Ludwig wird Zehnte im Juniorinnen-Zeitfahren

Ammerlaan mit van der Breggens altem Rad zum WM-Titel

Von Felix Mattis aus Innsbruck

Foto zu dem Text "Ammerlaan mit van der Breggens altem Rad zum WM-Titel"
Rozemarijn Ammerlaan ist neue Weltmeisterin im Einzelzeitfahren. | Foto: Cor Vos

24.09.2018  |  (rsn) - Tränen flossen nach dem WM-Einzelzeitfahren der Juniorinnen in Innsbruck einige - manche aus Freude, manche aus Enttäuschung. Denn weder die Medaillengewinnerinnen Rozemarijn Ammerlaan (Niederlande), Camilla Alessio (Italien) und Elynor Backstedt (Großbritannien) noch die deutsche Hoffnungsträgerin Hannah Ludwig hatten den Ausgang des 19,8 Kilometer langen Kampfes gegen die Uhr von den Swarovski Kristallwelten in die Innsbrucker Innenstadt so voraussehen können - am ehesten vielleicht noch die neue Weltmeisterin Ammerlaan. Die aber vergoss im Regenbogentrikot natürlich Freudentränen.

"Ich bin sehr stolz", sagte sie radsport-news.com. "Vor zwei Wochen bin ich schon ein Zeitfahren gegen Pfeiffer (Georgi) und Elynor (Backstedt) gefahren und habe gewonnen. Ich wusste also, dass ich in guter Form bin."

Ammerlaan gewann 16 Tage vor der WM im niederländischen Windraak den letzten großen Test im Rahmen der sogenannten Watersley Ladies Challenge. Trotzdem waren die Britin Georgi, die über die vergangenen beiden Jahre die Stärkste im Nation's Cup der Juniorinnen war, sowie Britt Knaven, die Tochter von Sky-Sportdirektor Servais Knaven, und Ludwig als Favoritinnen gehandelt worden. Georgi wurde Vierte, Ludwig Zehnte, Knaven belegte Rang elf.

Stattdessen standen neben Ammerlaan, der seit dem 4. Januar 18-jährigen und somit ältesten Starterin im Rennen, zwei auf dem Podium, die im ersten Juniorinnenjahr stecken - Backstedt, die Tochter des ehemaligen Roubaix-Siegers Magnus Backstedt und Megan Hughes, die sogar erst am Nikolaustag 17 wird.

Als Ludwig in der Mixed Zone nachfragte und die Namen der Fahrerinnen auf dem Podium gesagt bekam, staunte sie etwas überrascht: "Wow... Aber wer auf dem Kurs gewinnt, hat es verdient. Das war ein schwerer Kurs." Die gebürtige Heidelbergerin war offensichtlich schwer enttäuscht über den Ausgang des Rennens, weinte im Auslaufbereich bittere Tränen. "Ich weiß wirklich nicht, woran es lag. Ich bin einfach nicht in den Tritt gekommen. Ich kannte die Strecke perfekt und habe mich gut vorbereitet. Aber ich muss jetzt erstmal schauen, was schiefgelaufen ist. Es gibt immer solche und solche Tage", sagte sie, um dann schluchzend nachzuschieben: "Ist nicht schlimm."

Der Weg geht für Ludwig trotzdem steil weiter: Für 2019 hat sie bereits einen Vertrag bei einem Profi-Team in der Tasche, welches das ist, wollte sie aber noch nicht verraten. "Ich glaube, das darf ich noch nicht sagen", erklärte sie. Für welches Team Ammerlaan, die nun auch aus der Juniorinnen-Klasse herauswächst, im kommenden Jahr fährt, steht noch nicht fest.

Beim Blick auf das Material der Juniorinnen fiel auch in Innsbruck einmal mehr auf, dass da einige Profi-Teams Spuren hinterlassen hatten. Die Neuntplatzierte Marta Jaskulska aus Polen etwa trug einen Zeitfahrhelm von Sky - naheliegend, dank Landsmann Michal Kwiatkowski. Und auf dem Rad von Weltmeisterin Ammerlaan war der Name einer Olympiasiegerin zu lesen: "Das ist ein altes Rad von Anna van der Breggen. Ich habe es gekauft, als Rabobank es damals verkaufte", erklärte sie.

Mit einer Leihgabe hingegen war Vize-Weltmeisterin Alessio unterwegs. Die 17-Jährige war die größte Überraschung von Innsbruck, bestritt erst das zweite Einzelzeitfahren ihres Lebens und wurde vom Italienischen Verband sehr spontan zur WM geschickt, nachdem sie sich im Laufe des Jahres stark verbessert hatte. Erst eine Woche vor WM-Start bekam sie das 'Go'.

"Ich hatte Glück, denn bei meinem ersten Zeitfahren hatte ich ein schreckliches Rad. Der Verband hat mir jetzt das von einem Profi gegeben, Henao Montoya ist glaube ich sein richtiger Name. Ich habe das heute erst herausgefunden", erzählte sie nach dem Rennen über das Pinarello des 1,69 Meter großen Kolumbianers Sergio Henao von Sky.

Geprägt wurde das Rennen durch starken Rückenwind und vom Start zum Ziel hin abtrocknenden Straßen. Doch die Tatsache, dass Alessio als einzige der früh gestarteten Frauen ein Top-Resultat erzielte, legt nahe, dass die Bedingungen bei ihr nicht besser waren als zu Rennende. Ammerlaan, Backstedt und sie scheinen schlicht am besten mit Kurs und Wetter zurechtgekommen zu sein. Schon an der Zwischenzeit nach 10,2 Kilometern lagen sie vorne: Backstedt vor Ammerlaan, Knaven und Alessio. Knaven brach dann in der zweiten Rennhälfte ein, und das Podium stand.

Ergebnis:
1. Rozemarijn Ammerlaan (Niederlande) 27:02,95 Minuten
2. Camilla Alessio (Italien) + 6,8 Sekunden
3. Elynor Backstedt (Großbritannien) + 17,94
4. Pfeiffer Georgi (Großbritannien) + 21,89
5. Simone Boilard (Kanada) + 24,11
6. Vittoria Guazzini (Italien) + 24,64
7. Aigul Gareeva (Russland) + 24,66
8. Marie Le Net (Frankreich) + 25,69
9. Marta Jaskulska (Polen) + 28,24
10. Hannah Ludwig (Deutschland) + 28,93

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg nach 130,2 Kilometern in

30.04.2024Vollering unterschreibt Sponsoren-Deal mit Nike

(rsn) – Anna Henderson (Visma – Lease a Bike) wird nicht mehr zur 3. Etappe der Vuelta Espana Femenina antreten. Die Britin war im Finale des zweiten Teilstücks an der 3-Kilometer-Marke an den er

29.04.2024Jackson siegt nach Sturz-Chaos um Vollering, Vos und Lippert

(rsn) – Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint au

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)