RSNplusWorldTeams 2024: Soudal - Quick-Step

Der gescheiterten Fusion folgte die Verjüngungskur

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Der gescheiterten Fusion folgte die Verjüngungskur"
Das Aufgebot von Soudal - Quick-Step für die Saison 2024 | Foto: Cor Vos

02.02.2024  |  (rsn) – Eine mögliche Fusion zwischen Jumbo – Visma und Soudal – Quick-Step sorgte im Herbst 2023 einige Wochen lang für Schlagzeilen. Letztendlich scheiterten die Bemühungen. Allerdings hatten da schon zahlreiche Fahrer den Rennstall von Manager Patrick Lefevere verlassen. Andrea Bagioli, Tim Declercq (beide Lidl – Trek), Remi Cavagna (Movistar), Michael Morkov, Davide Ballerini (beide Astana Qazaqstan), Florian Senechal (Arkéa – Samsic), Mauro Schmid (Jayco – AlUla), Jannik Steimle (Q36.5), Ethan Vernon (Israel – Premier Tech) und vor allem Topsprinter Fabio Jakobsen, der zu dsm–firmenich – PostNL wechselte, werden Soudal – Quick-Step fehlen.

___STEADY_PAYWALL___

Den insgesamt zwölf abgewanderten Profis stehen zehn Neuverpflichtungen gegenüber, von denen nur Mikel Landa, Gianni Moscon und Jordi Warlop über Erfahrung als Berufsradfahrer verfügen. Die anderen sieben Zugänge unterschrieben ihre ersten Profiverträge, gleich vier davon wurden aus dem 2023 gegründeten Devo-Team hochgezogen.

So lässt sich feststellen, dass Soudal – Quick-Step im Winter abgespeckt hat. Allerdings forderte Topstar Remco Evenepoel Verstärkung für die Berge und hat diese in Gestalt des routinierten Kletterspezialisten Landa bekommen. Das ist qualitativ ein großer Gewinn, aber in der Breite hat der Vuelta-Gesamtsieger von 2022 für einen Grand-Tour-Favoriten weiterhin nur relativ wenig Unterstützung. Daran können auch die talentierten Kletterer William Junior Lecerf und Antoine Huby nichts ändern. Von den beiden Neoprofis sollte man im ersten Jahr noch nicht zu viel erwarten.

Bei den Klassikern und in den Sprints geschwächt

Sofort einschlagen könnte allerdings Luke Lamperti. Der Sprinter kann die Abgänge von Jakobsen und Vernon natürlich nicht kompensieren, wird aber wohl hinter Tim Merlier die Nummer zwei in den Massenspurts. Auch bei den Klassikern, einst die Domäne des Teams, wird Soudal – Quick-Step kürzer treten müssen. Mit “El Tractor“ Declercq gab man den über Jahre hin wichtigsten Helfer ab. Jakobsen, Steimle, Senechal und Ballerini wurden regelmäßig zu den Kopfsteinpflasterrennen geschickt. Auch hier sollen Neoprofis die Lücken füllen: Gil Gelders und Warre Vangheluwe heißen die Hoffnungsträger.

Ilan van Wilder (links) und Remco Evenepoel waren letztes Jahr ein Herz und eine Seele. | Foto: Cor Vos

Soudal – Quick-Step wird mehr und mehr zur Rundfahrermannschaft umgebaut. Evenepoel zur Seite steht neben Landa als Edelhelfer weiterhin Landsmann Ilan van Wilder. Mit Mattia Cattaneo, Jan Hirt, Julian Alaphilippe, James Knox, Fausto Masnada, Mauri Vansevenant und Louis Vervaeke verfügt das Team über eine ganze Reihe weiterer bewährter Helfer, die allerdings nicht über das Format eines Landa verfügen.

Der Top-Transfer 2024:
Der Routinier kehrt zurück in die Helferrolle, die er zuletzt 2016 und 2017 bei Sky ausfüllte. Damals wusste Landa so zu überzeugen, dass er gelegentlich auch auf eigene Rechnung fahren durfte und in seinem zweiten Sky-Jahr so die beste Saison seiner Karriere hinlegte. Der Baske gewann unter anderem beim Giro eine Etappe und das Bergtrikot, wurde danach beim Sieg seines damaligen Kapitäns Chris Froome Vierter der Tour de France und dominierte danach noch die Burgos-Rundfahrt (2.Pro) mit zwei Tagessiegen und dem Gesamterfolg.

Auch wenn der mittlerweile 34-Jährige 2023 seine zweitbeste Saison absolvierte, ist eine ähnliche Vorstellung nun eher unwahrscheinlich. Landa wird wohl häufig gemeinsam mit Evenepoel und van Wilder auftreten, wodurch sein neues Team andere Highlights nicht abdecken kann und somit viele potenzielle UCI-Punkte liegenlassen wird. Bei der Vuelta a Espana allerdings soll der Neuzugang als Kapitän auftreten.

Im Fokus:
In seinen vier U23-Jahren hat Lamperti mehr Profirennen gewonnen als alle anderen Fahrer seiner Altersstufe: nämlich nicht weniger als neun. Bei Soudal – Quick-Step wird der US-Amerikaner gleich in die Rolle des zweiten Sprinters schlüpfen, denn durch die Abgänge von Jakobsen und Vernon klafft hinter Merlier ein riesiges Loch.

Die Routiniers Tim Merlier (links) und Yves Lampaert gehören auch 2024 zu den Stars von Soudal – Quick-Step. | Foto: Cor Vos

So könnte der 21-jährige Lamperti einer der Shootingstars der Saison 2024 werden. Gute Sprinter können schnell in die Weltspitze vorstoßen, wie zuletzt Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) und Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) bewiesen. Zudem ist die Liste der schnellen Männer, die bei Soudal – Quick-Step auf Anhieb einschlugen, ausgesprochen lang und reicht von Merlier, Jakobsen und Vernon über Mark Cavendish, Marcel Kittel und Tom Boonen bis zu Tom Steels und Jan Svorada zurück. Lamperti könnte das nächste Mitglied in dieser illustren Gesellschaft werden.

Das Aufgebot:
Julian Alaphilippe (Frankreich / 31), Kasper Asgreen (Dänemark / 28), Ayco Bastiaens (Belgien / 27), Mattia Cattaneo (Italien / 32), Josef Cerny (Tschechien / 30), Remco Evenepoel (Belgien / 23), Gil Gelders (Belgien / 21), Jan Hirt (Tschechien / 32), Antoine Huby (Frankreich / 22), James Knox (England / 28), Yves Lampaert (Belgien / 32), Luke Lamperti (USA / 21), Mikel Landa (Spanien / 34), William Junior Lecerf (Belgien / 21), Paul Magnier (Frankreich / 19), Fausto Masnada (Italien / 30), Tim Merlier (Belgien / 31), Gianni Moscon (Italien / 29), Casper Pedersen (Dänemark / 27), Pieter Serry (Belgien / 35), Martin Svrcek (Slowakei / 20), Bert van Lerberghe (Belgien / 31), Ilan van Wilder (Belgien / 22), Warre Vangheluwe (Belgien / 22), Mauri Vansevenant (Belgien / 24), Louis Vervaeke (Belgien / 30), Jordi Warlop (Belgien / 27)

Davon Neuzugänge:
Ayco Bastiaens (Alpecin – Deceuninck Development), Mikel Landa (Bahrain Victorious), Gianni Moscon (Astana Qazaqstan), Luke Lamperti, Paul Magnier (beide Trinity), Antoine Huby (Vendée U), Jordi Warlop, William Junior Lecerf, Gil Gelder, Warre Vangheluwe (alle Soudal – Quick-Step Development)

Teamleitung
Manager: Patrick Lefevere
Sportdirektoren: Wilfried Peeters
Sportliche Leiter: Davide Bramati, Geert van Bondt, Iljo Keisse, Klaas Lodewyck, Tom Steels, Dries Devenyns

Material:
Rahmenhersteller: Specialized
Gruppe: Shimano
Laufräder: Specialized
Reifen:Specialized
Trikot: Castelli
Helm: Specialized

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.02.2024Auch für die Ära nach Roglic und Jumbo gut gerüstet

(rsn) – Jumbo und Primoz Roglic verließen zum 31. Dezember Visma - Lease a Bike. Die Supermarktkette war seit 2015 einer der beiden Namenssponsoren der Mannschaft, der Slowene kam ein Jahr später

05.02.2024Dank Pogacar wieder die Nummer 1 der Weltrangliste

(rsn) – Vorhang auf für das offiziell beste Team der Welt! Zwar könnte man vermuten, dass Visma – Lease a Bike mit seinen drei Grand-Tour-Titeln diese Auszeichnung verdient hätte, aber die Welt

31.01.2024Bei Quintanas Rückkehr viel Bewegung im Kader

(rsn) – Genau ein Drittel seiner Fahrer hat Movistar in dieser Transferperiode ausgewechselt. Nachdem die spanische Mannschaft das Jahr 1 nach Alejandro Valverde als Zwölfter der Weltrangliste eini

27.01.2024Guercilena spielt Grand: Buben sind Trumpf

(rsn) – Aus jedem Dorf ein Hund. Skatspieler kennen diesen Ausdruck und fragen sich dann: Was ist eigentlich Trumpf? Ähnlich ist bei Lidl - Trek die Ausgangslage für 2024. Das Team war schon in de

26.01.2024Mit mehr Sprintpower und neuen Impulsen

(rsn) - Bei der australischen Equipe wird man mit gemischten Gefühlen auf die Vorsaison zurückschauen. Bei den Grand Tours verkaufte man sich teuer: Simon Yates erreichte Platz vier bei der Tour de

25.01.2024Mit bewährten Kräften zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) – Im Jahr 2022 gelang dem belgischen Intermarché-Team der unerwartete Durchbruch in die Reihe der Topteams. Biniam Girmay gewann im Frühjahr Gent-Wevelgem und dann noch eine Giro-Etappe. Mit

23.01.2024Super-Team der Vergangenheit setzt auf die Zukunft

(rsn) – Von 2012 bis einschließlich 2019 konnte nur Vincenzo Nibali die Sky- beziehungsweise Ineos-Übermacht bei der Tour de France stören. Mit Bradley Wiggins, Chris Froome, Geraint Thomas und E

22.01.2024Jahr 1 nach Pinot: Erfolgsdruck ruht auf jungen Schultern

(rsn) – Bei Groupama - FDJ beginnt eine neue Zeitrechnung. Es ist das Jahr 1 nach Thibaut Pinot. Frankreichs ehemals größte Hoffnung auf den Sieg bei der Tour de France hat seine Karriere beendet,

18.01.2024Die Grand-Tour-Bilanz muss aufpoliert werden

(rsn) – Nicht nur vom Outfit her bleibt EF Education – EasyPost in der Saison 2024 der bunteste Haufen im Peloton. Die Die 30 Fahrer im Kader gehören 16 verschiedenen Nationen an, alle Kontinente

17.01.2024Mit Jakobsen als neuem Taktgeber zu mehr Konstanz

(rsn) - In den vergangenen Jahren gab es kaum Kontinuität im Kader der niederländischen Mannschaft. Und auch zur Saison 2024 hat sich rund ein Drittel der Mannschaft verändert: Zwölf Fahrer verlie

16.01.2024Mit mehr Budget zu mehr Erfolg?

(rsn) – In den letzten Monaten ist im Team von Vincent Lavenu viel passiert, allerdings mehr oder weniger im Hintergrund. Das fängt schon damit an, dass Decathlon – AG2R La Mondiale, wie die Equi

15.01.2024Die Messlatte liegt hoch

(rsn) - Im vergangenen Juli dürfte Teamchef Cedric Vasseur das Grinsen nicht mehr aus seinem Gesicht bekommen haben. 15 Jahre musste seine Equipe bei der Tour de France auf einen Etappensieg warten â

Weitere Radsportnachrichten

08.05.2024Highlight-Video der 5. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Benjamin Thomas hat beim 107. Giro d’Italia seiner Cofidis-Equipe den ersten Saisonsieg beschert. Der 28-jährige Franzose entschied aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus die 5.

08.05.2024Benjamin Thomas sorgt in Lucca für Cofidis‘ ersten Saisonsieg

(rsn) – Es sollte eine Hommage für Italiens Supersprinter der 90er, Mario Cipollini, werden. Doch vier Ausreißer hatten auf der 5. Giro-Etappe über 178 Kilometer von Genua nach Lucca offensichtli

08.05.2024Welsford findet zum Ungarn-Auftakt in die Erfolgsspur zurück

(rsn) – Nach einem perfekten Saisonauftakt und eine nachfolgenden wochenlangen Flaute hat Sam Welsford (Bora – hansgrohe) zum Auftakt der 45. Ausgabe der Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) w

08.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 5. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

08.05.2024Ackermann kehrt nach langer Verletzungspause ins Feld zurück

(rsn) - Rund rund sieben Wochen, nachdem er sich bei der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) einen Bruch des linken Schlüsselbeinbruchs zugezogen hatte, wird Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) sein

08.05.2024Kooij: “Ich hoffe, dass es heute für mich klappt“

(rsn) – Beim 107. Giro d’Italia erhalten die Sprinter heute die dritte Chance in Folge. Auf den 178 Kilometern der 5. Etappe zwischen Genua und Lucca stellt sich den schnellen Männern nur ein Ber

08.05.2024Intermarché - Wanty mit “beruhigender Nachricht“ zu Girmay

(rsn) - Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) ist bei seinen zwei Stürzen auf der 4. Giro-Etappe offenbar glimpflich davon gekommen. Wie sein Team meldete, würden die detaillierten Ergebnisse der i

08.05.2024Buchmann will auch bei der Ungarn-Rundfahrt angreifen

(rsn) – Während die Kollegen beim 107. Giro d’Italia (2.UWT) im Einsatz sind, treten die ursprünglich ebenfalls für die erste Grand Tour des Jahres vorgesehenen Sam Welsford und Emanuel Buchman

08.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

07.05.2024Giro-Posse: UCI verbietet Pogacar die lila Hose zum Rosa Trikot

(rsn) – Tadej Pogacar hat auf der 4. Etappe des Giro d´Italia am Dienstag offenbar der Wechsel seines Kleidungsstücks vor einer Disqualifikation durch die UCI-Jury bewahrt. Die nämlich sah in im

07.05.2024Eine Hommage an ´Super Mario´

(rsn / ProCycling) – Nachdem auf der 4. Etappe der Fokus auf der Westseite lag, richtet sich nun die Aufmerksamkeit auf die Ostseite der Ligurischen Küste. Die Organisatoren hätten die Strecke noc

07.05.2024Das ´kleine Sanremo´ und die Freude, es überlebt zu haben

(rsn) - Die 4. Etappe von Acqui Terme nach Andora hielt ein Finale bereit, das alle an Mailand-Sanremo erinnerte. Manche freuten sich darüber. "Oh, ich kenne hier fast jeden Meter. Es war schön, mal

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)