Starker Nys Zweiter beim Weltcup

Trotz “vieler Fehler“: Van der Poel triumphiert in Namur

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Trotz “vieler Fehler“: Van der Poel triumphiert in Namur"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) hat den Cross-Weltcup von Namur gewonnen. | Foto: Cor Vos

14.12.2025  |  (rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) steht im Cross für Perfektion – deshalb aber auch für Langeweile. Von beidem konnte bei seinem Saisoneinstand beim Weltcup in Namur allerdings keine Rede sein. Das Rennen war spannend bis zum Schluss und der Weltmeister löste sich nach mehreren technischen Fehlern und einem Sturz erst in der Schlussrunde von drei Konkurrenten.

Thibau Nys (Baloise – Glowi Lions) hinterließ lange den stärksten Eindruck, stürzte aber im Finale, weswegen er bei der entscheidenden Attacke einige Meter hinten lag. Der Belgier wurde mit neun Sekunden Rückstand schließlich Zweiter vor seinem Landsmann Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Altez). Sein niederländischer Teamkollege Lars van der Haar belegte Platz vier vor dem Belgier Emiel Verstrynge (Crelan - Corendon).

Für den siebenmaligen Weltmeister war es der bereits sechste Sieg in Namur. “Auf diesem Kurs ist es immer schwer – und jetzt bin ich glücklich, dass ich gewonnen habe“, meinte van der Poel, der sein Saisondebüt seit 2022 immer gewonnen hat, noch schwer atmend im Ziel-Interview. Auf dem Parcours mit vielen Höhenmetern und technischen Passagen tat sich der 30-Jährige schwer. “Ich habe etwas zu viele Fehler gemacht. Als ich mich dann im Finale an die Spitze gesetzt habe, bin ich technisch besser gefahren als das ganze Rennen zuvor.“

Ein technischer Fehler von Nys entschied dann allerdings das Rennen zugunsten des Niederländers. “Es war nicht nur ein Duell mit ihm. Vanthourenhout und Lars van der Haar waren auch stark. Ich hatte mich früh entschieden, bis zum Ende des Rennens zu warten. Da habe ich mich dann noch ziemlich gut gefühlt“, blickte van der Poel zurück.

Nys selbst ärgerte sich nach dem Rennen über sich selbst. "Ich hatte zu meiner eigenen Überraschung das Gefühl, dass ich alles unter Kontrolle hatte. In der letzten Runde spürte ich, dass ich noch immer richtig Kraft in den Beinen hatte. Ich ging in die Führung, um das Rennen zu kontrollieren – und dann haben ich einen superkleinen dummen Fehler gemacht. Der hat mich viele Sekunden gekostet und auf den vierten Rang zurückgeworfen", erzählte der 23-Jährige und fügte dann doch zufrieden an: "Vor dem Rennen hätte ich nicht gedacht, dass ich heute um den Sieg mitfahre. Aber im Wettkampf habe ich gefühlt, dass ich Mathieu nahe kommen kann. In solchen Momenten muss man dann etwas wagen und sich hinterher nicht beschweren. Es war mein eigener Fehler", so der knapp Geschlagene.

Oertzen bester der vier Deutschen

Luca Harter erwischte von den vier Deutschen den besten Start (Stevens), doch Max Heiner Oertzen (Radsport Nagel) überholte ihn bald und setzte sich auf Position 40 fest. Bis auf Rang 37 konnte sich der 19-Jährige zeitweise noch vorschieben. Von dort fiel Oertzen auf den 41. Platz zurück, durch eine starke Schlussrunde erreichte er das Ziel aber auf Rang 38.

Nys verteidigte nach vier von zwölf Rennen die Weltcup-Führung. Vanthourenhout ist mit 17 Zählern Rückstand Zweiter vor dem punktgleichen Joris Nieuwenhuis (Ridley), der in Namur Achter wurde. Der fünfte Wettkampf findet am 20. Dezember in Antwerpen statt.

So lief der Weltcup in Namur:

Nach gut zwei Minuten hatte sich van der Poel aus dem Mittelfeld des noch kompakten Pelotons in die Top 10 vorgearbeitet. Während sich Vanthourenhout und Toon Vandebosch (Crelan – Corendon) am Kopfsteinpflasteranstieg absetzten, schob sich der Weltmeister scheinbar spielerisch auf die dritte Position vor. In der direkt darauf folgenden Traverse schloss van der Poel die Lücke, wobei er allerdings das langgezogene Feld im Schlepptau hatte.

Kurz nach der ersten Zielpassage riss die Perlenkette hinter Vanthourenhout und van der Poel. Nys schloss im langen Anstieg mit Vandebosch, Nieuwenhuis und Verstrynge zu den Spitzenreitern auf. Die Gruppe wuchs danach weiter an. Am Ende des Kopfsteinpflasteranstieges setzte sich Nys an die Spitze, an der Traverse löste sich der Belgier dann sogar. Vanthourenhout erkannte die Gefahr und sprang schnell zu seinem Landsmann vor. Van der Poel brachte mit sechs Fahrern im Gepäck, kurz bevor es auf die dritte von neun Runden ging, die Zahl der Spitzenreiter auf neun.

Schreckmoment für van der Poel

Der Neunergruppe bereitete Lars van der Haar schnell ein Ende. Seinem Angriff konnten Vanthourenhout, van der Poel und Nys folgen. Bei der nächsten Zieldurchfahrt lag das Quartett neun Sekunden vor Verstrynge und 14 vor Vandebosch, der eine größere Gruppe hinter sich herzog. Verstrynge schaffte den Anschluss, als van der Poel in einer steilen Abfahrt stürzte und bis auf Platz sechs zurückfiel. Er sprang aber sofort wieder aufs Rad und im kurz darauf folgenden Kopfsteinpflasteranstieg am gerade abgehängten Verstrynge vorbei und an das Spitzentrio heran.

Das Quartett nahm die fünfte Runde elf Sekunden vor den nun von Pim Ronhaar (Baloise – Glowi Lions) angeführten Verfolgern in Angriff. In der ersten Abfahrt lösten sich die beiden Belgier etwas von den Niederländern. Als es wieder bergauf ging, korrigierte van der Poel die Situation, wobei van der Haar allerdings zurückblieb. An der Traverse kam der Alpecin-Profi dann fast zu Fall, bevor im extrem steilen Laufanstieg der überrundete Schwede Vilmar Aastrup für Aufsehen sorgte. Er schien Probleme mit seinen Beinen zu haben, legte sich direkt vor den Spitzenreitern ab und behinderte so Nys, der den Anschluss an seine beiden Widersacher verlor. Die warteten aber und so kam vor der nächsten Zielpassage auch van der Haar wieder heran.

Van der Poel macht Ernst

Nys setzte seine Gegner nun unter Druck und sein Teamkollege bekam am Kopfsteinpflasteranstieg erneut Probleme. Eingangs der siebten Runde standen für ihn acht Sekunden Rückstand auf der Anzeigetafel. Nach 39:45 Minuten ging van der Poel am langen Startanstieg erstmals an die Spitze, van der Haar kam aber wieder heran und griff direkt an. Lösen konnte er sich aber nicht. In der langen Abfahrt zum tiefsten Punkt machte er aber Druck und zwang van der Poel so erneut zu kleinen Fehlern. Am Fuß des Kopfsteinpflasteranstiegs angekommen, zog van der Poel voll durch. Nys reagierte aus vierter Position heraus und konnte als Einziger folgen.

Die nächste Zielpassage erreichte das Duo sechs Sekunden vor Vanthourenhout. Der erhielt aber nicht die Gelegenheit wieder heranzukommen, denn Nys zog am langen Startanstieg voll durch. Van der Poel konnte folgen, sah dabei aber alles andere als locker aus. In der Abfahrt konnte er am Belgier dranbleiben und im Kopfsteinpflasteranstieg und in der Traverse gönnten sich die Kontrahenten etwas Ruhe, so dass Vanthourenhout kurz vor der Schlussrunde wieder herankam.

Im langen Startanstieg zupfte van der Poel an, ohne dabei einen Effekt zu erzielen. Nys überholte vor der Abfahrt, hielt die Beine aber still, so dass van der Haar aufschloss. In einer der Kurven stürzte Nys dann aber. Er sprang schnell auf und konnte die Situation bergab wieder bereinigen. Den Kopfsteinpflasteranstieg erreichte der Weltmeister trotzdem mit etwas Vorsprung. Bergauf war er der Beste und baute seinen Vorsprung aus. Die Traverse überstand van der Poel ohne große Probleme, wodurch sein Sieg beschlossene Sache war. Nys hatte sich an seinem Teamkollegen und van der Haar vorbeigeschoben und wurde Zweiter.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.12.2025Von Krämpfen geplagt: Überrundeter Fahrer sorgt für Durcheinander

(rsn) – Ein Krampf fühlt sich nie sehr angenehm an. Kaum besser dürfte es für Vilmar Aastrup gemacht haben, dass sein Malheur beim Weltcup in Namur vom belgischen Fernsehen live und in aller Ausf

14.12.2025Brand auch beim Weltcup in Namur eine uneinnehmbare Festung

(rsn) – Die Niederländerin Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) hat auch beim Weltcup in Namur zugeschlagen. Mit ihrem zehnten Sieg im zwölften Saisoneinsatz baute die Weltranglistenerste ihre

12.12.2025Van der Poel: “Sollte reichen, um sofort um den Sieg mitzufahren“

(rsn) – Drei Monate nach seinem bisher letzten Renneinsatz – Platz 29 bei der Mountainbike-WM – brennt Mathieu van der Poel darauf, wieder in den Wettbewerbsmodus umzuschalten. “Ich fühle mic

09.12.2025Neff vor Weltcup-Comeback in Namur

(rsn) – Neben Weltmeister Mathieu van der Poel, Tibor Del Grosso (beide Alpecin – Deceuninck) und Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) werden am 14. Dezember drei große Namen in die Crosssaison 2

07.12.2025Vanthourenhout schlägt “nach schweren Wochen“ in Terralba zurück

(rsn) – Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Altez) hat sich nach einem ereignisarmen Rennen mit spannendem Finale den Sieg beim Weltcup in Terralba gesichert. Aus einer Zehnergruppe war er in

07.12.2025Brand stürmt auf Sardinien weinend zum Premierensieg

(rsn) – Ein Jahr nach der wegen eines Sturmes abgesagten Weltcup-Premiere auf Sardinien hat sich Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) den Sieg auf der italienischen Insel gesichert. Beim Weltcup

05.12.2025Letzte Zweifel ausgeräumt: Van der Poel startet in Namur

(rsn) – Als Alpecin – Deceuninck vor einer Woche Mathieu van der Poels Cross-Programm 2025/26 veröffentlichte, stand noch ein kleines Fragezeichen hinter dem Auftakt. Nun steht endgültig fest: D

30.11.2025Nys profitiert in Flamanville von Nieuwenhuis´ Pech

(rsn) – Nach seiner beeindruckenden Demonstration zum Weltcup-Auftakt in Tabor hat sich Thibau Nys (Baloise – Glowi Lions) in Flamanville auch den zweiten Lauf der Serie gesichert. In der siebten

30.11.2025Van Alphen mit gebundenem Dutt zum ersten Weltcupsieg

(rsn) – In Abwesenheit der meisten Topstars hat Aniek van Alphen (Seven) den größten Erfolg ihrer Laufbahn gefeiert. Die 26-jährige Niederländerin fuhr im französischen Flamanville souverän de

30.11.2025Schreiber fällt für Flamanville aus, Alvarado vor Premiere

(rsn) – Nachdem sie beim ersten Weltcup der Saison in Tabor vorzeitig vom Rad steigen musste, wird Marie Schreiber (SD Worx – Protime) beim heutigen zweiten Lauf der Serie in Flamanville gar nicht

23.11.2025Nys macht’s in Tabor im Stil von van der Poel

(rsn) – Er schien beim Weltcup-Auftakt in Tabor über einen Gang mehr zu verfügen als die Konkurrenz: Als Thibau Nys (Baloise – Glowi Lions) Ernst machte, konnte keiner seiner Gegner folgen. Der

23.11.2025Brand egalisiert mit Sieg in Tabor den Vos-Rekord

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) hat den Weltcup-Auftakt in Tabor gewonnen. Die Niederländerin bestimmte gemeinsam mit Sara Casasola (Crelan – Corendon) und deren Teamkollegin Inge v

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

16.12.2025Nach Seuchenjahr “nochmal zeigen, was der Papa kann“

(rsn) – Wenngleich er an Siegen gemessen eine magere Saison in hinter sich hat, wird Pascal Ackermann mit gehörig Rückenwind ins kommende Jahr gehen. Nach einem zweijährigen Gastspiel beim zulet

16.12.2025Heidemann und Adamietz auch 2026 bei Rembe – rad-net

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

16.12.2025Norsgaard distanziert sich vom Ex-Teamkollegen Lazkano

(rsn) – Der Däne Mathias Norsgaard hat am Medientag seines neuen Teams Lidl – Trek in Denia deutliche Worte zu seinem ehemaligen Movistar-Teamkollegen Oier Lazkano gefunden, der im Oktober wegen

16.12.2025Grand-Tour-Triple in einer Saison möglich? Pogacar: “Ja“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat im Rahmen des Medientages seines Teams im Trainingslager in Benidorm gesagt, dass er es tatsächlich für möglich halte, alle drei Grand Tours i

16.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

16.12.2025Gazzetta: Arensman und Bernal auch 2026 gemeinsam zum Giro

(rsn) - Thymen Arensman und Egan Bernal werden wohl auch im kommenden Jahr wieder eine Doppelspitze für die Ineos Grenadiers beim Giro d´Italia bilden. Das jedenfalls will der renommierte italienis

16.12.2025Frauenteam bei Red Bull – Bora – hansgrohe bleibt in Warteschleife

(rsn) – Der deutsche Rennstall Red Bull – Bora – hansgrohe wird in der Saison 2026 eines von nur noch sieben unter den 18 Männer-WorldTeams sein, an das keine Frauen-Profimannschaft angeschloss

16.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

16.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

16.12.2025Im zweiten Jahr als Helferin die hohen Ziele nur teilweise erreicht

(rsn) – Nachdem sich ihr erstes Jahr in der WorldTour noch so angefühlt hatte, “als hätte man mich ins kalte Wasser geschmissen“, konnte sich Justyna Czapla in ihrer zweiten Profisaison – um

15.12.2025Schlauer Roubaix-Plan und am Saisonende Radsport-Detox

(rsn) - Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty) hat eine recht gute Saison hingelegt, das meinte der Profi aus dem hessischen Erbach selbst. “Ich habe stark angefangen im Frühjahr, war da wirklich au

15.12.2025Pogacar mit bewährten Kräften zur Mission fünfter Toursieg?

(rsn) - Tadej Pogacar befindet sich in einer komfortablen Situation: Neben seiner überragenden Klasse kann der zweimalige Weltmeister auch auf ein herausragend stark besetztes Team UAE – Emirates â

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine