Top-Favorit Pogacar Dritter in Turin

Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

Von Kevin Kempf

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Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat den Giro-Auftakt 2024 gewonnen, Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe, re.) wurde Dritter. | Foto: Cor Vos

04.05.2024  |  (rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 140 Kilometer von Venaria Reale nach Turin im Sprint einer dreiköpfigen Spitzengruppe hinter dem Ecuadorianischen Meister Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) den zweiten Platz.

Dritter wurde der slowenische Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der am letzten Anstieg ernst gemacht hatte und alle bis auf den späteren Sieger abgeschütteln konnte. Als Vierter kam der Franzose Alex Baudin (Decathlon – AG2R La Mondiale) vor dem Italiener Nicola Conci (Alpecin – Deceuninck) ins Ziel. Auf dem schweren ersten Teilstück verloren bereits einige Anwärter auf eine Top-Platzierung im Klassement Zeit.

Für Narvaez war es der zweite Tageserfolg beim Giro nach seinem Sieg in Cesenatico 2020, als er solo ins Ziel kam. “Ein tolles Gefühl. Wir wussten, dass dies eine Etappe für mich sein könnte. Im Anstieg konnte ich dann tatsächlich dem besten Fahrer der Welt folgen“, freute sich der Ineos-Profi im Ziel-Interview. Wie schnell der 27-Jährige auf der Zielgerade ist, zeigte er nicht zuletzt bei der tellerflachen Down Under Classic, die er im Januar zu seinen Gunsten entschied.

Doch das war nur ein Kriterium, seinen einzigen UCI-Sieg feierte er bei den Nationalen Meisterschaften Anfang Februar. Der Triumph beim Giro war aber ein ganz anderes Kaliber. “Das ist schon ein besonderer Sieg. Ich habe jetzt immer noch Schmerzen, so tief musste ich gehen, als Pogacar attackierte. Am Ende bin ich einen kurzen Sprint gefahren und es hat gereicht“, resümierte der Allrounder, der letzte Saison die Österreich-Rundfahrt gewinnen konnte und dieses Jahr unter anderem als Sechster bei der E3 Saxo Classic (1.UWT) ins Ziel kam.

Schachmann nach Platz zwei “etwas enttäuscht“

In Österreich trug Narvaez sein bisher letztes Führungstrikot, bei einer Grand Tour hingegen lag er noch nie in Führung. “Das Rosa Trikot zu haben ist fantastisch. Für mich gibt es nicht viele Möglichkeiten, auf einer 1. Etappe einer Grand Tour das Führungstrikot zu übernehmen, weil es meistens Massensprints oder Zeitfahren gibt. Das heute war meine Chance“, so Narvaez.

Obwohl er noch stark aufkam, musste sich Schachmann knapp geschlagen geben. Der 30-Jährige hatte sich in der vorletzten Abfahrt aus der Favoritengruppe abgesetzt. Nachdem er aber im letzten Anstieg das Hinterrad von Pogacar nicht halten konnte, kehrte er zwei Kilometer vor dem Ziel nochmals zurück. “Ich bin auch etwas enttäuscht. Der Sprint war hart. Pogacar ist pfeilschnell und Narvaez ist auch sehr endschnell. Ich hasse kurze Sprints, deshalb habe ich eröffnet, entschied mich dann aber, wieder in den Windschatten der anderen zu gehen“, blickte er im Eurosport-Interview auf die letzten Meter des Rennens zurück.

In der Gesamtwertung liegt Narvaez nun drei Sekunden vor Schachmann und derer sechs vor Pogacar, der allerdings mindestens 14 Sekunden auf alle Konkurrenten im Klassement herausgefahren hat. Deutlich schlimmer als diese Gruppe, die um Platz fünf sprintete, erwischte es Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL), der mit 57 Sekunden Rückstand ins Ziel kam, und Thymen Arensman (Ineos Grenadiers), der noch 1:20 Minuten mehr verlor als sein ehemaliger Teamkollege und Mentor.

Auch Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) konnte dem Tempo am vorletzten Anstieg nicht folgen. Der Dritte der Romandie-Rundfahrt büßte schließlich 2:25 Minuten auf den Sieger ein. Besser erging es Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost), der das Rennen als 38. in der Gruppe Bardet mit dem im Finale gestürzten Domenico Pozzovivo (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè) beendete.

Das Bergtrikot trägt morgen Lilian Calmejane (Intermarché – Wanty), der als Ausreißer des Tages die letzte Bergwertung gewann und insgesamt 20 Zähler sammelte. Bester Nachwuchsfahrer ist Baudin, in der Punktewertung führt ebenfalls Narvaez.

So lief die 1. Etappe des Giro d’Italia:

Um 13:55 Uhr wurde in Venaria Reale nördlich von Turin die Jagd auf das Rosa Trikot der 107. Italien-Rundfahrt eröffnet. Mit dabei waren auch 34 Grand-Tour-Debütanten, darunter die beiden Deutschen Lipowitz und Steinhauser sowie der Österreicher Rainer Kepplinger (Bahrain Victorious) und der Schweizer Robin Froidevaux (Tudor). Die drei Franzosen Louis Barré (Arkeá – Samsic), Nicolas Debeaumarché (Cofidis), Calmejane , der Eritreer Amanuel Ghebreigzabhier (Lidl – Trek) sowie die beiden Italiener Andrea Pietrobon (Polti – Kometa) und Filippo Fiorelli (VF Group - Bardiani CSF – Faizanè) formierten sich nach rund fünf gefahrenen Kilometern zur Gruppe des Tages.

Weit weggelassen wurde das Sextett nicht. An der Spitze des Berzano di San Pietro (4.Kat.) lag es nach 50 Kilometern lediglich 2:15 Minuten vor dem Peloton. Den Wertungsstrich überquerte Fiorelli als Erster. Gleiches gelang ihm zehn Kilometer beim Zwischensprint in Moriondo Torinese, wo Alpecin – Deceuninck plötzlich das Tempo verschärfte, die Sprintkonkurrenz überraschte und so seinem Sprinter Kaden Groves zwei Zähler sicherte.

An der Superga (3.Kat.) konterte Ghebreigzabhier einen frühen Angriff von Calmejane und Pietrobin und holte sich die neun Punkte am Wertungsstrich vor Fiorelli, der den Sprint dreier Verfolger gewann. Von dort aus griff Calmejane kurz nach der Kuppe an und fuhr zum Spitzenreiter vor und holte sich den Intergiro. Im Feld musste sich Groves diesmal Jonathan Milan (Lidl – Trek) und Danny van Poppel (Bora – hansgrohe) geschlagen geben.

Das Streckenprofil der 1. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter

Direkt anschließend ging es in den kurzen, aber steilen Anstieg Bivio di San Vito, der kurz vor dem Ziel ein zweites Mal erklommen werden musste. Dort ließ Ghebreigzabhier seinen Begleiter hinter sich, Calmejane kam aber in der Abfahrt eingangs der lokalen Schlussrunde und somit 30 Kilometer vor dem Ziel wieder zurück. Kurz danach stand der Colle Maddalena auf dem Programm, wo Mikkel Bjerg das Kommando für Pogacar übernahm. Der Däne zog kräftig am Horn und schüttelte so unter anderen Arensman ab.

Calmejane attackierte seinerseits nun Ghebreigzabhier 25 Kilometer vor dem Ziel. Der Eritreer, der zuvor noch deutlich besser geklettert war, hatte hier keine Antwort mehr parat. Im Feld bekamen auch Lipowitz und Bardet Probleme und fielen zurück. Calmejane war nun ebenfalls mit den Kräften am Ende und schaute mehr zurück als nach vorn. Dennoch sicherte er sich die Bergpunkte sowie das dazugehörige Trikot 21 Kilometer vor dem Ziel mit wenigen Sekunden Vorsprung.

Daraus wurden in der Abfahrt wieder rund eine halbe Minute. 15 Kilometer vor dem Ziel gingen im Hintergrund die Attacken los. Auch Schachmann beteiligte sich und setzte sich mit drei weiteren Fahrern in der Abfahrt etwas ab. Weitere Verfolger um Damiano Caruso (Bahrain Victorious) kamen zurück und die Gruppe stellte Calmejane am Zehn-Kilometer-Banner. Bei Caruso wollte Schachmann nicht mehr mitfahren und wurde so zum “Störsender“. Conci nutzte die Uneinigkeit mit noch 6,5 zu fahrenden Kilometern für eine Soloattacke.

Schachmann kämpft sich wieder ran und sprintet um den Sieg

Im letzten Anstieg attackierte Giulio Pellizzari (VF Group - Bardiani CSF – Faizanè) die Gruppe Schachmann. Dahinter sprengte Pogacar das Feld schon früh im Hügel, nur Narvaez und Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) konnten dem Tempo des Top-Favoriten folgen. Als er die Schachmann-Gruppe erreichte, attackierte er und schüttelte alle bis auf Narvaez ab. Schachmann kam in einem flacheren Teil nochmal ran, doch als Conci eingeholt wurde und Pogacar nochmal angriff, musste der Bora-Profi erneut passen.

Die Kuppe erreichte er rund 30 Meter hinter Pogacar und Narvaez, der sich nun weigerte, die Führung zu übernehmen. So schaffte es Schachmann in der Abfahrt ein weiteres Mal zurück an die Spitze und es kam zum Dreiersprint, den Pogacar früh eröffnete. Es schien, als würde dem Slowenen ein Giro-Auftakt nach Maß gelingen, doch auf den letzten Metern kamen seine Kontrahenten noch auf, wobei Narvaez letztlich den Sprint deutlich für sich entschied.

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