RSNplusDie interessantesten Themen zur Ronde

Neun Fragen an die Flandern-Rundfahrt

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Neun Fragen an die Flandern-Rundfahrt"
Das Feld bei der Ronde van Vlaanderen 2022 | Foto: Cor Vos

01.04.2023  |  (rsn) – Mit der 107. Flandern-Rundfahrt (1.UWT) steht am Sonntag das zweite Monument der Saison 2023 auf dem Programm. Die Favoritenrollen sind dabei klar verteilt: Alles andere als ein Sieg von einem der drei Superstars Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), Wout Van Aert (Jumbo – Visma) oder Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) wäre eine große Überraschung. Deshalb sind sie vor der Ronde van Vlaanderen in aller Munde und der Dreikampf das alles überlagernde Thema.

Radsport-news.com hat - neben der Hauptfrage - auch ein paar andere interessante gefunden, die das Rennen am Sonntag beantworten soll - hier sind neun Fragen an die Ronde: ___STEADY_PAYWALL___

1. Kann jemand Pogacar, Van Aert und van der Poel ärgern?

Wenn alles normal läuft, sollten die drei Podestplätze in Oudenaarde vergeben sein – davon geht die Radsport-Welt aus. Doch oft entstehen, wenn es klare Top-Favoriten gibt, die sich vor allem gegenseitig beäugen, in einem Klassiker Momente, die andere nutzen können, um sich einen taktischen Vorteil zu erkämpfen oder zu entwischen und wie Alberto Bettiol (EF Education – EasyPost) 2019 überraschend zu gewinnen. Darauf hofft am Sonntag eine ganze Reihe von Fahrern, zum Beispiel Matej Mohoric (Bahrain Victorious), Mads Pedersen (Trek – Segafredo) oder Stefan Küng (Groupama – FDJ).

2. Wie gut hält Pidcock mit?

Aufgrund seiner bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) erlittenen Gehirnerschütterung konnte sich Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) mit den Großen Drei in den vergangenen Wochen nicht messen. Er ist, als derjenige, den viele in Normalform am nächsten am Trio dran gesehen hätten, die Unbekannte im Kampf um den Ronde-Sieg. Oder gehen er und das Team Ineos Grenadiers in Abwesenheit des zuletzt so starken Filippo Ganna völlig unter?

3. Wie verhält sich Jumbo – Visma?

Vier Siege in fünf flämischen WorldTour-Rennen – das ist die Ausbeute der Gelb-Schwarzen in diesem für sie traumhaften Frühjahr. Auch wenn Dylan van Baarle krank fehlt, gilt Jumbo – Visma als stärkste Mannschaft am Start und viele erwarten, dass sie das Rennen dominiert. Allerdings: Van Aert schien trotz seines Sieges bei der E3 Classic im direkten Vergleich mit Pogacar und van der Poel bergauf ein kleines Bisschen hinterherzuhinken. Das stärkste Team, aber unter den Top 3 der etwas schwächere Favorit – eine interessante Konstellation.

Schon beim Omloop dominierte Jumbo - Visma, doch Sieger Dylan van Baarle fehlt bei der Ronde. | Foto: Cor Vos

Auch wenn Van Aert sein Heimat-Monument unbedingt gewinnen will, so könnte seine Mannschaft sogar ein ganz anderes Spiel spielen und innerhalb der letzten 100 Kilometer eine starke Gruppe mit entweder Tiesj Benoot oder Christophe Laporte initiieren. Wenn dann Pogacars und van der Poels Helfer nicht aufpassen oder nicht mehr stark genug sind, könnte das alle Vorhersagen auf den Kopf stellen.

4. Rettet Soudal Quick-Step seine Klassiker-Kampagne?

Teamchef Patrick Lefevere hat seine Mannen immer wieder öffentlich kritisiert, doch auch ohne die Worte des 68-Jährigen wäre allen klar gewesen: Was die einst so dominante Equipe in ihrer Heimat in diesem Jahr zustande gebracht hat, wurde den eigenen Ansprüchen der vergangenen Saisons bei Weitem nicht gerecht. Trotzdem: Springt in Oudenaarde oder eine Woche später in Roubaix ein Sieg heraus, dann ist alles vergessen. Für Julian Alaphilippe, Kasper Asgreen und Co. geht es darum, das Ruder herumzureißen.

Yves Lampaert ist eine der Soudal-Trumpfkarten, die dieses Frühjahr nicht gestochen haben. | Foto: Cor Vos

5. Krönt Movistar sein starkes flämisches Frühjahr?

Während sich Soudal vom Klassiker- zum Rundfahrer-Team entwickelt hat und im alten Kerngeschäft in der flämischen Heimat in diesem Frühjahr sehr zu leiden hatte, ist der spanische Movistar-Rennstall wohl die Sensation der Klassikersaison – vor allem bei den beiden Ronde-Generalproben: Matteo Jorgenson und Ivan Garcia Cortina wurden Vierter und Fünfter beim E3 Saxo Classic, Oier Lazkano Zweiter bei Dwars door Vlaanderen. Vor zehn Jahren wäre man ausgelacht worden, hätte man Movistar derartige Ergebnisse vorausgesagt. Jetzt ist die Frage: Können die Iberer das Frühjahr krönen und auch bei der Ronde einen Mann in die Top 5 bringen?

6. Wo und durch wen wird das Finale eröffnet?

Die Entscheidung fällt bei der Ronde entweder im Sprint auf der Zielgeraden vor Oudenaarde oder mit einem Vorstoß am Oude Kwaremont oder dem Paterberg – so ist das meistens. Doch angesichts der unterschiedlichen Charakteristiken der drei Top-Favoriten und auch der Tatsache, dass sie dem Rest überlegen zu sein scheinen, ist nicht davon auszugehen, dass irgendjemand auf die letzten beiden Hellinge wartet, um zu attackieren. Die Frage ist: Wann wirft einer der Großen Drei den Fehdehandschuh und greift zum ersten Mal richtig an? Und: Traut sich ein Underdog schon vorher einen Angriff zu, um vor den Schlüsselstellen Vorsprung auf Pogacar, Van Aert und van der Poel zu haben?

7. Welche Rolle spielt der Wind?

In den vergangenen Tagen war es sehr windig in den flämischen Ardennen – mit Sturmböen am Freitag. Für den Sonntag ist zwar eine Wetterberuhigung und sogar etwas Sonnenschein angekündigt, doch mit Windgeschwindigkeiten von 20-35 km/h könnte 'das himmlische Kind' trotzdem ein nicht zu unterschätzender Faktor werden. Laut Vorhersage soll der Wind aus Nordosten blasen. Das würde für den Abschnitt nach der zweiten Passage des Kwaremonts und des Paterbergs bis zum Koppenberg Gegenwind bedeuten und extrem lange Attacken mehr als 40 Kilometer vor dem Ziel erschweren. Dafür gäbe es nach dem Doppel aus Steenbeekdries und Taaienberg Rückenwind bis hinauf zum Hotond. Auf den flachen letzten zehn Kilometern herrschte danach wieder Gegenwind.

8. Wer wird der beste Deutschsprachige in Oudenaarde?

In vielen der Top-Teams ist zumindest ein deutschsprachiger Fahrer in Brügge mit von der Partie. Die beiden Aussichtsreichsten auf ein Spitzenresultat heißen nach den Eindrücken der vergangenen Wochen Stefan Küng (Groupama – FDJ) und Nils Politt (Bora – hansgrohe). Beide sind Kandidaten für die Top 10 oder, wenn alles perfekt läuft, sogar für die Top 5 – obwohl beide ihr noch größeres Ziel eigentlich erst am Oster-Sonntag vor der Brust haben: Paris-Roubaix.

John Degenkolb überzeugte zuletzt nicht nur bei Gent-Wevelgem. | Foto: Cor Vos

9. Was machen die Altmeister?

Peter Sagan ist auf Abschiedstournee, konnte sich bislang aber kaum in Szene setzen. Auch Greg Van Avermaet (AG2R Citroën) kündigte in den vergangenen Tagen an, dass seine Karriere sich nächstes Jahr wohl dem Ende entgegen neigt. Mit Alexander Kristoff (Uno-X), John Degenkolb (DSM) und Sep Vanmarcke (Israel – Premier Tech) sind drei weitere Klassiker-Stars des letzten Jahrzehnts in Flandern am Start. Gerade Letzterer hat mit seinem überraschenden dritten Platz bei Gent-Wevelgem bewiesen, dass man die Altmeister nie abschreiben sollte – und auch Degenkolb ist in Form. Wer von ihnen fährt also in Oudenaarde das beste Ergebnis ein?

