Erfurter gewinnt 6. Tour-Etappe, Greipel erneut Dritter

Kittel jagt in Troyes auf den letzten 50 Metern an allen vorbei

Von Lorenz Rombach

Foto zu dem Text "Kittel jagt in Troyes auf den letzten 50 Metern an allen vorbei"
Marcel Kittel (Quick-Step Floors) hat die 6. Tour-Etappe gewonnen. | Foto: Cor Vos

06.07.2017  |  (rsn) – Bis 100 Meter vor dem Ziel sah es im Massensprint von Troyes so aus, als wäre Marcel Kittel (Quick-Step Floors) erneut zu weit hinten. Doch dann zündete der Erfurter den Turbo, sprintete an allen Konkurrenten vorbei und sicherte sich nach 216,5 Kilometern auf der 6. Etappe der 104. Tour de France seinen zweiten Tagessieg.

Der Gewinner der Chaos-Etappe von Vittel, Arnaud Démare (FDJ), wurde Zweiter vor dem Hürther André Greipel (Lotto Soudal), der bereits das dritte Mal im Verlauf dieser Frankreich-Rundfahrt diesen Platz belegte. Chris Froome (Sky) verteidigte ohne Mühe sein Gelbes Trikot.

"Dass ich niemanden brauche, um zu gewinnen, nein ganz so ist das nicht. Meine Mannschaft hat den ganzen Tag toll gearbeitet und ist die ganze Zeit vorne mitgefahren. Ich bin sehr stolz auf mein Team. Es war ganz anders als in Lüttich (3. Etappe). Sie haben mich in eine sehr gute Position gebracht, das war sehr wichtig für den Sieg. Im Finale und vor allem, wenn ich gute Beine habe, suche ich ein Loch. Wenn ich das gefunden habe, nutze ich meine Chance“, sagte der 29-Jährige zu seinem Coup.

17 Jahre nach Erik Zabel siegte damit erneut ein Deutscher in Troyes. Zudem ist der Erfurter genauso wie Greipel nur noch einen Sieg von Zabels deutschem Rekord entfernt. Der Unnaer hatte zwischen 1995 und 2002 zwölf Etappen geholt. Morgen könnte seine Marke Nuits-Saint-Georges geknackt werden.

Zabel sicherte sich dabei insgesamt sechs Mal das Grüne Trikot – Kittel konnte das begehrte Leibchen noch nie gewinnen. Doch nach dem Ausschluss von Peter Sagan (Bora-hansgrohe) ist er einer der ersten Anwärter auf das Trikot des besten Sprinters. "Natürliich habe ich es in meinem Fokus, aber derzeit ist es am wichtigsten, dass man Siege holt, weil sie dir einen großen Vorteil verschaffen“, sagte der schnelle Mann aus Thüringen zu seiner durchaus simplen Taktik.

Aktuell trägt es noch Démare, der jedoch nur noch 27 Punkte vor Kittel liegt. Eine große Gefahr könnte jedoch der Australier Michael Matthews (Sunweb) sein, der zwar schon 74 Zähler Rückstand hat, aber, ähnlich wie Sagan auch auf schweren Etappen punkten kann - im Gegensatz zum reinen Sprinter Kittel.

Die derzeitige Überlegenheit seines Landsmannes musste auch der erneut geschlagene Greipel anerkennen: "Ich bin meinen Sprint gefahren und wurde geschlagen. Aktuell reicht es nicht. Dass Kittel im Moment stärker ist, muss ich respektieren,“ kommentierte der "Gorilla“ nach dem Zieleinlauf in Troyes das Ergebnis. Mit seinem dritten Podestplatz zeigte der Hürther jedoch erneut, dass er auch bei dieser Tour für einen Etappenerfolg gut ist – seit 2011 holte der 34-Jährige jedes Jahr mindestens einen Sieg in Frankreich. 

Dem Französischen Meister Démare blieb heute nur Rang zwei, womit er jedoch zufrieden war. "Ich kam auf der rechten Seite durch ein Mauseloch nach vorne. Aber Kittel war auf der linken Seite sehr schnell. Ich sah ihn, während ich mit Greipel im Zweikampf war. Er war einfach schneller als wir. Ich bin froh, gut durchgekommen zu sein. Es gibt nichts zu bedauern,“ sagte der 25-Jährige im Ziel zu den wartenden Journalisten.

Dabei ließ der Träger des Grünen Trikots eine strittige Szene unkommentiert. 150 Meter vor dem Ziel drängte Démare sich zwischen dem Österreicher Marco Haller (Katusha-Alpecin) und der Bande durch. Dabei setzte er kurz seinen Kopf ein, um an Haller vorbeizukommen und auch am Norweger Edvald Boasson-Hagen (Dimension Data) jagte er mit vollem Risiko vorbei.

Bei extrem heißen Temperaturen – das Thermometer zeigte am Nachmittag mehr als 35 Grad an – setzten sich vom Start weg Vegard Stake Langen (UAE), Perrig Quemeneur (Direct Energie) und Frederik Backaert (Wanty-Groupe Gobert) ab. Die Sprinterteams waren jedoch von Beginn an wachsam und gestanden dem Trio nie mehr als vier Minuten Vorsprung zu. Aus der Gruppe heraus sicherte sich der Franzose Quemeneur die beiden Bergwertungen der 4. Kategorie und der schnelle Backaert, der bereits auf der 3. Etappe in der Gruppe des Tages war, den Zwischensprint.

