Cross-Weltcup: Van der Haar hilft und wird Zweiter

Ronhaar hält sich nicht zurück und siegt in Dendermonde

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Ronhaar hält sich nicht zurück und siegt in Dendermonde"
Auf dem schlammigen Boden in Dendermonde kam Pim Ronhaar am besten zurecht.| Foto: Cor Vos

12.11.2023  |  (rsn) – Pim Ronhaar (Baloise - Trek Lions) hat beim dritten Cross-Weltcup der Saison für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 22-jährige Niederländer setzte sich auf der morastigem Strecke von Dendermonde zur Rennmitte von allen Konkurrenten ab und feierte überlegen seinen ersten Sieg in einem Elite-Cross. Als Zweiter baute sein Teamkollege Lars van der Haar die Führung in der Weltcup-Gesamtwertung aus. Laurens Sweeck (Crelan – Corendon) komplettierte das Podium vor Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) und Gerben Kuypers (Circus – Reuz – Technord).

Vollkommen überraschend kommt Ronhaars Sieg aber nicht. Er gilt als Spezialist für solche schweren Rennen. 2021 wurde er als 19-Jähriger bereits Achter in Dendermonde. Damals fuhr und lief Wout van Aert (Jumbo – Visma) dem Tageszweiten Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) in einem legendären Rennen 2:49 Minuten davon. Zwei Jahre später war nun Ronhaar der dominierende Mann.

“Das bedeutet mir viel, vor allem nach dem Koppenberg. Da habe ich fünf Minuten aufgebrummt bekommen und fühlte mich unheimlich schlecht. Ich hatte drei Tage, um vor der Europameisterschaft mein mentales Befinden wieder in den Griff zu bekommen. Die EM lief dann wirklich gut“, sagte der Baloise-Profi zu seinem vierten Platz hinter van der Haar, für den er zuvor viel gearbeitet hatte.

In Dendermonde revanchierte sich sein Landsmann nun für die EM-Unterstützung. Nach einem schlechten Start kam van der Haar in der zweiten Rennhälfte in Schwung, blieb dann aber an den Hinterrädern von Ronhaars Verfolgern. “Mir wurde vorher gesagt, dass ich die ersten drei oder vier Runden nichts machen und mir die Kräfte für den Schlussteil sparen soll“, erzählte der oft impulsiv fahrende Youngster im Ziel-Interview.

Den Anweisungen der Teamleitung befolgte er aber nicht vollständig. “Eigentlich sollte ich mich noch länger zurückhalten, aber ich fühlte mich einfach so gut. Bei der schweren Passage am Materialposten war ich in der richtigen Spur und wollte sehen, was passiert, wenn ich die voll fahre“, erklärte Ronhaar, warum er die Vorgabe ignorierte. Der Effekt gab ihm Recht: Ronhaar war der Stärkste und setzte sich von der Konkurrenz ab.

Van der Haar macht den Doppelsieg perfekt

Den Doppelsieg der Löwen perfekt machte van der Haar, der sich am Vortag in Niel noch die Schulter ausgekugelt hatte. “Ich hatte noch etwas im Tank und konnte das Rennen hinter Pim kontrollieren“, erklärte der Niederländische Meister, der sich bei Siegen seines Teamkollegen Thibau Nys auch schon zurückhalten musste. Im Klassement baute er seine Führung auf Iserbyt allerdings um acht Punkte aus. Van der Haar liegt nun neun Zähler in Front, hat aber bereits angekündigt, zwei Rennen auszulassen. Ronhaar ist der neue Dritte in der Gesamtwertung. Er liegt drei Punkte hinter Iserbyt.

Die drei Deutschen Marcel Meisen, Silas Kuschla und Luca Harter (alle Stevens) reihten sich nach dem Start im letzten Viertel des 45 Teilnehmer großen Pelotons ein. Meisen setzte sich auf dem schweren Kurs schnell von seinen jungen Teamkollegen ab und fuhr bis auf Rang 23 vor. Kuschla wurde nach sechs Runden aus dem Rennen genommen und als 34. gewertet. Harter, der 40. wurde, legte noch eine Runde weniger zurück.

So lief der Cross-Weltcup in Dendermonde:

Cameron Mason (Cyclocross Reds) schien seine Podiumsambitionen schon auf der Startlinie begraben zu können, denn der Britische Meister musste nach einem Defekt zu Fuß weiter. Während bei der ersten Passage der Materialzone das gesamte Feld einbog, fuhr Toon Vandebosch (Crelan – Corendon) ohne neues Arbeitsgerät weiter und erarbeitete sich so einen kleinen Vorsprung, den die noch sehr kompakte Meute im zweiten Umlauf neutralisierte.

Während Vandebosch sich erneut absetzte, pflügte Mason durchs Feld vor und positionierte sich unter den Top 15. Sweeck fuhr derweil zu seinem Teamkollegen vor. Das Crelan-Duo nahm die dritte von sieben Runden sechs Sekunden vor Ronhaar in Angriff. Van der Haar, Iserbyt, sein Teamkollege Ryan Kamp sowie Jens Adams (Athletes for Hope) wiesen jeweils 12 Sekunden Rückstand auf.

Als Ronhaar Anschluss an das Spitzenduo fand, ließ Sweeck Vandebosch zum dritten Mal wegfahren. Masons Vormarsch geriet derweil ins Stocken. Vandebosch überquerte die Ziellinie sechs Sekunden vor Sweeck und Ronhaar. Der Niederländer erhöhte in einer Laufpassage den Druck und kam im vierten Umlauf erneut an den Spitzenreiter heran. Dahinter machte van der Haar nun Ernst. Die 18 Sekunden Rückstand seiner Gruppe halbierte er in kürzester Zeit, wobei er allerdings nur Adams abschüttelte.