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

26.07.202330-Tage-Sperre für Maciejuk für Sturz bei Flandern-Rundfahrt

(rsn) – Bis zum 23. August sperrte der Radsportweltverband UCI nun den Polen Filip Maciejuk (Bahrain – Victorious). Der Grund dafür ist der vom 23-Jährigen ausgelöste Massensturz bei der Flande

04.04.2023Nach Massensturz bei Flandern-Rundfahrt: UCI will “Exempel statuieren“

(rsn) – Die direkte Disqualifikation noch während des Rennens wird nicht die einzige Strafe für Filip Maciejuk bleiben. Dem Bahrain-Victorious-Profi, der den Massensturz bei der Flandern-Rundfahrt

03.04.2023Bjergs und Trentins Leadouts ebneten Pogacar den Weg

(rsn) – Mit seinem imponierenden Soloritt zum Ronde-Triumph zeigte Tadej Pogacar (UEA Team Emirates) ein weiteres Mal, dass er der kompletteste Fahrer im Feld ist. Doch sein erster Sieg bei der Flan

03.04.2023Politt konnte seinen Plan nur mit Verspätung umsetzen

(rsn) – Als Nils Politt (Bora – hansgrohe) bereits 75 Kilometer vor dem Ziel der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) aus dem Feld heraus angriff, war das zwar keine Panikreaktion, um doch noch die deutlich

03.04.2023Gogl: “....und dann war Bowling angesagt“

(rsn) – Für den Aufreger bei der 107. Flandern-Rundfahrt sorgte Filip Maciejuk (Bahrain – Victorious) als Auslöser eines Massensturzes im Männerrennen rund 140 Kilometer vor dem Ziel. Beim Vers

03.04.2023Wellens brach sich bei Maciejuks Ronde-Manöver das Schlüsselbein

(rsn) – Beim vom Polen Filip Maciejuk (Bahrain Victorious) verursachten Massensturz zur Hälfte der Flandern-Rundfahrt hat sich Tim Wellens (UAE Team Emirates) das Schlüsselbein gebrochen. Der Belg

03.04.2023Neun Antworten von der Flandern-Rundfahrt

(rsn) – Viel Spannung von Anfang an bot die 107. Flandern-Rundfahrt (1.UWT) – und die Ronde beantwortete ganz brav auch alle Fragen, die radsport-news.com vor dem Start aufgeworfen hatte. Unter a

02.04.2023Reusser: “Hat man schon einmal so ein Teamplay gesehen?“

(rsn) – Bei fünf der sieben letzten Rennen der Women’s WorldTour stellte SD Worx die Siegerin. Auch bei der Ronde van Vlaanderen (1. WWT) waren die Fahrerinnen des niederländischen Teams wieder

02.04.2023Kopecky verteidigt ihren Titel bei der Flandern-Rundfahrt

(rsn) – Lotte Kopecky (SD Worx) hat als erste Frau seit Mirjam Melchers im Jahr 2006 erfolgreich den Titel bei der Flandern-Rundfahrt (1.WWT) verteidigt. Die Belgierin setzte sich in Oudenaarde bei

02.04.2023Rutsch wird Zweiter der “Großen Flandern-Rundfahrt“

(rsn) – Als einer von vier Marathon-Männern absolvierte und beendete Jonas Rutsch (EF Education - EasyPost) alle fünf Klassiker der letzten zwölf Tage in Flandern. In der inoffiziellen Addierung

02.04.2023Highlight-Video der 107. Flandern-Rundfahrt

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat mit einem denkwürdigen Auftritt die 107. Flandern-Rundfahrt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Slowene triumphierte nach 273,4 Kilometern von Brügge nach

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d'Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

12.05.2024Buchmann erneut kurz vorm Ziel abgefangen - diesmal von Poels

(rsn) – Wie schon an der ersten Bergankunft beeindruckte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) auch auf der alles entscheidenden 5. Etappe der 45. Tour de Hongrie (2.Pro). Er musste auf den letzten

12.05.2024Highlight-Video der 9. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat auf der 9. Etappe des 107. Giro d’Italia seinen ersten Tagessieg bei einer Grand Tour gefeiert. Der 22-jährige Niederländer entschied nach 214 Kil

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)