Peloton wieder zu nachlässig in der Ausreißerjagd

Der nächste Überraschungs-Coup: Jackson narrt Sprinterinnen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Der nächste Überraschungs-Coup: Jackson narrt Sprinterinnen"
Alison Jackson (Liv Racing) hat die 1. Etappe der Simac Ladies Tour in Hardenberg gewonnen. | Foto: Cor Vos

25.08.2021  |  (rsn) – Das WorldTour-Peloton der Frauen neigt dieser Tage dazu, sich zu verschätzen. Wie schon auf den ersten beiden Etappen der Ladies Tour of Norway vor knapp zwei Wochen, so kam es auch auf der 1. Etappe der Simac Ladies Tour in der Niederlande nicht zum erwarteten Massensprint, sondern zum knappen Sieg einer Ausreißerin.

Alison Jackson (Liv Racing) jubelte in Hardenberg nach 134,8 Kilometern vor ihrer Fluchtbegleiterin Maelle Grossetete (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) und übernahm sogar das Gelbe Trikot von Prolog-Siegerin Marianne Vos (Jumbo – Visma), weil die im Hauptfeld vier Sekunden nach Jackson hinter Lorena Wiebes (DSM) nur Tagesvierte wurde und so ohne Bonifikationen ausging.

"Wir wollten mit dem Ausreißversuch erstmal das Bergtrikot holten und dann schauen, was passiert", sagte Jackson im Ziel. Die Kanadierin hatte die Ausreißergruppe des Tages mit einer Solo-Attacke initiiert, unterwegs den Bergpreis gewonnen und sich am Ende durchgesetzt. Richtig überrascht darüber, dass ihre Flucht Erfolg hatte, schien sie aber nicht zu sein.

"Seit den Olympischen Spielen haben wir immer wieder gesehen, dass es sich lohnen kann, mutig zu fahren. Wir haben es öfter gesehen, dass lange Attacken den Sieg bringen können", so die stets optimistische Jackson. "Man muss immer an sich und seine Chancen glauben."

Jackson war mit 15 Sekunden Rückstand aus dem Prolog gekommen, bekam aber eine Bonussekunde am Zwischensprint und zehn für den Etappensieg. Da sie im Prolog weniger Hunderstelsekunden hinter dem Komma stehen hatte, ist sie nun Gesamtführende vor der in derselben Sekunde liegenden Vos. "Das ist ein toller Bonus, das Führungstrikot zu bekommen", freute sich Jackson. Drei Sekunden dahinter folgt Wiebes auf Gesamtrang drei.

Besonders bitter war das Tagesergebnis für deren Team DSM, das mit Susanne Andersen und Coryn Rivera schon beim letzten Women's WorldTour-Rennen in Norwegen vor knapp zwei Wochen auf den ersten beiden Etappen den Sprint des Feldes gewann – jeweils aber eben hauchdünn hinter den Solosiegerinnen Kristen Faulkner (Tibco – SVB) und Riejanne Markus (Jumbo – SVB). Schon dort hatte Rivera moniert, man müsse früher Verantwortung übernehmen. Nun wurde das Wiebes zum Verhängnis.

So lief das Rennen:

Es dauerte nach dem Startschuss in Zwolle, den die dort geborene und nicht bei der Simac Ladies Tour startende Anna van der Breggen gegeben hatte, einige Kilometer, bis sich mit Alison Jackson (Liv Racing) die erste Solistin aus dem Feld löste. Sie baute ihren Vorsprung auf knapp eine Minute aus, bevor der Abstand wieder auf eine halbe Minute schmolz. Das nutzten dann Maelle Grossetete (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) und Nina Buijsman (Parkhotel Valkenburg), um zu Jackson vorzuspringen.

Als das Trio zusammen war, ging die Lücke wieder weiter auf und wuchs auf rund zweieinhalb Minuten an. Bei diesem Abstand kontrollierte das Hauptfeld die Ausreißerinnen lange, während vorne Jackson den einzigen Bergpreis bei Kilometer 57 und Grossetete den Bonifikations-Sprint bei der ersten Zieldurchfahrt 43 Kilometer vor Schluss gewannen. Bei letzterem wurde Buijsman Zweite und Jackson nur Dritte – noch ohne zu ahnen, wie knapp es um Gelb am Ende des Tages zugehen würde.

Auf der großen Schlussrunde um den Zielort Hardenberg verteidigten sich die drei Spitzenreiterinnen lange eindrucksvoll, doch die Teams Valcar Travel & Service, DSM, Movistar und Canyon – SRAM arbeiteten im Peloton nun zusammen, um mit Vollgas Jagd au die Ausreißerinnen zu machen und den Massensprint herbeizuführen – dachte man. Allerdings kam es in der Zusammenarbeit immer wieder zu kurzen Ruhephasen, die am Ende teuer wurden.

14 Kilometer vor Schluss stürzte am rechten Straßenrand die Schweizer Meisterin Marlen Reusser (Alé BTC Ljubljana), die zu den Top-Favoritinnen auf den Gesamtsieg in dieser Woche gehört. Doch sie verletzte sich nicht schwerer und schaffte sogar den Anschluss nochmal, um zeitgleich mit dem Hauptfeld das Ziel zu erreichen.

Auf den letzten zehn Kilometern konnte Buijsman nicht mehr vorne mithalten, aber Grossetete und Jackson zogen trotzdem voll weiter durch und auf den bis vier Kilometer vor Schluss engen Sträßche tat sich das Peloton schwer, die Lücke zu schließen – teilweise aber wohl auch, weil man die Ausreißerinnen zu schwach einschätzte und die Sprinterteams zu spät in die Verfolgung einstiegen. Das zeigte sich auch daran, dass zwischen Kilometer 6 und 4 vor dem Ziel fast 2.000 Meter lang Hannah Barnes (Canyon – SRAM) an der Spitze fuhr und niemand sie ablösen wollte, obwohl die Britin mehrfach darum bat.

Als die Sprintzüge dann auf den letzten 2,5 Kilometern auf breiter Straße Vollgas gaben und sich gegenseitig immer weiter beschleunigten, war es zu spät: Jackson und Grossetete erreichten die Zielgerade gemeinsam, eröffneten ihren Sprint früh und fochten den Sieg unter sich aus. Im Hauptfeld war vier Sekunden dahinter Wiebes vor Vos die Schnellste, während Emma Norsgaard (Movistar) ausrollen ließ und schon auf dem Zielstrich mit ihrer Anfahrerin Barbara Guarischi über die verpasste Chance diskutierte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg nach 130,2 Kilometern in

30.04.2024Vollering unterschreibt Sponsoren-Deal mit Nike

(rsn) – Anna Henderson (Visma – Lease a Bike) wird nicht mehr zur 3. Etappe der Vuelta Espana Femenina antreten. Die Britin war im Finale des zweiten Teilstücks an der 3-Kilometer-Marke an den er

29.04.2024Jackson siegt nach Sturz-Chaos um Vollering, Vos und Lippert

(rsn) – Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint au

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2024Auf den Spuren der Strade Bianche

(rsn / ProCycling) –Zum Giro-Feld gehören in diesem Jahr zwei frühere Gewinner von Strade Bianche: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Julian Alaphilippe (Soudal - Quick-Step). Beide waren im MÃ

09.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

08.05.2024Knoten endlich geplatzt: Traum-Mittwoch für Cofidis

(rsn) - Steter Tropfen höhlt den Stein. Das war das Motto des Tages auf der 5. Etappe des Giro d´Italia. Und die tapferen Tropfer kamen dieses Mal vom Team Cofidis. Schon in der ersten Ausreißergru

08.05.2024Auch Evenepoel mit Blick auf die Tour nun in der Höhe

(rsn) – Nach und nach beginnen die bei der Baskenland-Rundfahrt schwer gestürzten Rundfahrt-Stars ihre Vorbereitung in Richtung Tour de France wieder aufzunehmen. Während zu Giro-Beginn Rolf Aldag

08.05.2024Teutenberg siegt als Anfahrer und holt drei Wertungstrikots

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) stürmt in diesem Jahr von Sieg zu Sieg. Der 21-Jährige setzte sich am Mittwochabend zum Auftakt des Fleche du Sud (2.2) in Luxemburg im Sprin

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

08.05.2024Geschke: “Heute Abend wird gefeiert“

(rsn) – Kein Tag wie erwartet: Benjamin Thomas (Cofidis) hat die 5. Etappe des 107. Giro d’Italia aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus gewonnen. Die Sprinterteams hatten dagegen das Nac

08.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 5. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

08.05.2024Highlight-Video der 5. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Benjamin Thomas hat beim 107. Giro d’Italia seiner Cofidis-Equipe den ersten Saisonsieg beschert. Der 28-jährige Franzose entschied aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus die 5.

08.05.2024Benjamin Thomas sorgt in Lucca für Cofidis‘ ersten Saisonsieg

(rsn) – Es sollte eine Hommage für Italiens Supersprinter der 90er, Mario Cipollini, werden. Doch vier Ausreißer hatten auf der 5. Giro-Etappe über 178 Kilometer von Genua nach Lucca offensichtli

08.05.2024Welsford findet zum Ungarn-Auftakt zurück in die Erfolgsspur

(rsn) – Nach einem perfekten Saisonauftakt und eine nachfolgenden wochenlangen Flaute hat Sam Welsford (Bora – hansgrohe) zum Auftakt der 45. Ausgabe der Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) w

08.05.2024Ackermann kehrt nach langer Verletzungspause ins Feld zurück

(rsn) - Rund rund sieben Wochen, nachdem er sich bei der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) einen Bruch des linken Schlüsselbeinbruchs zugezogen hatte, wird Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) sein

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)