Streckenverkürzung nach Unfall und zu viel Verkehr

Königsetappe der ZLM Tour endet in Chaos und Wutausbrüchen

Foto zu dem Text "Königsetappe der ZLM Tour endet in Chaos und Wutausbrüchen"
Von den Begleitfahrzeugen verdeckt: Etappensieger Amund Grondahl Jansen (Jumbo - Visma) | Foto: Cor Vos

22.06.2019  |  (rsn) – Das Finale der Königsetappe bei der ZLM Tour (2.1) versank im völligen Chaos. Doch davon ließ sich das Team Jumbo - Visma nicht beeindrucken. In Landgraaf sorgte der Norweger Amund Grondahl Jansen mit seinem ersten Profierfolg für den vierten Jumbo-Sieg am vierten Tag der Rundfahrt. Der Norweger hatte 1.000 Meter vor dem Ziel aus einer kleinen Spitzengruppe heraus attackiert und einen kleinen Vorsprung ins Ziel gerettet. Rang zwei ging an seinen niederländischen Teamkollegen Mike Teunissen, der seine Führung in der Gesamtwertung ausbaute.

Allerdings wären eigentlich zum Zeitpunkt von Grondahl Jansens Attacke nicht nur 1.000 Meter, sondern noch elf Kilometer zu fahren gewesen, denn in Landgraaf hätte der finale Rundkurs ursprünglich zwei Mal befahren werden sollen. Doch kurzfristig entschied sich die Jury um und ließ die Fahrer wissen, dass man auf die letzte Runde verzichten werde. Manche Fahrer erfuhren über die Kommissäre fünf Kilometer vor dem Ziel vom Wegfall der Schlussrunde, andere wollen es erst zwei Kilometer vor dem Ziel erfahren haben. So oder so, der Ärger war groß.

"Euer Ernst!?", twitterte etwa Jasper De Buyst (Lotto Soudal) in Richtung der Organisatoren der ZLM Tour. "Das ist sowas von B*llshit. Ihr bezeichnet euch selbst als Tourvorbereitungsrennen?! Ihr wollt Finalrunden haben und dann ist dort alles voller Verkehr, dann fangt ihr an das Finale zu verändern und wir wissen von nichts. Das ist sowas von gefährlich", echauffierte sich De Buyst auch darüber, dass nach dem Druck des Roadbooks noch einmal Änderungen am Finale vorgenommen wurden, die nicht an die Fahrer und Teams weitergegeben worden seien. Zudem habe es im Finale kaum Schilder mit Kilometerangaben gegeben. Sein Teamkollege Jelle Wallays überquerte den Zielstrich als Protest mit zwei ausgestreckten Mittelfingern.

Organisator Jean-Paul van Poppel versuchte nach dem Rennen die Wogen etwas zu glätten. "Zur Hälfte der ersten der beiden ursprünglich angedachten Zielrunden beschloss die Jury, dem Rat der Polizei zu folgen. Diese war zu dem Schluss gekommen, dass die Strecke nicht ausreichend abgesichert war, um einen Sprint zu fahren. Die Fahrer der ersten und der zweiten Gruppe wurden informiert", so van Poppel.

Auslöser war eine Kollision eines Begleitmotorrades mit einem Auto, das sich auf der Strecke befand. "Es ist direkt vor uns passiert", so van Poppel. Das auf der Strecke fahrende Auto sei langsamer geworden und als der Polizist auf dem Begleitmotorrad an dem Fahrzeug vorbeifahren wollte, sei dieses wieder angefahren, um in die Hofeinfahrt abzubiegen. Der Motorradfahrer konnte den Zusammenstoß nicht vermeiden, stürzte zu Boden und wurde schließlich mit einer Handverletzung ins Krankenhaus gebracht. "Wir werden jetzt untersuchen, wie es dazu kommen konnte", meinte der Organisator. Allerdings soll dies nicht das einzige Fahrzeug gewesen sein, dass sich unerlaubterweise auf dem Rundkurs befand, während das Rennen stattfand.

Nicht der erste Vorfall bei der ZLM Tour

Zudem war es nicht das erste Mal, dass Fahrer sich über die Sicherheit bei der ZLM Tour beschwerten. Vor sieben Jahren monierte Lars Boom (Roompot - Charles) auf Twitter. "Anscheinend ist es schwierig Autos auf den letzten Kilometern von der Strecke zu entfernen. #zlmtour lächerlich!! Gefährlich", so der Niederländer damals.

Wie gefährlich es am Samstag im Finale war, zeigte allein die Zielankunft. Weil es auf dem Rundkurs zu Stau gekommen war, konnten die Vorausfahrzeuge inklusive Jury und Motorräder keinen großen Abstand zur Spitzengruppe halten, so dass Grondahl Jansen nur wenige Meter hinter dem Begleittross über den Zielstrich fuhr und dabei fast noch bremsen musste (siehe Tweet am Ende). "Es war chaotisch", befand auch der Tagesdritte Mads Würtz Schmidt (Katusha - Alpecin).

Etwas gelassener sah es der Etappensieger. "Ich fahre schon so lange als Profi und war oft nahe dran am Sieg. Es war zu erwarten, dass es irgendwann klappen würde. Und heute war es so weit. Es war ein harter Tag mit vielen Anstiegen", so Grondahl Jansen.

Dieser gab an, in der Spitzengruppe gemeinsam mit Teunissen nicht viel Arbeit verrichtet zu haben, da in der Gruppe hinter ihm Sprinter Groenewegen saß. "Wir haben lange überlegt, ob wir auf Dylan warten oder mitfahren sollten. Am Ende hat die Jury uns die Entscheidung leichter gemacht", so der Norweger, denn durch die Streckenverkürzung war der Sprintkapitän nicht mehr in der Lage, das Loch nach vorne zu schließen, so dass Grondahl Jansen freie Fahrt bekam und dabei beinahe nur von den Begleitfahrzeugen gestopp worden wäre.

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