Alvarado in Val di Sole “Bambi auf Eis“, Brandau 11.

Erster Weltcupsieg: Bakker im Schnee wie auf Schienen

Von Kevin Kempf

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Manon Bakker (Crelan – Corendon) hat in Val di Sole den ersten Cross-Weltcup ihrer Karriere gewonnen. | Foto: Cor Vos

10.12.2023  |  (rsn) – Manon Bakker (Crelan – Corendon) avanciert zur Schnee-Expertin. Letzte Saison egalisierte die Niederländerin in Val di Sole mit einem dritten Rang ihr bis dahin bestes Weltcupergebnis, diesmal legte sie noch eine Schippe drauf: Bakker überholte im Finale ihre Landsfrau Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin – Deceuninck), die wie 2022 Zweite wurde und ihre Weltcup-Gesamtführung verteidigte. Vorjahressiegerin Puck Pieterse (Alpecin – Deceunick) kam vor Kristyna Zemanova (Brilon) und Sidney McGill (Cervelo – Orange Living) als Dritte ins Ziel und komplettierte in Italien das niederländische Podium.

Für Bakker war es nicht nur der erste Erfolg im Weltcup, sie stand zum ersten Mal in einer der drei großen Serien auf dem höchsten Podest. Dabei half der 24-Jährigen der für Val die Sole typische Untergrund. “Ich liebe es, im Schnee zu crossen. Ich dachte schon, um den Sieg mitfahren zu können, aber traute mich nicht, das vor dem Rennen so auszusprechen. Ich bin schließlich dieses Jahr noch nicht in so einer Position gewesen“, verriet sie im Ziel-Interview.

Anfangs sah es für Bakker allerdings nicht gut aus, doch sie bewies starke Nerven, auch als sie 18 Sekunden hinter der Spitzenreiterin Alvarado lag. “Ich hatte einen schlechten Start, aber ich wusste, dass ich ruhig bleiben muss. Sobald man hektisch wird, macht man unnötige Fehler. Ich bin eine technisch sehr gute Fahrerin, der Kurs kam mir deswegen sehr entgegen“, erzählte sie. Wie gut sie auf diesem glatten Boden war, bewies sie vor allem im Finale, als sie Alvarado abhängte. Dabei erlaubte sie sich – im Gegensatz zu ihrer Widersacherin – keine Fehler.

So strahlte Bakker nicht nur beim Überqueren der Ziellinie, sondern auch noch im nachfolgenden Interview. “Hier zu gewinnen ist fantastisch. Es war bislang eine Saison mit Höhen und Tiefen. Manchmal lief es richtig gut und manchmal scheiße“, schloss sie.

Während die Erste und die Dritte der letzten Ausgabe in Val die Sole die Plätze tauschten, blieb Alvarado auch dieses Jahr Position zwei. Dabei sah es lange aus, als würde die 25-Jährige den Sieg einfahren können. Doch in der zweiten Rennhälfte schmolz ihr Vorsprung wie Schnee in der Sonne. “Ich war wie Bambi auf Eis. Ich habe einfach zu viele Fehler gemacht und musste zu oft vom Rad. Ich hatte wirklich Probleme“, so Alvarado, die wegen einer Erkrankung das letzte Cross-Wochenende auslassen musste. “Ich spürte das noch immer. Vor allem auf den langen Geraden, konnte ich nicht meine normalen Wattzahlen drücken. Und am Ende war ich wirklich müde“, erklärte sie.

Für Pieterse endete auch der fünfterSaisoneinsatz nicht nach Wunsch. “Einige Teile der Strecke lief es richtig gut. Da konnte ich dann zum Beispiel Zemanova und ein paar Italienerinnen überholen. Aber in anderen Passagen machte ich Fehler nach Fehler und mein Vorsprung war wieder weg. Es war schwierig, der Schnee war wirklich weich. Nur die erste Hälfte der letzten Runde hatte ich ein gutes Gefühl auf dem Rad“, haderte die Niederländische Meisterin mit sich.

Alvarado baut ihre Weltcupführung aus

Elisabeth Brandau (EBE Racing) gab nach fast zwei Jahren Abstinenz ihr internationales Comeback. Nach einer mäßigen Auftaktrunde kam die 37-jährige Deutsche immer besser in Fahrt und wurde letztendlich Elfte. Nadja Heigl (KTM – Alchemist) war als Vierzehnte beste Österreicherin. Zina Barhoumi war die einzige Schweizerin im Rennen. Sie wurde nach drei Runden als 22. aus dem Rennen genommen.

Weder Weltmeisterin Fem van Empel (Jumbo – Visma), die Weltcup-Zweite Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) und auch nicht die im Klassement direkt hinter ihr folgenden Inge van der Heijden (Corendon - Crelan), Leonie Bentveld (Pauwels Sauzen – Bingoal), Zoe Backstedt (Canyon – Sram) und Marie Schreiber (SD Worx) traten in Val die Sole an. So baute Alvarado ihren Vorsprung gegenüber Brand auf 60 Zähler aus. Zwei Punkte dahinter rückt Bakker auf den dritten Rang vor. Der achte Lauf der Serie findet am 17. Dezember in Namur statt.

So lief das Rennen:

Bei strahlendem Sonnenschein nahmen nur 26 Teilnehmerinnen das Rennen in Angriff. Nachdem zehn Zentimeter Neuschnee gefallen waren, erwies sich der Kurs als schwerer befahrbar als in den beiden vergangenen Jahren. Die am schnellsten gestartete Alvarado etwa landete gleich in der ersten Kurve im Schnee, kämpfte sich jedoch schnell wieder nach vorn. Die Spitze übernahm jedoch Zemanova, die sich sogar einen kleinen Vorsprung erarbeiten konnte.

Doch Alvarado zog noch in der ersten Runde an der Tschechischen Meisterin vorbei. An dritter Stelle etablierte sich Bakker, wogegen Pieterse noch hinter Valentina Corvi (Nationalteam Italien) zunächst nur Fünfte war.

Eingangs der zweiten von vier Runden trennten die ersten drei Fahrerinnen nur drei Sekunden. Pieterse hatte sich zwar um eine Position vorgekämpft, wies aber bereits 24 Sekunden Rückstand auf. An der Spitze schien sich Alvarado einen komfortablen Vorsprung herausfahren zu können, ehe sie an einer kurzen, glatten Steigung wegrutschte und vom Rad musste. Die Spitzenreiterin ließ sich von ihrem Malheur allerdings nicht beirren und brachte schnell wieder mehrere Meter zwischen sich und ihre Verfolgerinnen, bei denen sich Bakker kurz danach von ihrer Konkurrentin lösen konnte. Zemanova wiederum wurde wenig später von Pieterse und McGill eingeholt.

Alvarado macht im Finale zu viele Fehler

Bei Halbzeit lag Alvarado bereits 15 Sekunden vor Bakker. Pieterse kam derweil besser in ihren Rhythmus und löste sich langsam von ihren beiden Begleiterinnen. Obwohl die Führende auf der immer besser zu befahrenden Strecke ihre beste Rennrunde absolvieren konnte, machte Bakker nicht nur ihren Rückstand wett, sondern übernahm in der Schlussrunde sogar das Kommando.

Alvarado konnte dem Druck ihrer Landsfrau zunächst standhalten, doch in einer ansteigenden Passage kam Bakker schließlich weg. Als die Weltcup-Spitzenreiterin sich danach noch einen kleinen technischen Fehler erlaubte, wuchs der Rückstand weiter an. Bakker fuhr das Rennen souverän zu Ende, während Alvarado weitere Fahrfehler unterliefen, so dass sie schließlich deutliche 23 Sekunden nach der Siegerin ins Ziel kam. Pieterse musste sich in der Schlussrunde der nochmals aufkommenden Zemanova erwehren, behauptete aber Rang drei.

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