Vorschau zum 61. Eschborn-Frankfurt

Völlig offenes Rennen mit kaum mehr Chancen für die Sprinter

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Völlig offenes Rennen mit kaum mehr Chancen für die Sprinter"
Emanuel Buchmann führt das Feld 2023 den Mammolshainer Stich hinauf. | Foto: Cor Vos

30.04.2024  |  (rsn) – Der 1. Mai: Während der Großteil der deutschen und österreichischen Bevölkerung den 'Tag der Arbeit' feiert und wahlweise zu politischen Kundgebungen oder Frühlings-Wanderungen aufbricht, dreht sich für die Radsport-Fans im Rhein-Main-Gebiet alles um den Henninger Turm, nein, die Alte Oper inzwischen. Die 61. Austragung des 'Radklassiker' steht an, und bei nahezu sommerlichen Temperaturen von bis zu 27 Grad und nur wenig Wolken am Himmel ist einmal mehr ein Radsport-Fest zu erwarten – und zwar, wie im Vorjahr, ein spannendes.

16 Jahre ist es her, dass sich das Rennen von seinem alten Finale am Henninger Turm im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen verabschieden musste. Seitdem wurde immer wieder etwas mit der Strecke gespielt und die Charakteristik leicht verschoben, doch 2023 scheint man mit der jüngsten Kursänderung gefunden zu haben, was das Team um den Sportlichen Leiter Fabian Wegmann suchte:

Nach einem Jahrzehnt der Massensprint-Ankünfte kam es zum spannendem Duell Ausreißergruppe gegen jagendes Feld und mit dem Dänen Sören Kragh Andersen (Alpecin – Deceuninck) siegte erstmals seit Moreno Moser 2012 wieder einer der mutigen Angreifer.

Strecke im Vergleich zu 2023 unverändert

Grundlegend dafür war eine Umgestaltung der Taunusschleifen, so dass es nun zwar nur drei Mal über den Mammolshainer Stich (2,3 km bei 8,3 %), dafür aber zwei Mal über den Feldberg ging – und bei der zweiten Überfahrung über die schwerere Südseite (7,6 km bei 6,5 %) von Königstein aus über die Billtalhöhe, direkt im Anschluss an die zweite Mammolshainer-Passage.

Der Mittelteil des Rennens ist dadurch deutlich härter geworden, lädt zu Angriffen ein und macht es den Sprintern schwerer, in Frankfurt schließlich um den Sieg zu kämpfen – wenn auch trotzdem nicht unmöglich: Denn von der Kuppe des Feldbergs sind es immerhin noch rund 85 Kilometer bis ins Ziel, mit ein paar kleinen Gegensteigungen und einer dritten Mammolshainer-Überfahrt 35 Kilometer vor Schluss. Es bleibt also viel Zeit, um in Zusammenarbeit mehrerer starker Sprinter-Teams etwaige Kletterer-Gruppen wieder einzufangen.

Das Streckenprofil von Eschborn-Franfkurt 2024. | Grafik: ASO

Das Konzept ging 2023 auf, zehn Ausreißer um Sieger Kragh Andersen und die deutschen Mitfavoriten Georg Zimmermann und Georg Steinhauser sowie den Schweizer Marc Hirschi kamen 18 Sekunden vor dem jagenden Feld der Sprinter an der Alten Oper an. Entsprechend wurde an der Strecke für 2024 nichts geändert.

Was bei der 61. Auflage aber anders aussieht, ist die Startliste. Nachdem im Vorjahr einige Teams von der neuen Strecke überrascht zu sein schienen und sehr sprinterlastige Kader ins Rennen schickten, sind nun alle auf ein härteres Rennen ein- und dementsprechend auch aufgestellt. Es stehen mit Rekordsieger Alexander Kristoff (Uno-X), Sam Bennett (Decathlon – AG2R / Sieger 2022) und Caleb Ewan (Jayco – AlUla) zwar durchaus einige echte Sprintspezialisten am Start.

Weit mehr Kletterer und Puncheure als Sprinter am Start

Doch die Zahl der starken Kletterer und Spezialisten für hügelige Klassiker ist weit höher. Mehr noch als 2023 riecht es im Taunus daher nach Offensive, hohem Klettertempo und folglich in Frankfurt weniger nach einer Massenankunft.

Echte Favoriten zu finden ist dementsprechend sehr schwer: Fast jedes große Team hat mehrere Fahrer dabei, die es in eine etwaige Spitzengruppe schaffen und dann auch aus dieser heraus gut sprinten könnten. Wichtige Protagonisten sind dabei aber mit Sicherheit Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) und Marc Hirschi (UAE Team Emirates), die sich gegenüber radsport-news.com schon in der Ardennen-Woche auf Frankfurt freuten, oder auch Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe), der sein Debüt bei Eschborn-Frankfurt geben wird. Spannend wird, wie sich Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) schlägt, nachdem er am Montag seinem Frust ob der Ausbootung in Sachen Giro-Kader Luft gemacht hat. In einem Gruppensprint dürfte der Kletter-Spezialist es aber schwer haben.

Vor allem für die Deutschen im Starterfeld ist Eschborn-Frankfurt immer ein Highlight, und das gilt natürlich auch für die Lokalmatadore Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) und John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) oder Jannik Steimle (Q36.5), Nils Politt (UAE Team Emirates), Henri Uhlig, Juri Hollmann (beide Alpecin – Deceuninck), Niklas Märkl (dsm-firmenich – PostNL), Max Walscheid, Felix Engelhardt (beide Jayco – AlUla), Hannes Wilksch, Mika Heming (beide Tudor), Michael Schwarzmann (Israel – Premier Tech), Johannes Adamietz (Lotto – Dstny) und Nikias Arndt (Bahrain Victorious).

Sie alle haben aber auch sehr starke internationale Teamkollegen an ihrer Seite, die aus einer Spitzengruppe heraus auch im Sprint siegen könnten - wie etwa Titelverteidiger Sören Kragh Andersen oder Axel Laurance (beide Alpecin – Deceuninck) und Laurenz Rex (Intermarché – Wanty). Beachten sollte man bei einer solchen Ankunft aber auch Thibau Nys (Lidl – Trek), Axel Zingle (Cofidis) oder Vincenzo Albanese (Arkéa – B&B Hotels) – und viele, viele mehr.

Eschborn-Frankfurt 2024 scheint in jedem Fall so offen, wie kaum ein anderes WorldTour-Rennen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024Schachmann düste von der Alten Oper direkt zum Flughafen

(rsn) - Nach dem hessischen Klassiker ist vor dem Giro – zumindest für Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe). Der zweimalige Deutsche Meister musste sich nach der Zieleinfahrt in Frankfurt, be

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Van Gils krönt im Sprint vor der Alten Oper sein Frühjahr

(rsn) – Im Sprint einer rund 35-köpfigen Spitzengruppe hat Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) das 61. Frankfurt-Eschborn (1.UWT) für sich entschieden und damit sein großartiges Frühjahr gekrönt.

01.05.2024Kein Eschborn - Frankfurt: Ackermann muss Comeback verschieben

(rsn) – Ohne Sprinter Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) wird die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt gestartet. Wie die Organisatoren des hessischen Frühjahrsklassikers meldeten, muss

01.05.2024Buchmann: “Ich bin motiviert, heute was zu zeigen“

(rsn) – Nach der Streckenverschärfung aus dem Vorjahr haben die kletterstarken Fahrer wieder deutlich bessere Chancen bei Eschborn – Frankfurt (1.UWT). Das wird auch bei der am 1. Mai stattfinden

01.05.2024Eschborn - Frankfurt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Über Jahrzehnte hin als Rund um den Henninger Turm ausgetragen, wurde der hessische Frühjahrsklassiker nach dem Rückzug des Sponsors zum 1. Mai 2009 zunächst in Eschborn Frankfurt City L

30.04.2024Walscheid: Eschborn-Frankfurt als Giro-Generalprobe mit Ewan

(rsn) – Im letzten Jahr war dem knapp zwei Meter großen und knapp 90 Kilogramm schweren Max Walscheid - damals noch im Dress von Cofidis - bei Eschborn – Frankfurt mit dem Sieg in der Bergwertun

