“Vielleicht mein bestes Level bei einem Klassiker“

E3-Gala macht Van der Poel zum Top-Favoriten für die Ronde

Von Peter Maurer aus Harelbeke

Foto zu dem Text "E3-Gala macht Van der Poel zum Top-Favoriten für die Ronde"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) stürmt beim E3 Saxo Classic wieder einmal den Kontrahenten davon | Foto: Cor Vos

23.03.2024  |  (rsn) – Zwei Rennen, rund 500 Kilometer und zwei Siege für sein Team sind die Auftaktbilanz von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei seinem Straßensaisoneinstieg. Während er sich bei Mailand-Sanremo noch voll in den Dienst für seinen Teamkollegen Jasper Philipsen stellte und dabei sogar seine Möglichkeiten auf eine erfolgreiche Titelverteidigung beim Monument opferte, sorgte der Weltmeister beim E3 Saxo Classic in Harelbeke für seinen eigenen ersten Saisonerfolg.

In eindrucksvoller Manier setzte er sich 43 Kilometer vor dem Zielstrich am Paterberg von seinen Kontrahenten ab und siegte zum ersten Mal im Regenbogentrikot bei einem der großen flämischen Klassiker und gilt nun als der große Favorit für den Ostersonntag, wenn die Flandern-Rundfahrt auf dem Programm steht.

"Ich hatte das Rennen noch nie gewonnen, das war mir eigentlich das Wichtigste", stellte der Niederländer in der Pressekonferenz nach dem Rennen trocken fest. Wieder einmal hatte er zugeschlagen und war um eine Klasse besser als der Rest seiner Kontrahenten. Selbst Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) hatte schon am Taaienberg, als Van der Poel zum ersten Mal voll beschleunigte, seine Mühen zu folgen.

Natürlich trug der Sturz des Belgiers eingangs des Paterberg schließlich dazu bei, dass es nicht zum Duell der beiden Superstars auf der Zielgeraden in Harelbeke kam. "Er war mental sehr stark, hat sich zurückgekämpft nach seinem Sturz und nächste Woche ist es auch für ihn ein neues Rennen", erklärte Van der Poel, den mit seinem Kontrahenten schon eine lange Geschichte an Duellen verbindet, die sich bis in die Schülerklassen des Cyclocross-Sports zurückzieht.

Doch wieder einmal hatte Van der Poel den besseren Ausgang im Aufeinandertreffen der beiden Klassiker-Spezialisten. Und ob Van Aert am Paterberg ohne seinen Sturz wirklich hätte folgen können, das weiß eben auch niemand. Grundlegend für Van der Poels Form scheint auch eine neue Erfolgsformel zu sein: mit intensiven Trainings hat er die Härte, die sich sonst über Rennen geholt wird, ersetzt. Sicher, ob dieses Experiment für den Niederländer klappt, war er sich selbst nicht.

E3 die bislang beste Klassikerleistung von Van der Poel?

"Der Saisoneinstieg war ein großes Fragezeichen für mich. Natürlich wäre ich gerne Paris-Nizza oder Tirreno-Adriatico gefahren. Aber wir wissen von den Weltmeisterschaften des letzten Jahres, dass es mit mehr Training besser gehen kann", berichtete der 29-Jährige und erklärte, dass er sich, passend zu seinen ersten großen Saisonhighlights sehr gut fühlt: "Das Level in Harelbeke war richtig hoch, vielleicht sogar mein bestes, welches ich bei einem Klassiker abrufen konnte."

Und schon war der Fehdehandschuh seiner Konkurrenz vor die Füße geworfen. Denn mit nur einem Renntag in den Beinen flog der Niederländer schon wieder allen davon, obwohl er sich selbst unter der Woche alles andere als gut fühlte. "Darauf kommt es aber nicht an, denn am Ende zählen die Rennen und je mehr ich mich beschwere, desto besser bin ich. Vielleicht habe ich mich auch deswegen die Woche so oft beklagt", grinste er.

Stolz fügte Van der Poel dann noch an, dass er liebend gerne ohne einen großen Schlachtplan in die schweren Klassiker gehe. "Ich versuche lieber zu antizipieren, was die Gegner machen. Du kannst 100 Pläne schmieden, aber bist du nicht in der richtigen Position, was willst du dann machen", fragte der Weltmeister.

Van Aert einen weiteren Nackenschlag verpasst

Vielleicht ist es ihm lieber, das zu behaupten, um noch ein bisschen tiefer in den Kopf seines wohl größten Konkurrenten einzudringen. Klar, Van Aert hatte mit seinem Sturz Pech, aber der Belgier war anschließend schon wieder bis auf elf Sekunden zum Niederländer aufgefahren. Van der Poel drehte sich vor dem E3 Col in der Karnemelkbeekstraat um und sah seinen Widersacher nicht mehr weit hinter sich.

"Ich dachte, er kommt noch ran", erinnerte sich Van der Poel auf der Pressekonferenz nach seinem Sieg. Mit einem Blick auf seinen eigenen Wattmesser stellte er aber fest, dass sein Verfolger auch schon im Roten Bereich kurbeln musste. "Ich fuhr hohe Zahlen und daher war ich mir sicher, dass Wout auch am Limit fuhr. Deshalb versuchte ich ihn zu brechen", so der Niederländer, der dann in der Karnemelkbeekstraat noch einmal zulegte und seinen Vorsprung Sekunde für Sekunde wieder ausbaute.

"Wout war sehr defensiv, das war schade"

So nah wie Van Aert kam ihm dann auf den letzten 30 Kilometer kein anderer Fahrer mehr, im Gegenteil: Mit einem Vorsprung von 1:31 Minuten gewann Van der Poel erstmals den E3 Saxo Classic. Fast schon ein wenig betrübt stellte er dann noch fest, dass sein Lieblingsgegner im Gegensatz zu seinem Offensivfeuerwerk eher farblos wirkte: "Wout war sehr defensiv, das war schade. Aber er kommt direkt aus dem Höhentrainingslager, was ihn sicher gut vorbereitet hat für die nächsten Wochen."

Und da stehen mit der Ronde sowie Paris-Roubaix die nächsten beiden großen Schlagabtäusche der beiden Superstars an. Ob der Sieg beim E3, der kleinen Flandern-Rundfahrt, wie das Eintagesrennen auch gerne bezeichnet wird, ein Omen für den Ostersonntag ist, ließ Van der Poel abschließend offen: "Ich habe die Ronde auch schon gewonnen, als ich hier nicht gut gefahren bin."

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.03.2024Van Aert macht “dummen Fehler“ und stürzt “härter als gedacht“

(rsn) – Nachdem Wout van Aert für ein Höhentrainingslager auf Mailand-Sanremo verzichtet hatte, waren die belgischen Fans vor dem E3 Saxo Classic voller Vorfreude: Alle erwarteten ihren Liebling a

23.03.2024Lidl - Trek glänzt beim E3: Großer Wurf jetzt in Wevelgem?

(rsn) – Mit vier Fahrern unter den besten elf bei der E3 Saxo Classic in Harelbeke hat das US-amerikanische Team Lidl – Trek seine Ansprüche, eine tragende Rolle bei den noch folgenden Klassikern

23.03.2024Steimle bei E3 kurz vor Ziel eingeholt: “Wäre etwas Großes gewesen“

(rsn) – Als Jannik Steimle in Harelbeke das Ziel des E3 Saxo Classic erreichte, war er schwer enttäuscht und völlig leer. Der 27-Jährige vom Team Q36.5 hatte bis zum Schluss alles aus seinem Kör

23.03.2024Brussenskiy fährt auf dem Heimweg durchs Ziel des E3 Classic

(rsn) – Kurz nach Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) und noch vor dem ersten größeren Fahrerfeld erreichte am Freitagnachmittag im Regen von Harelbeke der Kasache Gleb Brussenskiy (Astana Qaza

22.03.2024Märkl: Gut vorbereitet bei “Fritz-Walter-Wetter“ E3 mitgeprägt

(rsn) – Platz 50 in Harelbeke mit 5:35 Minuten Rückstand auf den Sieger – die Ergebnisliste legt nicht nahe, dass Niklas Märkl (dsm-firmenich – PostNL) beim 66. E3 Saxo Classic eine besondere

22.03.2024Politt beweist beim E3 Classic beste Klassikerform seit 2019

(rsn) – Platz vier für Tim Wellens aus der ersten und Rang sieben für Nils Politt aus der zweiten Verfolgergruppe von Solo-Sieger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) heraus: Das UAE Team

22.03.2024Herzog vor dem Kwaremont aus der Favoritengruppe geworfen

(rsn) - Es war schon mehr als eine Talentprobe, die Emil Herzog (Bora - hansgrohe) vor neun Tagen mit seinem siebten Platz bei Mailand-Turin ablieferte. Und auch bei der E3 Saxo Classic in Belgien zei

22.03.2024Van der Poel attackiert, imponiert und triumphiert in Harelbeke

(rsn) – Er ritt Attacke um Attacke – und am Paterberg konnte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) den Widerstand seiner Konkurrenten endlich brechen und nach 207 Kilometern, von denen er

22.03.2024Zimmermann: Mangels Alternativen in Flandern gelandet

(rsn) – Ein kleines Experiment wagt Intermarché – Wanty mit Georg Zimmermann. Der Augsburger soll die E3 Saxo Classic, Gent-Wevelgem sowie die Flandern-Rundfahrt für sein Team bestreiten. Die Te

22.03.2024Politt: “Jetzt fangen die schönen zwei Wochen an“

(rsn) – Mit der E3 Saxo Classic (1.UWT) steht heute die ’Kleine Flandern-Rundfahrt‘ im Programm. Der flämische Klassiker führt über schwere 207 Kilometer um Harelbeke herum und hat insgesamt

22.03.2024Erstmals in dieser Saison heißt es Van Aert vs. van der Poel

(rsn) – In Harelbeke, bei der 66. E3 Saxo Classic kommt es zum einzigen Aufeinandertreffen von Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) und Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) vo

21.03.2024E3 Saxo Classic im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Aufgrund ihres ebenfalls schweren Profils, aber der deutlich kürzeren Distanz wird die E3 Saxo Bank Classic (1.UWT) auch als "kleine Flandern-Rundfahrt" bezeichnet. Der flämische Klassiker

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Offiziell bestätigt: Red Bull wird zur Tour als Titelsponsor sichtbar

(rsn) – Das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe wird ab der kommenden Tour de France (29. Juni - 21. Juli) als Red Bull – Bora – hansgrohe unterwegs sein. Das gab Manager Ralph Denk am Donners

02.05.2024Vollering hängt an erster Bergankunft die Konkurrenz ab

(rsn) – An der ersten Bergankunft der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden gefahren und mit ihrem ersten Saisonsieg auch das Rote Trik

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine