Interview mit dem Sportlichen Leiter der Bremer Sixdays

Sercu: "Zabel, Bartko und Risi sind die Favoriten"

Foto zu dem Text "Sercu:

Patrick Sercu mit Erik Zabel beim Bremer sechstagrennen 2007

Foto: ROTH

17.12.2008  |  (rsn) - Bei der 45. Auflage des Bremer Sechstagrennens (08. - 13. Januar 2009) muss der Sportliche Leiter Patrick Sercu auf einen der großen Stars verzichten. Der belgische Titelverteidiger Iljo Keisse wurde beim Sechstagerennen von Gent positiv getestet und muss mit einer Dopingsperre rechnen. Trotz des Ausfalls von Keisse ist Sercu mit dem Fahrerfeld zufrieden, wie der ehemalige Bahnspezialist im Interview mitteilte. Allerdings hätte Sercu gerne Roger Kluge am Start gesehen. Dem Madison-Silbermedaillengewinner von Peking wurde aber vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wegen der parallel stattfindenden Weltcuprennen die Freigabe verweigert.

Wie sehr hat Sie die Nachricht geschockt, dass Iljo Keisse positiv getestet wurde?

Sercu: Das war natürlich ein großer Schock für uns alle. Für mich war das bei dem Jungen absolut nicht vorstellbar, ich kann es immer noch nicht begreifen. Aber Fakt ist, dass er positiv getestet wurde und nicht fahren darf und nicht fahren wird in Bremen. Welches verbotene Mittel er genommen hat und ob er wissentlich gedopt hat, das weiß wohl nur er selbst. Ich weiß allerdings, dass er völlig fertig mit den Nerven ist.

Sind Sie auch ohne Keisse zufrieden mit dem Fahrerfeld?

Sercu: Ja, im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Wenn ein Topfahrer fehlt, heißt das noch lange nicht, dass wir keine spannenden Rennen sehen. Ich kann nur hoffen, dass sich vor dem Startschuss kein Fahrer mehr verletzt.

Worauf achten Sie bei der Zusammenstellung des Fahrerfeldes?

Sercu: In allererster Linie natürlich auf Qualität. Für das größte Sechstagerennen der Welt sollte man auch die besten Sechstagefahrer verpflichten. Das ist uns weitgehend gelungen. Dann spielt es natürlich auch eine Rolle, wo das Rennen stattfindet. Bei einem Sechstage-Rennen in Deutschland sollte man schon darauf achten, dass der Großteil der Fahrer auch aus Deutschland kommt.

Gibt es einen Fahrer, den Sie gern in Bremen gesehen hätten und den sie nicht bekommen haben?

Sercu: Ich hätte Roger Kluge schon gern dabei gehabt. Er ist ein Riesentalent. Roger ist 2008 bei der Weltmeisterschaft in Manchester mit Olaf Pollack Zweiter im Madison geworden. Bei den Olympischen Spielen von Sydney hat er die Silbermedaille im Punktefahren geholt. Der hätte uns schon gut zu Gesicht gestanden.

Warum hat es nicht geklappt? Lag es an der geforderten Gage?

Sercu: Nein, das ist meistens das geringste Problem. Da einigt man sich recht schnell. Die Fahrer wissen selbst ganz gut, was sie fordern können. Sie kennen ihren Wert.

Woran lag es dann?

Sercu: Er hat keine Freigabe vom Bund Deutscher Radfahrer bekommen. Seit Jahren sind es dieselben Probleme. Einige Nationalfahrer können nicht bei den Sechstage-Rennen antreten, weil gleichzeitig die Weltcups ausgetragen werden. Das ist eine Sache, die ich absolut nicht verstehen kann. In dieser Wintersaison hat der Weltradsportverband UCI erneut fast alle Weltcups so terminiert, dass sie zeitgleich mit den großen Sechstagerennen stattfinden. Das hätte man anders lösen können. Wir haben oft genug darauf hingewiesen, aber die UCI stellt sich da stur.

Warum holen Sie keine Weltstars von der Straße auf die Bahn?

Sercu: Ganz einfach, die meisten können das nicht. Erik Zabel ist eine absolute Ausnahme. Klar, es gibt Straßenfahrer, die ursprünglich von der Bahn kommen. Solche haben wir auch dabei, wie Leon van Bon oder Olaf Pollack. Bei denen weiß ich um ihre Qualitäten auf der Bahn. Aber die wirklichen Topstars auf der Straße, die würden bei den Sechstage-Rennen nur hinterherfahren. In solchen Fällen ist es dann doch auch eine Frage des Preises. Ein echter Weltstar tritt nur für extrem hohe Gagen an. Aber was habe ich davon, wenn er so viel Geld kostet, wie fünf andere Teams zusammen und dann Letzter wird?

Wann wissen Sie, wie Sie die Teams zusammenstellen und worauf kommt es dabei besonders an?

Sercu: Man muss darauf achten, dass die beiden Rennfahrer zusammenpassen. Sowohl von der Mentalität her als auch von ihren fahrerischen Qualitäten. Wenn man zum Beispiel einen Sprintertypen und einen Verfolger zusammen fahren lässt, ist das zumeist eine gute Kombination. Einem jungen Fahrer sollte man einen erfahrenen Kollegen an die Seite stellen. Aber ich kann natürlich auch keinem der Favoriten einen deutlich schwächeren Partner an die Seite stellen, mit dem er dann nur hinterherfährt.

Wer sind Ihre Favoriten ?

Sercu: Es gibt drei Favoritenpaare. Erik Zabel und Leif Lampater, Robert Bartko mit seinem neuen Partner Andreas Beikirch und natürlich das Team Bruno Risi/Danny Stam. Die sind nach ihrem Sieg in Zürich ein ganz heißer Kandidat für Bremen. Sie haben beide eine unglaubliche Erfahrung und sie verstehen sich prächtig.

Welches Fahrerpaar kann für Überraschungen sorgen?

Sercu: Kenny de Ketele ist in Amsterdam sehr gut gefahren, sein Partner Leon van Bon ist ein alter Hase. Den beiden traue ich durchaus etwas zu. Bei Olaf Pollack und Franco Marvulli muss man abwarten, wie sie harmonieren und ob Marvulli genau so gut in Form ist wie er es gerade in Zürich war.

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