RSN-Rangliste, Platz 68: Moran Vermeulen

Mit Selbstvertrauen ins erste Leadertrikot der Karriere

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Mit Selbstvertrauen ins erste Leadertrikot der Karriere "
Moran Vermeulen (Felbermayr Simplon Wels) | Foto: Reinhard Eisenbauer

08.11.2021  |  (rsn) - Mit dem Minimalvorsprung von einemn Zähler gelang Moran Vermeulen (Felbermayr Simplon Wels) der Gesamtsieg in der road cycling league Austria, der österreichischen Radliga. Nach seinem Erfolg im Schneetreiben von Leonding zum Beginn der Serie zeigte der Steirer mit niederländischen Wurzeln konstante Leistungen und verteidigte sein Rotes Trikot bis zum Finale in Königswiesen, wo Vermeulen die Gesamtwertung knapp vor seinem Teamkollegen Daniel Lehner für sich entscheiden konnte.

Ein wichtiges Element dafür waren vor allem die Saisonauftaktrennen in Kroatien, wo der 24-Jährige in Ausreißergruppen unterwegs war. "In den ersten fünf Saisonrennen war ich viermal ganz vorne unterwegs. Das hat mir einen richtigen Boost gegeben, da ich wusste ich dann, dass ich da hingehöre", verriet Vermeulen im Gespräch mit radsport-news.com.

Der 1,88 Meter große Schlacks mit Familien-Background im Langlauf ist ein Asket und Frühaufsteher, der seiner sportlichen Karriere alles unterordnet. Spätestens um 6:00 Uhr morgens ist Vermeulen wach und beginnt früh mit dem Training. "Wenn es abends mal später wird, dann ist es maximal 21:00 Uhr", grinste der Athlet aus Ramsau am Dachstein.

Vermeulen stammt aus einer Familie mit Wintersport-Tradition. Schon beide Elternteile nahmen an Weltmeisterschaften teil, sein Bruder Mika lebt mittlerweile in Norwegen und gehört zu Österreichs Langlauf-Nationalteam. Moran Vermeulen schlug mit 16 Jahren einen anderen Weg ein, wechselte zum Radsport und arbeitete sich dort in den letzten Jahren in Österreich nach vorne.

2021 gelang ihm der Durchbruch, er stieg zu einem der Kapitäne bei Felbermayr Simplon Wels auf und unterstrich die ihm übertragene Verantwortung gleich mit einem eindrucksvollen Auftaktsieg beim Saisoneröffnungsrennen in Leonding. "Ich mag dieses Rennen einfach gerne. Es kommt mir von der Topographie entgegen, weil du speziell auf der Finalrunde immer auf Zug und aktiv fahren musst“, berichtete er.

Bei der Isere-Tour im Leadertrikot

Seine im Winter auch durch viele Online-Rennen aufgebaute Form konnte Vermeulen in Leonding endlich in ein Ergebnis ummünzen. Danach versuchte er auf Rhodos, sowohl bei dem dortigen Eintagesrennen als auch der dreitägigen Tour einen weiteren Coup zu landen: "Leider haben uns dort die Rennverläufe nicht in die Karten gespielt. Kurz vor dem Ende wartet immer ein Berg und dort war ich immer in der Spitzengruppe mit dabei, aber wir sind nie durchgekommen und der Sprint eines größeren Feldes ist nicht meine Domäne."

So schloss Vermeulen das Etappenrennen auf Rang 14 ab, einen Monat später folgte dann die prestigeträchtige Alpes Isère Tour, wo er sich sogar auf der vorletzten Etappe im Leadertrikot wiederfand: "Schon allein die erste Etappe war die härteste meines Lebens. Sie war zwar nur rund 120 Kilometer lang, führte aber bei einem Schnitt von 50 km/h nur über kleine französische Straßen."

Sein Meisterstück lieferte Vermeulen auf der 4. Etappe ab. "Die Spitzengruppe war schon raus und ich bin dann nachgesprungen. Über 40 Kilometer habe ich sie allein verfolgt, bis ich endlich dran war", erinnerte er sich. Doch zum Durchschnaufen blieb nicht viel Zeit. Als Bestplatzierter der Ausreißer befand sich Vermeulen sich virtuell im Leadertrikot, musste dann in der uneinigen Gruppe viel Arbeit verrichten, um alles zusammenzuhalten.

Schwerer Schlusstag kostete den ersten UCI-Sieg

"Selbst als alle attackiert haben, musste ich voll fahren. Am Ende hat es gereicht", so Vermeulen, der vier Sekunden hinter Tagessieger Emil Toudal (BHS – PL Beton Bornholm) auf dem vierten Tagesrang landete, aber jeweils die Führung in der Gesamt- und der Bergwertung übernehmen konnte. Am Schlusstag, wo auf 140 Kilometern 3.500 Höhenmeter warteten, musste er es aber dann noch abgeben.

"Wir hatten drei schwere Berge zu überwinden, am vorletzten erlitt ich einen Einbruch. Mein ganzes Team ist für mich gefahren, am Ende hat es knapp nicht für das Gesamtwertungspodium gereicht, was sehr schade war", erzählte Vermeulen, der aber über die Erfahrung sehr dankbar war: "Es ist schon ein tolles Erlebnis, in Frankreich ein solches Trikot zu tragen. Es war einer der heftigsten Tage der Saison, aber die Euphorie auch vom Publikum war sensationell. Ich kann das jeden nur empfehlen."

Dritter beim Grand Prix Kranj in Slowenien

Bei seinen weiteren internationalen Einsätzen in Sibiu, bei der Tschechien-Rundfahrt oder Paris-Arras fehlte dann das Glück Vermeulen wurde aufgrund der Teamtaktik für Kletterspezialist Riccardo Zoidl keine freiere Rolle zugeteilt. Beim Grand Prix Kranj landete er im Sprint einer achtköpfigen Ausreißergruppe auf dem dritten Rang: "Wenn ich zurückblicke, dann hätte ich mir ein wenig mehr erhofft. In Kranj oder bei der Isere-Tour hätte ich um einen UCI-Sieg mitreden können. Aber es war ein gewaltiger Schritt in dieser Saison. Die Leistung hatte ich immer, aber früher hat mir das Selbstvertrauen gefehlt. Das ist nun da."

Für die nächste Saison wird Vermeulen bei den Welsern bleiben. Zwar hatte er mit einigen Teams auf WorldTour- sowie Pro-Ebene Kontakt, für einen Vertrag im Ausland hat es aber nicht gereicht. "Ich will 2022 die in der abgelaufenen Saison erzielten Leistungen bestätigen", so Vermeulen, dem es im November in den hohen Norden zog. Bei Bruder Mika in der norwegischen Olympiastadt Lillehammer hat er seine Vorbereitung auf 2022 begonnen.

"Mit Laufen, Skirollern und Langlauf geht es jetzt um die Grundlagen, ehe ich mich dann spezifisch auf dem Rad vorbereite. Ich will mit freiem Kopf durchstarten und das Momentum aus einem starken Jahr mitnehmen", blickte er voraus. Auch Abstecher zum Cyclocross wird es dann im Dezember wieder geben: "Das hat letztes Jahr auch viel gebracht."

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.12.2021Die radsport-news-Trophäe für den “Fahrer des Jahres“

(rsn) - Zum zweiten Mal in Folge zeichnet radsport-news.com in Zusammenarbeit mit der Kunstgießerei Strassacker Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) als besten Fahrer des Jahres aus. Schon 2020

16.12.2021Vor den Olympischen Spielen lief es deutlich besser als danach

(rsn) – Dank einer herausragenden ersten Saisonhälfte ist es Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) gelungen, sich wie schon 2020 den ersten Platz in der Jahresrangliste von radsport-news.com z

16.12.2021Die Radsport-News-Jahresrangliste 2021 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder mit eigenem Punkteschlüssel den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2021 finden Sie die Platzierungen all

16.12.2021Das Punkteschema der Jahresrangliste 2021

(rsn) - Damit Sie nachvollziehen können, nach welchen Kriterien die Radsport-News-Jahresrangliste 2021 erstellt wurde, stellen wir Ihnen an dieser Stelle unser Punkteschema vor:Das Punkteschema der R

15.12.2021Nicht nur in den Zeitfahren Top-Leistungen abgerufen

(rsn) - Mit sechs Siegen - fünf davon in seiner Paradedisziplin Zeitfahren - sowie seinem ersten Rundfahrtsieg der Karriere  - blickt Stefan Küng (Groupama - FDJ) auf die bisher erfolgreichste Sais

14.12.2021Das letzte Quäntchen Glück hat gefehlt

(rsn) – Auch wenn er im Jahr 2021 sechs Rennen gewann, so sprach Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) gegenüber radsport-news.com von einer “ein bisschen verlorenen Saison.“ Das lag vor allem

13.12.2021Erfolgserlebnisse auch in einer Saison mit vielen Problemen

(rsn) – Triumphale Siege wie im Vorjahr, als er eine Etappe der Tour de France und den Flèche Wallonne gewann, gelangen Marc Hirschi nach seinem Wechsel von DSM zum UAE Team Emirates nicht. Dennoch

12.12.2021Schachmann wieder “mit Ambitionen“ zu Paris-Nizza

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) wird Ende Januar bei der Mallorca Challenge in die Saison 2022 einsteigen. Das kündigte der Deutsche Meister gegenüber radsport-news.com an. Scha

12.12.2021In einer superstarken Saison einen Kindheitstraum erfüllt

(rsn) - Nils Politt (Bora - hansgrohe) kann in sportlicher Hinsicht auf einen Sommer zurückblicken, wie er im Buche steht. Der Hürther fuhr sich in überragender Manier seinen ersten Etappensieg be

11.12.2021Trotz überragender Ergebnisse nicht ganz zufrieden

(rsn) – Etappensiege beim Giro d`Italia und der Tour de Suisse, dazu der fünfte Platz in der Gesamtwertung der Vuelta a Espana, wo er auch die Nachwuchswertung zu seinen Gunsten entscheiden konnte:

10.12.2021In Saint-Gaudens gelang der große Befreiungsschlag

(rsn) – Ein Tag im Jahr 2021 sticht besonders heraus, wenn die Saison von Patrick Konrad bilanziert wird. Am 13. Juli schrieb der Österreicher Radsportgeschichte, gewann als erst dritter Sportler a

09.12.2021Auch ohne Sieg alles andere als eine schlechte Saison

(rsn) – Erstmals in seiner mittlerweile elf Jahre währenden Profikarriere blieb John Degenkolb (Lotto Soudal) in dieser Saison ohne Sieg. Mit seinen Leistungen und auch den Resultaten konnte der 3

Weitere Radsportnachrichten

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

12.05.2024Buchmann erneut kurz vorm Ziel abgefangen - diesmal von Poels

(rsn) – Wie schon an der ersten Bergankunft beeindruckte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) auch auf der alles entscheidenden 5. Etappe der 45. Tour de Hongrie (2.Pro). Er musste auf den letzten

12.05.2024Highlight-Video der 9. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat auf der 9. Etappe des 107. Giro d’Italia seinen ersten Tagessieg bei einer Grand Tour gefeiert. Der 22-jährige Niederländer entschied nach 214 Kil

12.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 9. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

12.05.2024Sarnowski fehlen 100 Meter zum ersten UCI-Sieg

(rsn) – Tillman Sarnowski (Embrace The World) hat beim GP de la Ville d`Oran (1.2) in Algerien sein erstes UCI-Podium in einem Eliterennen eingefahren. Der 19-Jährige, 2022 Gesamtsieger der U19-

12.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)