Ronhaar souverän, Kampf um die Podiumsplätze

Vorn schüttelte sein Teamkollege Ronhaar die beiden Crelan-Profis in einer langen Schlammpassage ab. Eingangs der fünften Runde lag er jeweils acht Sekunden vor Sweeck, Vandebosch und van der Haar, der sich nach einem Strauchler von Iserbyt vom Belgier und dessen Teamkollegen absetzen konnte. Mason war derweil auf den achten Platz vorgerückt.

Adams kam wieder an Kamps und Iserbyt heran. Auch Mason, Kuypers und Kevin Kuhn (beide Circus – Reuz – Technord) schafften den Anschluss an das Trio. Vorn baute Ronhaar seinen Vorsprung weiter aus. Bei der vorletzten Zielpassage lag er dreißig Sekunden vor seinen Verfolgern. Die Gruppe um Iserbyt und Mason folgte vierzig Sekunden hinter dem Führenden und bekam kurz danach Verstärkung von Joran Wyseure (Crelan – Corendon).

Kaum kamen die beiden Verfolgergruppen wieder zusammen, fiel das Ganze auch direkt wieder auseinander. Sweeck und van der Haar lösten sich und nahmen die Schussrunde 33 Sekunden nach Ronhaar in Angriff. Weitere 16 Sekunden später folgten Kuypers, Kuhn und Iserbyt. Van der Haar schüttelte im letzten Umlauf Sweeck ab, dessen Podiumsplatz nun vom stark aufkommenden Diesel Kuypers bedroht wurde, der wiederum nur knapp vor Iserbyt lag. Der Pauwels-Fahrer schob sich im Finale noch an Kuypers vorbei, ansonsten blieben die vordersten Positionen unverändert. Mason musste in der letzten Runde seiner Aufholjagd Tribut zollen und wurde schließlich Elfter.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.04.2024UCI veröffentlicht kompakten Cyclocross-Weltcup-Kalender

(rsn) – Der vom Radsportweltverband UCI präsentierte Cross-Weltcup-Kalender 2024/25 weist einige bemerkenswerte Änderungen auf. So wurde die Anzahl der Rennen von 14 auf 12 reduziert, die zudem al

02.03.2024Neue Regeln sollen Crossstars zur Weltcup-Teilnahme zwingen

(rsn) – Die vielen Absagen von Topfahrern für die Cyclocross-Weltcups waren sowohl der UCI als auch Veranstalter Flanders Classics in diesem Winter ein Dorn im Auge. Schon während der Saison rausc

28.01.2024Van der Poel nach sechstem Hoogerheide-Sieg bereit für die WM

(rsn) – Mit einer eindrucksvollen Attacke in der vorletzten Runde hat sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zum Weltcup-Abschluss den Sieg geholt. Eli Iserbyt (Pauwels – Sauzen – Bi

28.01.2024Van Empel entscheidet Weltcupfinale erst im Sprint für sich

(rsn) – In Hoogerheide, wo sie im vergangenen Jahr Weltmeisterin geworden war, holte sich Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) den letzten Cross-Weltcup der Saison. Nach einem spannenden Rennen sc

22.01.2024Video: Van der Poel prallte gegen Streckenbegrenzung

(rsn) – Nach zehn Siegen in Folge musste Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Sonntag in Spanien die erste Saisonniederlage hinnehmen. Der Weltmeister belegte im Cross-Weltcup von Benido

21.01.2024Van Aert schlägt van der Poel trotz verpatztem Start und Sturz

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm seinen Saisonabschluss gewonnen. Beim 13. und vorletzten Lauf des Weltcups profitierte er zunächst von einem Sturz von Math

21.01.2024Van Empel in Benidorm mit Bodycheck zum Sieg

(rsn) – Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm den 13. Lauf des Weltcups gewonnen. Dazu musste sie in der vorletzten Kurve Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) mit einem B

07.01.2024Van der Poel fliegt beim Weltcup in Zonhoven zum 10. Saisonsieg

(rsn) – Rund 12.000 Fans standen beim Cross-Weltcup in Zonhoven an der Strecke und alle wurden von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) in Staunen versetzt. Bis zur vierten Runde wartete de

07.01.2024Pieterse baut in Zonhoven ihre Siegesserie aus

(rsn) – Puck Pieterse (Alpecin – Deceuninck) hat den zwölften Weltcup der Saison in Zonhoven gewonnen. Auf dem Parcours um die legendäre Kuil herum, die auch diesmal dreimal pro Runde bezwungen

07.01.2024Alvarado muss auf Cross-Weltcup in Zonhoven verzichten

(rsn) – Ohne die Gesamtführende wird am Sonntag in Zonhoven der zwölfte Lauf des Cross-Weltcups gestartet. Wie Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin - Deceuninck) ankündigte, muss sie wegen starke

03.01.2024Drohnen, Polizisten in Zivil: Duinencross reagiert auf Hulst

(rsn) – Nach dem Spuck-Zwischenfall mit Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) beim Weltcup in Hulst ergreifen die Organisatoren des am 4. Januar stattfinden Koksijde Duinencross Maßnahmen, um

31.12.2023Zuschauerwahnsinn beim Weltcup in Hulst

(rsn) – Der Spuck-Zwischenfall beim Cross-Weltcup in Hulst warf kein gutes Licht auf Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), doch aus der Querfeldein-Szene bekam der Weltmeister Rückendeckun

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

27.04.2024Highlight-Video der Königsetappe der Tour de Romandie

(rsn) - Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) hat eine glänzende Vorstellung auf der Königsetappe der Tour de Romandie abgeliefert. Der 23-jährige Deutsche attackierte im Schlussanstieg hinauf nach

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprint

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)