Mit 55 Kilometer-Solo zum "Ronde-Triumph"

Gilbert: "Viele dachten, ich sei verrückt - ich auch"

Foto zu dem Text "Gilbert:
Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) auf seiner 55-km-Flucht bei der Flandern-Rundfahrt | Foto: Cor Vos

03.04.2017  |  (rsn) - Philippe Gilberts letzter Start bei der Flandern-Rundfahrt erfolgte 2012. Damals beendete der Belgier das Rennen auf Rang 75, Sieger war Tom Boonen, der seinen dritten - und damit letzten - Triumph bei der „Ronde feierte. In der Folge setzte sein damaliges BMC-Team Gilbert vornehmlich bei den Ardennenklassikern ein, wogegen Greg Van Avermaet die alleinige Kapitänsrolle bei den Kopfsteinpflasterklassikern erhielt.

Zum Saisonende 2016 verließ Gilbert nach fünf Jahren den US-Rennstall, wurde bei Quick-Step Floors, der wohl ersten Adresse in Sachen Klassiker, Teamkollege von Boonen - und bewies am Sonntag nun eindrucksvoll, dass BMC möglicherweise auf das falsche Pferd gesetzt hat. Denn mit einem fulminanten Soloritt über 55 Kilometer sicherte sich Gilbert nicht nur die 101. Auflage der Flandern-Rundfahrt, sondern konnte erstmals in seiner langen Karriere das Radsport-Monument für sich entscheiden.

Besonders pikant daran: BMC-Kapitän Van Avermaet, der die vorentscheidende Quick-Step-Tempoverschärfung an der Mauer von Geraardsbergen verpasst hatte, blieb nach 260 Kilometern von Antwerpen nach Oudenaarde nur der undankbare zweite Platz. An der berühmten „Muur“, die bereits 95 Kilometer vor dem Ziel überquert wurde, hatte Gilberts Teamkollege Tom Boonen attackiert und eine 14-köpfige Gruppe initiiert, in der drei Quick-Step-Fahrer, aber keiner aus Van Avermaets Mannschaft dabei war. 40 Kilometer später landete Quick-Step den nächsten Schlag, als Boonen am Oude Kwaremont zunächst beschleunigte, ehe Gilbert davonzog und bis ins Ziel von den Verfolgern nicht mehr gesehen wurde.

„Viele Leute dachten, mich eingeschlossen, ich sei verrückt, 55 Kilometer vor dem Ziel zu attackieren, aber so hart bin ich nicht gefahren, weil ich wusste, dass die letzten 15 Kilometer sehr schwer sein würden. Deshalb habe ich Kräfte gespart, die mir für den letzten Teil des Rennens noch nützlich sein würden“, sagte Gilbert, der als zweiter Fahrer aus dem wallonischen Landesteil - erster war vor 30 Jahren Claude Criquelion - die „Ronde“ für sich entschied. „Nachdem Tom an der Muur die Gruppe initiierte, haben wir beschlossen, weiterzufahren und bei der zweiten Überquerung des Oude Kwaremont Vollgas zu geben. Tom hat nochmal vor dem Anstieg das Tempo richtig angezogen und als die Steigung begann, habe ich übernommen und schnell gesehen, dass sich eine Lücke auftat - und dann habe ich nicht mehr zurückgeschaut“, schilderte der Belgische Meister die vorentscheidende Szene des Rennens.

Der Sieg kam zwar in der Art und Weise, wie er Gilbert ihn errang, überraschend, nicht aber, dass er der Flandern-Rundfahrt seinen Stempel aufdrückte. Denn spätestens nach seinem imponierenden Auftritt bei den Drei Tagen von De Panne, wo er einen Start-Ziel-Sieg feierte, zählte der 34-Jährige gemeinsam mit Van Avermaet und Titelverteidiger Peter Sagan (Bora-hansgrohe) zu den großen Favoriten. “Ich habe mich seit dem Winter schon gut gefühlt, als ich mit dem Team in Denia trainierte. Ich war auch sehr motiviert, weil ich wusste, dass ich es noch in mir hatte und Quick-Step das richtige Team für mich war. Schon beim Omloop (Het Nieuwsblad) war die Form da, aber das konnte man nicht im TV sehen, weil ich hinter einem Sturz feststeckte, und mit jedem Rennen, das ich bestritt, habe ich mich stärker gefühlt“, betonte Gilbert, dass der Coup von Oudenaarde nicht von ungefähr kam.

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