Ihren 32 Jahren schon zu den ältesten Fahrern. Allerdings ist es auch erst ihre dritte ProTour-Saison. Sehen Sie sich eher als Ratgeber für die jungen Fahrer oder brauchen sie selbst noch Tipps?

Henderson: Man sieht mich schon eher als erfahrenen Mann an. Das liegt wohl auch daran, dass ich verheiratet bin und wir ein Kind erwarten. Was jedoch Ratschläge für das Rennen betrifft, lerne ich selbst noch jeden Tag dazu. Viele Rennen fahre auch ich erst zum ersten Mal in meiner Karriere. Ich habe allerdings keine Probleme damit, im Rennfinale das Kommando zu übernehmen. Sprintfinals ähneln sich eigentlich häufig und man verfährt nach dem gleichen Muster.

Sie sind erst mit 30 Jahren in die ProTour aufgestiegen. Wieso erst so spät?

Henderson: Der Hauptgrund liegt wohl darin, dass ich nach der Schule noch sechs Jahre studiert habe und meinen Abschluss an der Universität von Otago machte. Ich hatte niemals ernsthaft daran geglaubt, dass ich mit dem Radsport mal meinen Lebensunterhalt verdienen könnte.

Sie stammen aus Neuseeland, sind viele Jahre in den USA Rennen gefahren und bestreiten jetzt einen Großteil ihrer Renneinsätze in Europa. Was sind radsporttechnisch die größten Unterschiede zwischen Neuseeland, den USA und Europa?

Henderson: Ich bin vier Jahre in den USA Rennen gefahren, zuvor war ich Teil des neuseeländischen Bahnteams. Der größte Unterschied zu den Rennen in Europa ist der Geschwindigkeitsunterschied und die längere Distanz. Ich freue mich, dass ich jetzt mehr Rennen in Europa bestreiten kann, allerdings sind die Rennen schneller und länger. Die Geschwindigkeiten in den Sprints unterscheiden sich nicht wirklich. Auch in den USA gibt es viele schnelle Leute. Der Unterschied ist jedoch, dass in den USA nach 100 oder höchstens 160 Kilometern gesprintet wird. Da ist man in Europa noch lange nicht am Ziel angekommen.

Es heißt, sie seien der lustigste Kerl im Columbia-Team. Stimmt das?

Henderson: Vielleicht vom Äußeren her. Ich denke schon, dass ich einen recht guten Sinn für Humor habe und auch mal den einen oder anderen Witz raushaue. Ob ich der Lustigste bin? Schwer zu sagen.

Die Fragen an Greg Henderson stellte Christoph Adamietz.

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