Vuelta-Kolumne - Das Graue Trikot

Rey-bellin regiert weiter

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Rey-bellin regiert weiter"

Davide Rebellin (Gerolsteiner) auf der 8. Etappe der Vuelta a Espana.

Foto: ROTH

14.09.2008  |  Davide Rebellin hat's geschafft. Als Bester der Ü35-Wertung hat er sich seit gestern endgültig seines Spitznamens Tintin entledigt. Seit der Ankunft am mythischen Angliru heißt Tintin, zumindest in der Wertung Graues Trikot, nur noch Rey-bellin. Er ist nämlich der absolute König (Rey) der Vuelta-Senioren. Im Schützenverein wäre Davide der Alterskönig.

Nicht nur Alberto Contador hat gestern bei der Zieldurchfahrt bildlich den Vogel abgeschossen. Gleiches gilt sicherlich auch für Rebellin, der mit großem Abstand der Schnellste der neun Senioren war. Seine schon 1999 sensationelle Platzierung als Neunter am Angliru hat Rey-bellin zwar knapp verpasst. Sei's drum. Was ohnehin mehr wiegt: Er hat den am Berg favorisierten Chechu Rubiera um mehr als vier Minuten distanziert. Was soll jetzt noch zwischen den neuen Kletterstar der Gerolsteiner Sprudler und das Graue Trikot in Madrid kommen? Geschieht nichts Unschönes, dürfte Rey-bellin nur noch schwer vom Thron zu stoßen sein.

Aber man denke an Igor Anton, den ungekrönten Jung-König des Angliru. Oder an die böse WM. Hoffentlich wird Davide nicht vorzeitig vom italienischen Coach zurück an den Appenin beordert! Fairerweise sollte heute nicht nur von Rey-bellin geschwärmt werden. Auch Chechu Rubiera hat gestern Großes geleistet. Weil Hilde Klöden nach drei Anstiegskilometern ein wichtiges Telefonat entgegen nehmen musste, war es an Chechu, seine Kapitäne weiter den Angliru hochzuziehen. Das machte er ganz fabelhaft. Kurz nachdem Chechu das Tempodiktat-Heft in die Hand genommen hatte, war es um den bis dahin führenden, Christophe Kern, geschehen. Kein Wunder, dass Chechu am Ende nicht ganz mit Rey-bellin mithalten konnte. Aber Platz zwei in der Senioren-Wertung ist doch auch doll für einen, der seine besten Jahre an die amerikanische Post verkauft hat.

Und ich komme wohl nicht drum herum, einzuräumen, dass mein Tipp, Gorazd Stangelj gewinnt die schwerste Bergankunft in Spanien, etwas zu gewagt war. So ganz weit vorn kam er dann doch nicht an. Aber eine knappe Viertelstunde hinter dem besten Senior - das geht doch noch. Ältere Menschen rechnen in anderen Dimensionen. Da sind 13 Minuten nicht viel. Genügt gerade noch, um ein Correga-Tab aufzulösen, das Sudoku in der Tageszeitung zu finden und etwas Kytta-Salbe auf die Kriegsverletzung am rechten Bein aufzutragen.

Genau das könnte aber wiederum der entscheidende Nachteil sein, weswegen Stangelj auch heute möglicherweise nicht zum großen Gegenschlag ausholen kann. Exakt jenes Entspannungs-Ritual (Gebiss reinigen, Sudoku aufschlagen, Bein einreiben) ist bei Senioren sehr beliebt. Und vor der heutigen Bergetappe eminent wichtig. Ob Stangelj gestern doch noch die nötige Zeit gefunden hat, sich entsprechend vorzubereiten, sehen wir heute im Ziel.

SN-Wertung Graues Trikot:
1. Tintin Rebellin
2.Chechu Rubiera + 12:48
3. Inigo Cuesta + 38:20
4. Ete Zabel + 45:56
5. Michi Blaudzun + 59:11
6. Jose-Luis Arrieta + 1:00:41
7. Bingen Fernandez + 1:21:09
8. Gorazd Stangelj + 1:33:11
9. Txente Garcia Acosta + 1:38:08

Etappensiege "Grau": Tintin (6), Ete (4), Blaudzun (1), Rubiera (1)

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