Weltmeister erteilt seinen Gegnern eine Lehrstunde

Van der Poel gibt van Aert in Mol über eine Minute

Von Kevin Kempf

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Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) und Wout van Aert (Jumbo - Visma) waren nur zu Beginn in Mol Seite an Seite zu sehen | Foto: Cor Vos

22.12.2023  |  (rsn) – Das mit viel Spannung erwartete erste Cross-Duell zwischen Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout van Aert (Jumbo – Visma) in Mol war nur kurz ein wirklicher Zweikampf. Schon im ersten Renndrittel setzte sich der Weltmeister vom Belgier ab und feierte in seinem zweiten Rennen seinen zweiten Saisonsieg. Van Aert wurde beim zur Exact-Cross-Serie Wettkampf mit 1:16 Minuten Rückstand Zweiter vor Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck). Dessen Teamkollege Quinten Hermans war als Vierter drittbester Fahrer seiner Mannschaft. Toon Vandebosch (Crelan – Corendon) kam als Fünfter ins Ziel.

Das Brausen des belgischen Publikums, wenn die Topstars die Absperrung vor ihm passierten, war schon lange nicht mehr so laut zu hören wie zu Beginn des Rennens in Mol. Doch spätestens in der vierten Runde machte das Getöse der Enttäuschung Platz. Zu erdrückend war die Dominanz des Weltmeisters. Chancenlos war die belgische Hoffnung van Aert. Noch frustrierender war die Lage für seine anderen Konkurrenten, von denen nur neun nicht vorzeitig aus dem Rennen genommen wurden. “Es ist eine kurze, schnelle Runde. Dann greift die 80%-Regel natürlich schnell. Zehn von 61 Fahrern ist nicht viel, aber es standen auch nicht alle Stars am Start“, erklärte der Alpecin-Profi.

Die zweite Hälfte des Wettkampfs absolvierte van der Poel wie im Training. Er fuhr auf der technischen Strecke fehlerfrei, kraftvoll und doch scheinbar entspannt – und trotzdem wurden seine Rundenzeiten immer schneller. “Ich fühlte mich gut, bin aber vor allem sehr gut durch den Sand gefahren. Das war hier das Wichtigste“, sagte der 28-Jährige im Ziel-Interview. “Ich habe mir die Strecke gut eingeteilt. Es gab Passagen, in denen ich mich erholen konnte, um dann fehlerfrei durch den Sand zu kommen. Das ist in einem Sandcross meistens der entscheidende Punkt. Ich habe mich amüsiert“, fuhr er fort.

Das erwartete Duell der beiden Topstars hingegen war für das Publikum weniger amüsant als erhofft. “Das lebt bei den Menschen mehr als bei uns. Wout hat auch schon ein paar Mal angegeben, dass er den Winter eigentlich mitnimmt, ohne wirklich ich Hochform zu sein. Ich schließe aber nicht aus, dass er mir noch Probleme bereiten und sicherlich auch noch ein paar Rennen gewinnen wird in diesem Winter“, versicherte van der Poel.

Trotz der auf dem Papier herben Niederlage gab sich van Aert im Interview positiv. “Ich bin eigentlich zufrieden. Viel mehr war nicht drin. Mathieu hat mich schnell unter Druck gesetzt und deswegen habe ich im Sand schnell viele Fehler gemacht“, analysierte er das erste Renndrittel. “Ich habe mich nicht komfortabel gefühlt. Gerade bei so einem Kurs mit viel Sand braucht man Reserven. Wenn man konstant unter Druck steht, wird jede Passage durch den Sand immer schwieriger“, fügte der Jumbo-Profi an.

Erst als van der Poel davongezogen war, konnte van Aert befreit auffahren. “Ich hätte das natürlich lieber länger herausgezögert, aber das ging heute einfach nicht. Es ist, wie es ist. Als ich in der zweiten Hälfte meinen eigenen Rhythmus durchziehen konnte, ging es besser. Ich habe dann auch gleich weniger Fehler gemacht. Darüber bin ich zufrieden“, meinte er. Seine Verfolger konnte er mit mindestens 55 Sekunden ebenfalls weit hinter sich lassen.

Am Samstag steht beim Weltcup in Antwerpen ein ähnlicher Kurs auf dem Programm. Dann wird es zum ersten Triell zwischen van der Poel, van Aert und Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) kommen. Auch Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) sowie die Vollzeitcrosser Eli Iserbyt, Michael Vanthourenhout (beide Pauwels Sauzen – Bingoal), Lars van der Haar, Joris Nieuwenhuis und Pim Ronhaar (alle Baloise – Trek Lions) werden beim bislang bestbesetzten Cross der Saison dabei sein.

So verlief das Exact Cross in Mol:

In erster und zweiter Position bogen van der Poel und van Aert ins Gelände ein. Die beiden bestimmten abwechselnd das Tempo und in der zweiten langen Sandpassage ließ der Weltmeister alle Fahrer hinter sich. Er wollte aber noch nicht voll durchfahren, sodass van Aert wieder auffahren konnte. Bei der ersten Zielpassage lag das Duo drei Sekunden vor van der Poels Teamkollegen Quinten Hermans und Vandeputte.

Um zu verhindern, dass er mit drei Alpecin-Athleten an der Spitze fahren muss, hielt der Jumbo-Profi den Druck hoch. Doch nach zwei technischen Fehlern stießen die beiden Verfolger doch vor. Diesen Erfolg konnten sie aber nur kurz genießen, denn bei der nächsten langen Sandpassage schüttelte van der Poel seine Mannschaftsgefährten wieder ab. Herman kehrte kurz vor der Zielgerade wieder zurück, da die beiden Topstars nicht durchzogen. Vandeputte und Toon Vandebosch (Crelan – Corendon) lagen jetzt acht Sekunden zurück.

Im dritten von zehn Umläufen setzte van der Poel am Sandhügel den nächsten Nadelstich. Niemand hatte eine Antwort parat und in der nächsten langen Passage im Sand baute der Spitzenreiter seinen Vorsprung aus. Die Ziellinie erreichte er dieses Mal elf Sekunden vor van Aert, Hermans lag weitere vier Sekunden zurück. Auch Kettenprobleme konnten van der Poel nun nicht bremsen. Er musste vom Rad, behob den Schaden in aller Ruhe und nahm die fünfte Runde mit 23 Sekunden Vorsprung in Angriff. Acht Sekunden danach kamen Vandebosch, Hermans und Vandeputte zur Zeitmessung.

Die Top Fünf zogen nun ihre Kreise, bis Vandeputte sich im siebten Umlauf von seinen beiden Begleitern löste. Vandebosch schüttelte eine Runde später Hermans, der von den drei Verfolgern im Sand den schlechtesten Eindruck machte, ab und machte sich auf die Jagd auf seinen Landsmann und dessen letzten Podiumsplatz. Näher kam er Vandeputte aber nicht.

Als die Glocke für van der Poel klang waren nur noch zehn Athleten im Rennen, der Rest wurde aus dem Wettkampf genommen, um eine Überrundung zu verhindern. Van der Poel ging im Finale keine Risiken mehr ein und holte sich seinen zweiten Saisonerfolg. In der Schlussrunde drehte Hermans nochmal auf. Er holte sich Vandebosch zurück und kam sogar fast noch an Vandeputte, der Dritter wurde, heran.

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