RSNplusGent-Wevelgem-Sieger freut sich auf Eritrea

Girmay hat nach drei Monaten in Europa Heimweh

Von Peter Maurer aus Wevelgem

Foto zu dem Text "Girmay hat nach drei Monaten in Europa Heimweh "
Überglücklich feiert Girmay seinen Sieg bei Gent-Wevelgem vor Christophe Laporte (l.) und Dries van Gestel | Foto: Cor Vos

27.03.2022  |  (rsn) - Der Eritreer Biniam Girmay (Intermarché – Wanty – Gobert) war die Ãœberraschung von Gent-Wevelgem. Nicht Topfavorit Wout Van Aert (Jumbo – Visma) strahlte nach 248,8 Kilometern als Sieger, sondern der 21-Jährige aus Afrika. Schon im Vorjahr hatte Girmay in Belgien mit Silber bei der U23-WM in Löwen (Niederlande) aufgetrumpft. Im Januar gewann er auf Mallorca die Trofeo Alcúdia und nun seinen ersten Frühjahrsklassiker in Belgien.

"Seit Saisonbeginn überrasche ich mich von Rennen zu Rennen selbst", erklärte der Eritreer in der Pressekonferenz nach dem Rennen und lachte dabei. Am Freitag beim E3 Saxo Bank Classic fuhr er seinen ersten Einsatz auf belgischen Pflaster überhaupt und wurde gleich auf Anhieb Fünfter: "Ich hätte nie erwartet, da schon so weit vorne zu sein. Ich habe nur getreten, getreten und getreten und war dann noch immer an den besten Fahrern dran." ___STEADY_PAYWALL___

Mit dieser Fahrweise zeigte er sich auch bei Gent-Wevelgem immer wieder vorne. Mit Hilfe seiner Mannschaft, darunter auch der Norweger Alexander Kristoff, selbst Gewinner der Flandern-Rundfahrt 2015, überstand er sogar die schwierige Phase, als sich nach der dritten Überfahrt des Kemmelberg eine siebenköpfige Spitzengruppe rund um Van Aert formierte.

Girmay in der Spitzengruppe mit Laporte, van Gestel und Jasper Stuyven | Foto: Cor Vos

"Es ist natürlich super, dass sich mein Team für mich als Kapitän entschieden hat. Während des Rennens habe ich auch richtig gelitten, vor allem als ich meine gute Position verloren hatte. Mit der Hilfe meiner Teamkollegen bin ich aber wieder zurückgekommen", schilderte Girmay, der sich dann clever an eine Konterattacke von Van Aerts Teamkollegen Christophe Laporte anhängte, die schließlich für die finale Rennentscheidung sorgte.

Im Sprint positionierte sich Girmay am Ende der Vierergruppe und eröffnete den Schlussspurt 250 Meter vor dem Ziel als Erster. "Ich habe gewartet, weil ich im kurzen Sprint meine Stärke habe. 250 Meter ist die ideale Distanz und als ich das Schild gesehen habe, habe ich die Augen zugemacht und durchgezogen", berichtete Girrmay, der einen kleinen Vorsprung auf Laporte über den Zielstrich rettete, seine Arme aber schon zum Jubel ausgebreitet hatte.

Als Girmay als Erster die Ziellinie überquert, ahnt er, dass er gerade etwas Großes geschafft hatte | Foto: Cor Vos

"Niemand konnte von mir den Sieg erwarten. Bis 300 Meter vor dem Ziel habe ich um ein Podium gekämpft, da ich wusste, dass Laporte ein Weltklassesprinter ist", so Girmay, der sich aber 250 Meter vor Schluss immer noch stark fühlte: "Da habe ich zum ersten Mal realisiert, dass ich sogar gewinnen kann."

Heimweh nach drei langen Monaten in Europa

Selbst nach der Siegerehrung, konnte er seinen Erfolg noch gar nicht fassen. "Das ist so ein großes Rennen und ein so wichtiger Sieg für den afrikanischen Radsport“, war sich Girmay der Bedeutung seines Erfolgs bewusst. "Wir haben immer wieder gute Radfahrer rausgebracht, aber bei einem belgischen Klassiker zu gewinnen, ist riesig. Ich hoffe, dass das dem Radsport in Afrika die Türe noch weiter öffnet", fügte er an.

Im Januar gewann Girmay die Trofeo Alcudia auf Mallorca. | Foto: Cor Vos

Seine Landsleute beschrieb er als sehr passioniert für den Radsport, allerdings kennen sie nur die großen Landesrundfahrten und die Klassiker wie Paris-Roubaix. Gent-Wevelegem war nicht live bei ihm zu Hause zu sehen. Nur über die internationalen Kanäle bekommt Eritrea die Bilder über die aktuellen Radrennen.

300 Meter vor dem Ziel realisierte er, dass er gewinnen kann

Schon nach zwei Rennen hat er Gefallen an den Pflasterpassagen gefunden. "Nächstes Jahr sehe wir uns sicher wieder hier in Belgien. Die Fans an der Strecke waren einfach einmalig", versprach Girmay, der völlig überraschend ohne großer Streckenerfahrung gewinnen konnte. "Unsere Sportlichen Leiter haben mich gut durch die vielen Kurven gelotst. Wir hatten den Kurs genau inspiziert. Vor jedem Hindernis erhielten wir über Funk die Informationen und wussten damit genau, wann wir in Position sein müssen", erklärte der Neuling die Taktik der Wanty-Mannschaft, der statt zur Flandern-Rundfahrt nun nach Hause fliegt.

"Das war der Plan vor Monaten und den gilt es einzuhalten. ich habe meine Familie seit drei Monate nicht gesehen" plagt ihn das Heimweh. Auf Girmay wird wohl ein großer Empfang in Azmara warten, zählt er doch spätestens seit den Weltmeisterschaften zu den Aushängeschildern des Landes. 

Viel Zeitfür den Familienbesuch hat er aber nicht, denn schon bald steht die Vorbereitung auf sein nächstes Highlight an. Das ist im Mai seine erste GrandTour, der Giro d’Italia.

Mehr Informationen zu diesem Thema

30.03.2022Girmay winkt neuer Vertrag mit dreifachem Gehalt

(rsn) – Gent-Wevelgem-Sieger Biniam Girmay winkt nach seinem Erfolg beim belgischen Klassiker nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch eine massive finanzielle Verbesserung. Laut cyclingnews.com will

28.03.2022Gent-Wevelgem U23: Umbruch tat Leistung keinen Abbruch

(rsn) - Als 2019 das letzte Mal Gent-Wevelgem der U23 ausgetragen wurde, sorgte Jonas Rutsch für einen deutschen Sieg. Nachdem es wegen der Corona-Pandemie eine zweijährige Pause einlegen musste, k

28.03.2022Balsamo fliegt im Regenbogentrikot von Sieg zu Sieg

(rsn) – Im Regenbogentrikot fährt die Italienerin Elisa Balsamo (Trek – Segafredo) derzeit von Sieg zu Sieg. Drei der fünf bisher ausgetragen Rennen der Women’s WorldTour konnte die 24-Jährig

28.03.2022Kanter: “In Zukunft kann ich da auch vorne mit reinfahren“

(rsn) – Die Lehrreise des Max Kanter (Movistar) durch die Welt der Frühjahrsklassiker ist auch am Sonntag bei Gent-Wevelgem weitergegangen. Eine Woche nach seinem Debüt bei Mailand-Sanremo bestrit

28.03.2022Pidcock nach Magenproblemen noch weit weg von der Normalform

(rsn) – Cross-Weltmeister Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) kam bei seiner Gent-Wevelgem-Premiere nicht über Platz 67 hinaus. Doch der erfolgsverwöhnte Brite war keineswegs unzufrieden mit seiner

27.03.2022Weltmeisterin Balsamo feiert einen WorldTour-Hattrick

(rsn) - Elisa Balsamo (Trek - Segafredo) hat ihren dritten WorldTour-Sieg binnen einer Woche eingefahren. Nachdem sie bereits die Trofeo Alfredo Binda und Brügge-De Panne für sich hatte entscheiden

27.03.2022Highlight-Video des 84. Gent-Wevelgem

(rsn) - Biniam Girmay (Intermarché - Wanty - Gobert) hat beim 84. Gent-Wevelgem einen Überraschungscoup gelandet. Der 21-jährige Eritreer gewann nach 249 Kilometern den Sprint einer vierköpfigen F

27.03.2022Girmay düpiert bei Gent-Wevelgem die Routiniers

(rsn) - Biniam Girmay (Intermarché - Wanty - Gobert) hat die 84. Ausgabe von Gent-Wevelgem gewonnen und den bisher größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 21-jährige Eritreer setzte sich übe

27.03.2022Kristoff und Girmay bilden Doppelspitze aus Routine und Jugend

(rsn) - Auf seinen Start bei der E3 Saxo Bank Classic musste Alexander Kristoff (Intermarché - Wanty - Gobert) wegen einer Grippe verzichten. Für den 34-jährigen Norweger sprang der 13 Jahre jünge

27.03.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 27. März

(rsn) - Welche UCI-Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus, welche Fahrer und Teams stehen am Start und wer sind die Favoriten? Wir geben Ihnen kompakt und übersichtl

26.03.2022Van Aert der Top-Favorit bei jedem Szenario

(rsn) - Gent-Wevelgem ist als Sprinterklassiker bekannt, bei dem oft der Wind eine entscheidende Rolle spielt. Viele Jahre platziert am Mittwoch zwischen Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix, erhielt

23.03.2022Trentin startet an der Seite von Ackermann bei Gent-Wevelgem

(rsn) - Nach seinem Sturz auf der 2. Etappe von Paris-Nizza, bei dem er sich eine Gehirnerschütterung zugezogen hat, kehrt Matteo Trentin (UAE Team Emirates) wieder ins Feld zurück. Der Italiener st

Weitere Radsportnachrichten

12.05.2024Sarnowski fehlen 100 Meter zum ersten UCI-Sieg

(rsn) – Tillman Sarnowski (Embrace The World) hat beim GP de la Ville d`Oran (1.2) in Algerien sein erstes UCI-Podium in einem Eliterennen eingefahren. Der 19-Jährige, 2022 Gesamtsieger der U19-

12.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

11.05.2024Highlight-Video der 8. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 8. Etappe des 107. Giro d´Italia hätte eine für kletterstarke Ausreißer sein können. Entsprechend groß war der Kampf um die Plätze in der Spitzengruppe zu Beginn und entsprechend

11.05.2024Geschke und Steinhauser beeindrucken in glückloser Gruppe

(rsn) – Zwei Deutsche haben die 8. Etappe des Giro d´Italia quer durchs Apennin in Richtung Bergankunft in Prati di Tivo maßgeblich mitgeprägt: Simon Geschke (Cofidis) und Georg Steinhauser (EF E

11.05.2024Flachetappe in die Hauptstadt der Pizza-Liebhaber

(rsn / ProCycling) – Die Verbindung der Rennorganisatoren RCS mit Neapel scheint in den letzten Jahren besonders eng geworden zu sein. Zum dritten Mal in Folge schlägt der rosa Zirkus seine Zelte i

11.05.2024Teamkollegen überredeten Pogacar, im Apennin auf Sieg zu fahren

(rsn) - Normalerweise sagt im Radsport der Kapitän, wann und wie er auf Sieg fahren will. Das ist sicher auch bei Tadej Pogacar und seinem UAE Team Emirates so. Mit dem Unterschied, dass die Mannscha

11.05.2024Sturz in Spitzengruppe raubte Santic - Wibatech die Siegchance

(rsn) - Bei der Silesian Classic (1.2), einem neuen UCI-Eintagesrennen in Polen, hätte sich das deutsche Team Santic - Wibatech beinahe den Premierensieg gesichert. Nach 160 Kilometern fuhren die be

11.05.2024Flèche du Sud: Rüegg auf Podiumskurs, Rapp und Peter lauern

(rsn) - Das 18,6 Kilometer lange Einzelzeitfahren des Flèche du Sud (2.2) hat nur wenig Veränderungen im Gesamtklassement gebracht. Pim Ronhaar (Baloise - Trek Lions) behauptete seine Gesamtführu

11.05.2024Martinez hatte den Sieg vor Augen, bis Pogacar antrat

(rsn) – Mit dem Tagessieg bei der Apennin-Bergankunft in Prati di Tivo hat es für Bora – hansgrohe auf der 8. Etappe des Giro d´Italia nicht geklappt. Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirat

11.05.2024Thomas “überrascht, dass andere abgehängt wurden“

(rsn) – Zwei Minuten Zeitverlust auf Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Einzelzeitfahren am Freitag: Die Aussichten für Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) vor der zweiten Bergankunft des 107. Giro

11.05.2024Großschartner: “Der Etappensieg war eigentlich nicht unser Ziel“

(rsn) – Das Finale der 8. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) ging Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) eher gemächlich an. Statt einer frühen Attacke verließ sich der Slowene auf seine SprintqualitÃ

11.05.2024Diesmal im Bergsprint: Pogacar holt Giro-Etappensieg Nr. 3

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat einen Tag nach seinem zweiten Etappensieg beim 107. Giro d’Italia gleich den dritten nachgelegt. Auf der 8. Etappe von Spoleto zur Bergankunft von Pra

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Boucles de l´Aulne (1.1, FRA)
  • Boucles de l´Aulne (1.1, FRA)
  • Flèche du Sud (2.2, LUX)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)