Plädoyer für mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Dowsett erlebt “Nahtod-Erfahrung“ im Training

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Dowsett erlebt “Nahtod-Erfahrung“ im Training"
Alex Dowsett bei den Weltmeisterschaften in Katar 2016. | Foto: Cor Vos

19.12.2017  |  (rsn) - Es ist ein Dauerthema für Radfahrer. Und es wird aktuell immer regelmäßiger auch zum Thema der Berichterstattung - sogar außerhalb der Fachpresse. Als die Auto Bild im Oktober mit "Die Radfahrer spinnen" titelte, wurde die Diskussion über das Zusammenleben zwischen Kraftfahrzeugführern und Pedaleuren einmal mehr völlig unnötig, fehlinformiert und leichtsinnig angeheizt. Nun hat der britische Radprofi Alex Dowsett für mehr Miteinander plädiert, gleichzeitig aber auch mit der detaillierten Darstellung eines frischen Vorfalls aus seinem Trainingsalltag aufgezeigt, dass das Thema für Radfahrer schwerer wiegt als für Autofahrer. Denn ihr Leben steht auf dem Spiel.

"Ich bin später zuhause in Tränen ausgebrochen, weil ich noch nie so nah an einer Nahtod-Erfahrung war", schrieb Dowsett in einem langen Beitrag auf seiner Facebookseite. Der bislang für Movistar und ab 1. Januar für Katusha-Alpecin fahrende Brite schilderte einen Vorfall mit einem Porsche-Cayenne-Fahrer, der ihm entgegenkam und ihn um ein Haar bei hoher Geschwindigkeit berührt hätte.

"Ich fahre mehr als 20 Stunden in der Woche auf der Straße, bin also fast schon an Beinahe-Unfälle gewöhnt. Und das klingt, als ob es irgendwie okay wäre, aber das ist es überhaupt nicht", so Dowsett. Er sei im Training unterwegs gewesen, als ein entgegenkommender Porsche Cayenne dazu ansetzte, einen Fiat 500 zu überholen. "Er fuhr irgendwas zwischen 100 und 130 Stundenkilometern, ich etwa 40. Man kann sich ausrechnen, was passiert wäre, wenn er mich getroffen hätte", so der 29-Jährige, der auswich, indem er zum Straßenrand hinüber und seinen Ellbogen ganz nah an seinen Körper zog. "Wenn ich nicht gehandelt hätte, könnte ich diese Nachricht nicht mehr schreiben."

"Wir hatten Augenkontakt. Ich weiß nicht, ob er mich vor dem Überholmanöver gesehen hat, aber sicherlich als er neben dem Fiat 500 war. Aber er hat nicht gebremst oder mir Raum gelassen. Er hat einfach nur gehofft, dass es passen würde. Hat es, aber nicht wegen ihm, sondern wegen mir", schilderte Dowsett die bedrohliche Situation.

"Zuerst war ich sauer, dass jemand so mit dem Leben eines Anderen spielen konnte, nur um zu überholen. Und ich war sauer, dass ich ihn nicht verfolgen konnte und auch keinen Beweis hatte. Ich konnte nichts tun, als es zu akzeptieren. Dann habe ich an meine Mutter gedacht, die 2010 von einem Auto mit einem Wohnwagen umgemäht wurde und ernsthafte Verletzungen davontrug. Sie ist seitdem nicht mehr aufs Rad gestiegen. Also dachte ich, dass ich Glück habe, weil ich mehr Erfahrung habe. Aber das macht es nicht in Ordnung", schrieb Dowsett.

"Ich bin später zuhause in Tränen ausgebrochen, weil ich noch nie so nah an einer Nahtod-Erfahrung war. Ich habe mich gefragt, warum wir das hier eigentlich machen und ob es das wert ist. Aber ich werde morgen wieder draußen sein, diesmal mit einer Kamera auf meinem Helm. Und an den Porsche-Fahrer, wenn Sie das lesen: Ich hoffe, Sie haben dieselbe Angst verspürt wie ich."

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)