30.04.2024“Hat Spaß gemacht“: Hollmann Bergkönig der Tour de Romandie

(rsn) – Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de Romandie (2.UWT) hat Juri Hollman (Alpecin – Deceuninck) sein erstes Bergtrikot als Berufsradfahrer gewonnen. Den Grundstein dazu hatte der K

17.04.2024Degenkolb: Geschwollenes Knie gefährdet Start in Eschborn

(rsn) – Nach dem Sturz auf sein linkes Knie bei der Streckenerkundung von Paris-Roubaix konnte John Degenkolb (dsm-firmenich – PstNL) zwar sein Lieblingsrennen bestreiten und belegte am 7. April i

Weitere Radsportnachrichten

17.05.2024Milan sprintet zum Giro-Hattrick, Bauhaus Dritter

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat auch die 13. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Der Führende in der Punktewertung war nach 179 Kilometern zwischen Riccione und Cen

17.05.2024Pokernder Vangheluwe verjubelt fast den ersten Profisieg

(rsn) – Warre Vangheluwe (Soudal – Quick-Step) hat auf der 4. Etappe der Vier Tage von Dünkirchen (2.Pro) seinen ersten Profisieg gefeiert. Nach 167 Kilometern zwischen Mazingarbe und Pont-à-Mar

17.05.2024Vollering auch in Burgos die beste Bergfahrerin

(rsn) - Demi Vollering (SD Worx – Protime) hat die 2. Etappe der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) gewonnen. Nach 123 Kilometern war sie auf dem Alto de Rosales vier Sekunden schneller als Evita Muzi

17.05.2024Milan: “…aber das Finale ist kompliziert“

(rsn) – Nach topografischen Schwierigkeiten sucht man auf der 13. Etappe des 107. Giro d’Italia vergeblich. Auf den 179 Kilometern zwischen Riccione und Cento werden die Sprinter erneut eine Chanc

17.05.2024Brand und Co. stoppen bei Sturzopfern und verlieren viel Zeit

(rsn) – Nach dem schweren Sprint-Crash im Finale der 1. Etappe der Vuelta a Burgos Femina haben vier Fahrerinnen angehalten, um nach den Gestürzten Elisa Balsamo (Lidl – Trek) und Sofia Bertizzol

17.05.2024Bertizzolo bricht sich bei Sprint-Crash in Burgos den Arm

(rsn) – Neben Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat sich auch das zweite Opfer des furchtbaren Sturzes im Sprint-Finale der 1. Etappe bei der Vuelta a Burgos Femina Knochenbrüche zugezogen: Sofia Berti

17.05.2024Der große Befreiungsschlag des Julian Alaphilippe

(rsn) - Die Freude war riesig beim Rennstall Soudal – Quick-Step. Das gesamte Wolfsrudel – Eigenwerbung des etwas rustikal veranlagten Teamchefs Patrick Lefevere – war unterhalb der Siegertribü

17.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

16.05.2024Ohne Hindernisse durch die Po-Ebene

(rsn / ProCycling) – Vor etwa 15 Jahren gab es bei den großen Rundfahrten noch eine Handvoll Etappen, die kaum sehenswert waren – lange und langweilige Sprintetappen, die scheinbar kein Ende nahm

16.05.2024Algerien: Sarnowski hätte “das Ding auch holen können“

(rsn) - Tillman Sarnowski (Embrace The World) hat wie am Vortag, so auch auf der 5. Etappe der Algerien-Rundfahrt (2.2) den zweiten Rang herausgefahren. Im Sprint nach 129 Kilometern in Bouira musste

16.05.2024Van Bondt: “Unglaublich, was Julian gemacht hat“

(rsn) – Die 12. Giro-Etappe entwickelte sich zum erwarteten Tag der Ausreißer und speziell der des Julian Alaphilippe (Soudal – Quick Step). Nach einem Tagessieg bei der Vuelta a Espana sowie sec

16.05.2024Balsamo mit Gehirnerschütterung und Frakturen

(rsn) – Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat sich bei ihrem schweren Sturz auf der 1. Etappe der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) Frakturen und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Das gab ihr Team am A

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)
  • Tour of Hellas (2.1, GRE)
  • Tour of Sakarya (2.2, TUR)