Hier wurde es im Feld erstmals hektischer. Sonny Colbrelli (Bahrain-Merida) lancierte einen langen Sprint, was jedoch misslang und am Ende holte sich Démare die 13 Punkte. Kittel war in diesem Sprint nur ein Nebendarsteller. Im Laufe des Tages teilten sich die Teams des späteren Etappengewinners sowie die Helfer von Greipel, Démare, Bouhanni und Kristoff die Arbeit und stellen die Ausreißer schließlich drei Kilometer vor dem Ziel – 213 Kilometer war das Trio einsam an der Spitze gefahren.

In einem technischen Finale mit zwei Kreisverkehren auf den letzten beiden Kilometern schaffte es dann erneut keine Mannschaft, die Kontrolle zu übernehmen. Da Dimension Data zu früh im Wind war, musste Boasson-Hagen seinen Sprint bereits 600 Meter vor dem Ziel eröffnen und landete am Ende außerhalb der Top Ten.

Nach der letzten Kurve 250 Meter vor dem Ziel sah es dann so aus, als würden Démare und Greipel um den Sieg kämpften – die beiden sprinteten Seite an Seite auf der rechten Straßenseite und schienen die deutlich Stärksten zu sein. Doch 100 Meter vor dem Ziel tauchte plötzlich der bärenstarke Kittel vorne auf. Von Position zehn aus fuhr er in der Mitte an allen vorbei und raste mit deutlichem Vorsprung ins Ziel.

Während Froome einen ruhigen Tag erlebte und auch seine Sky—Mannschaft keine Arbeit verrichten musste, verteidigte auch der gestrige Etappensieger Fabio Aru (Astana) sein Bergtrikot mühelos. Der Brite Simon Yates (Orica-Scott) ist weiterhin bester Jungprofi und Sky führt weiterhin die Teamwertung an.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.07.2020Video-Rückblick: Matthews erobert das Grüne Trikot der Tour 2017

(rsn) - Als Michael Matthews (Sunweb) 2017 erstmals in seiner Karriere das Grüne Trikot der Tour de France eroberte, beendete er eine glanzvolle Frankreich-Rundfahrt, in deren Verlauf er auch zwei Et

01.07.2020Video-Rückblick: Valverdes Tour-Sturz von Düsseldorf

(rsn) - Vor genau drei Jahren stürzte Alejandro Valverde (Movistar) beim Auftakt der Tour de France in Düsseldorf im Zeitfahren auf regennasser Straße so schwer, dass dem Spanier sogar das Karriere

30.10.2019Düsseldorf muss Tour de France-Vertrag offenlegen

(rsn) - Die Stadt Düsseldorf muss den Vertrag, der zwischen der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und der französischen Amaury Sport Organisation im Zuge es Tour de France-Starts 2017 geschloss

06.12.2017Fall Sagan: Dimension Data kritisiert Vorgehensweise der UCI

(rsn) - Mark Cavendishs Dimension Data-Team fühlt sich bei der Entscheidungsfindung im Fall Sagan übergangen. Wie Manager Douglas Ryder in einer Pressemitteilung erklärte, sei man davon ausgegangen

05.12.2017Sagans Tour-Ausschluss beruhte auf einem Fehlurteil

(rsn) - Peter Sagans Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France war nicht Folge eines Fehlverhaltens des Weltmeisters, der in einem hart umkämpften Sprint in Vittel den Sturz seines Konku

13.11.2017Sagans Tour-Disqualifikation wird vor dem CAS verhandelt

(rsn) - Peter Sagans umstrittene Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France wird am 5. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Das geht aus CAS-Terminkalender her

06.09.2017Düsseldorf macht mit Grand Depart 7,8 Millionen Euro Verlust

Düsseldorf (dpa) - Die Stadt Düsseldorf hat mit dem Start der Tour de France 2017 einen Verlust von 7,8 Millionen Euro gemacht. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei de

28.07.2017Denk: "Das Material gibt es ja, man muss es nur verwenden"

(rsn) - Ralph Denk hat mit Verwunderung auf die Forderung von Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, reagiert, künftig bei Radrennen auf den Video-Beweis zu setzen. Hintergrund ist der A

28.07.2017Barguil fährt lieber ohne Powermeter

(rsn) – Auch in diesem Jahr brodelt nach der Tour de France in Sachen Teamwechsel die Gerüchteküche, vor allem bei denjenigen Fahrern, deren Verträge auslaufen. Letzeres gilt zwar nicht für Warr

28.07.2017Martens: "Roglic und Groenewegen können Weltstars werden"

(rsn) - Paul Martens (LottoNL-Jumbo) hatte bei seiner dritten Tour de France allen Grund zum Jubeln. Sein Team kehrte mit zwei Etappensiegen durch Primoz Roglic und Dylan Groenewegen aus Frankreich zu

28.07.2017Jury-Chef der Tour fordert Video-Beweis für Sprints

(rsn) - Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, die Peter Sagan nach der 4. Etappe in einer heftig kritisierten Entscheidung wegen dessen vermeintlichem Ellbogencheck gegen Mark Cavendish

28.07.2017Dan Martin fuhr die Tour mit zwei gebrochenen Wirbeln zu Ende

(rsn) - Daniel Martin (Quick-Step Floors) hat sich bei seinem Sturz auf der 9. Etappe der Tour de France zwei Wirbel gebrochen. Die Verletzung allerdings wurde erst in dieser Woche bei einer Computert

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Offiziell bestätigt: Red Bull wird zur Tour als Titelsponsor sichtbar

(rsn) – Das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe wird ab der kommenden Tour de France (29. Juni - 21. Juli) als Red Bull – Bora – hansgrohe unterwegs sein. Das gab Manager Ralph Denk am Donners

02.05.2024Vollering hängt an erster Bergankunft die Konkurrenz ab

(rsn) – An der ersten Bergankunft der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden gefahren und mit ihrem ersten Saisonsieg auch das Rote Trik

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine