Kommentar zur Bestrafung von Bernard

Wer hat hier eigentlich dem Image des Radsports geschadet?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Wer hat hier eigentlich dem Image des Radsports geschadet?"
Julien Bernard (Lidl - Trek) stoppt bei seiner Frau. | Foto: Screenshot aus der Eurosport-Live-Ãœbertragung

06.07.2024  |  (rsn) – Es war eine der in den Augen der meisten wohl schönsten Szenen im ersten Einzelzeitfahren der Tour de France 2024 im Burgund: Als Lokalmatador Julien Bernard (Lidl – Trek) den 25,3 Kilometer langen Parcours zwischen Nuits-Saint-Georges und Gevrey-Chambertin abspulte, richtete er sich immer wieder auf und winkte den Zuschauern. Im Anstieg zur Cote de Curtil-Vergy kam es dabei zum Höhepunkt:

Die Straßen waren gesäumt von Bekannten und Freunden des 32-Jährigen, die großteils ein ausgedrucktes Portrait von ihm in ihren Händen hielten, und die Zuschauermenge verdichtete sich vor ihm. Plötzlich stoppte Bernard im Pulk, küsste seine Frau und seinen Sohn kurz und fuhr dann weiter.

Die Bilder gingen um die Welt. Für solche Szenen wird der Radsport und speziell die Tour de France Jahr für Jahr gefeiert. Sie machen das Image als eines der nahbarsten Großevents im Profisport aus.

Doch offensichtlich gefielen die Szenen nicht allen im Umfeld der 111. Frankreich-Rundfahrt. Als am Abend das offizielle Communique der Jury-Entscheidungen veröffentlicht wurde, wurde das deutlich. Denn die UCI-Kommissäre belegten den Franzosen mit einer Geldstrafe von 200 Schweizer Franken.

Dabei berief sich die UCI auf Artikel 2.12.007-8.6 des Reglements: "Unerwünschtes oder unangemessenes Verhalten während des Rennens und Beschädigung des Images des Sports."

In den sozialen Medien brach am späten Freitagabend ein Sturm der Entrüstung aus und man machte sich lustig über den Radsport-Weltverband. Julien Bernard selbst nahm es auf X mit Humor: "Und es tut mir leid, UCI, dass ich dem Image des Sports geschadet habe", schrieb er mit einem Lachsmiley. "Aber ich bin bereit, jeden Tag 200 CHF zu zahlen, um diesen Moment noch einmal zu erleben."

Magnus Cort (Uno-X Mobility) reagierte mit einem Video vom Gipfel des Col du Galibier, in dem gefilmt wird, wie der Däne dort oben an der Bande stoppt und seine Partnerin ebenfalls mit einem Kuss begrüßt. "Was ein Scherz. Ich glaube ich hatte Glück, dass sie das bei mir vor ein paar Tagen nicht mitbekommen haben", schrieb Cort dazu – ebenfalls mit einem Lachsmiley versehen.

Ganz besonders lächerlich wurde die Entscheidung der UCI, weil das Social-Media-Team von Tour-Veranstalter ASO Bernards Jubelfahrt im Anstieg zuvor selbst mit Herzsmileys versehen auf ihren Kanälen gepostet hatte – wenn auch nur bis kurz vor dem später bestraften Stopp bei seiner Frau.

Angesichts all der Geschehnisse und der Reaktionen, die nun die Bestrafung des Franzosen mit sich brachte, muss sich die UCI jetzt ernsthaft fragen: Wer hat dem Image des Radsports am Freitag eigentlich mehr geschadet? Bernard mit seinem kurzen Zwischenstopp, durch den offensichtlich auch kein Konkurrent behindert wurde, oder die Jury durch die ausgesprochene Sanktion dafür?

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