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Madeira: Die Insel des ewigen Frühlings

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "Madeira: Die Insel des ewigen Frühlings"
| Foto: Madeira Tourism Promotion/ Günter Standl

27.02.2022  |  Knallrot leuchten Weihnachtssterne in meterhohen Büschen am Straßenrand, daneben Esskastanien und Gummibäume, so groß wie Einfamilienhäuser, Kakteen, Palmen, Pinien; dazwischen blühen Rosen, Hibiskus, Oleander und Hortensien... Madeira, die "Insel des ewigen Frühlings", ist ein Traumziel, auch für Radsportler/innen - jedoch nicht ohne Anspruch.

Weit draußen im Atlantik, 500 km
vor der Küste Marokkos, schufen tausende Jahre vulkanischer Aktivität dort eine Landschaft voller Kontraste: Hohe Berge, tiefe Täler, imposante Wasserfälle, üppiges Grün, durchsetzt mit allen vorstellbaren Farben.

Ein ganzjährig ausgeglichenes Klima und vom Atlantik heranrauschende Wolken, die an den bis zu 1900 Meter hohen Vulkan-Bergen abregnen, lassen die Fauna Madeiras besten gedeihen. Da wächst die Nationalblume Madeiras, die Strelitzie, genauso üppig wie Rhododendre, dazu buttergelber Ginster, elegant-weiße Kalla, violette Palisander-Blumen und zart-bunte Orchideen. Dann wuchernde Farne und saftige Moose - und Madeiras Lorbeer-Wälder: Sie wurden von der Unesco zum Weltnatur-Erbe erklärt.

Diese Üppigkeit schlägt sich auch auf
dem Speisezettel nieder: Bananen und Papayas, Mangos und Zuckerrohr, Süßkartoffeln und natürlich die Trauben für den berühmten Süßwein gedeihen prächtig.

Dreh- und Angelpunkt des Eilands ist die Inselhauptstadt Funchal. Malerisch ziehen sich die Häuser vom Hafen die Hänge hinauf. Das schwarz-weiß gemusterte Pflaster in der Altstadt sieht nach einem Regenguss aus wie ein auf Hochglanz gewienertes Mosaik, und lädt ein zum Bummeln zwischen kleinen Cafés, lustigen Boutiquen, bunten Krämerläden und hübschen Restaurants. Zum Pflichtprogramm gehört ein Besuch des farbenfrohen Mercado das Lavradores, wo es Blumen, Früchte und Gemüse im Überfluss gibt.

Und die Insel ist Rennradler-Land:
Der Sport- und des Rad-Verband von Madeira veranstaltet jedes Jahr 25 Rennrad- und zwölf Mountainbike-Rennen, berichtet Verbands-Präsident António de Freitas Gonçalves nicht ohne Stolz. Er ist im Hauptberuf Journalist und Schriftsteller und war früher selbst aktiver Rennradler. Er besteht auf dem für eine Insel mit nur 300.000 Einwohnern sehr umfangreichen Rennprogramm.

"In jeder der elf Insel-Regionen gibt es mindestens einen Rad-Wettbewerb", so Gonçalves: "Und wir haben sieben Rad-Clubs mit jeweils 50 bis 100 Mitgliedern. An jedem unserer Rennen nehmen bis zu hundert Leute teil, Tausende stehen am Straßenrand." Aber wo sind die einheimischen Rennradler im Winter? Die Saison sei Mitte Oktober vorbei und beginne erst wieder im Februar, so Gonçalves: „Die Radler auf Madeira sind verwöhnt. Die mögen keinen Regen“, erklärt er. Und in den Bergen gebe es ja gelegentlich sogar Schnee.

Gonçalves' Touren-Tip: Über Funchal nach Curral das Freiras,
zu deutsch „Nonnen-Stall“, ein Kloster aus dem 16. Jahrhundert mitten im Gebirge, ein 70-Kilometer-Ausflug mit 2000 Höhenmetern. Zum Warmwerden geht es vom Meer auf den zwei Kilometer langen Anstieg nach Caniço, immer wieder mit bis 15 Prozent. Dann rollen wir nach Funchal und auf halber Höhe hindurch: an Villen aus dem 19. Jahrhundert – Quintas genannt – und am Botanischen Garten vorbei, und unter der Seilbahn nach Monte durch, wo an der Kirche die berühmten Korbschlitten zur Talfahrt starten – Pflichtprogramm für Touristen.

Der erste Anstieg auf 800 Meter führt durch Eukalyptus-Wälder, und der mentholartige Duft der Bäume macht das Atmen leicht. Wir klettern auf tausend Meter, und plötzlich sind wir im Gebirge: Kiefern statt Eukalyptus, braune Felswände rechts, von orange blühenden Agaven gesäumt, tiefe Abgründe links. Kurz vor einem Tunnel geht es ab zum Pico do Serrado, und nach wenigen Metern wird der Asphalt für ein paar hundert Meter zu Kopfsteinpflaster.

Der Aussichtspunkt auf fast 1100 Meter Höhe ist
dann wieder geteert; dort steht ein Besucher-Zentrum mit Café, Souvenir-Laden und Touristen-Info, und von der großen Panorama-Terrasse haben wir freien Blick über den Talkessel vor uns: In der Mitte das Dorf Curral das Freiras mit schneeweißen, ziegelgedeckten Häusern, drum herum die dunkelgrün und hellbraun schimmernden, wolkenbemützten Gipfel des Zentral-Massivs und darüber ein paar Fleckchen Himmelblau. Auf halber Höhe windet sich das schwarze Band der kleinen Bergstraße um den Poço do Boralho, akzentuiert durch weiße Begrenzungsquader.

Bei der Abfahrt fängt es leicht zu nieseln an - macht nichts. Die Straße nach Curral das Freiras führt durch zwei längere, einigermaßen beleuchtete Tunnels und unter Kastanienbäumen hindurch, deren Früchte im Ort als Likör, Suppe oder Kuchen angeboten werden. Am Dorfplatz stehen drei Reisebusse, deren Inhalt durch den Ort drängt. Also folgen wir dem Ribeira dos Seccoridos weiter flussaufwärts, bis die Straße nach fünf Kilometern im Weiler Fajã dos Cardos endet. An den Hängen wuchert ein Durcheinander aus Kiefern, Wacholder, Heide und Eichen, dazwischen Feigenbäume, Riesenfarne, Bambus, und immer wieder die blau blühende Hortensie.

Wer als Tourist mit dem Rennrad kommt,
sollte nicht ganz unfit seit: Madeira ist eine Gebirgsinsel. Ein durchgehendes Flachstück von gerade mal 20 Kilometern gibt es nur auf der Hochebene Paul da Serra. Selbst auf den Küstenstraßen geht es ständig auf und ab, fast immer mit fünf, oft zehn Prozent und auch mal mehr. In den Bergen im Landesinneren sind Rampen mit mehr als zehn und bis zu 15 Prozent Steigung keine Ausnahme, kurze Passagen können sogar bis zu 20 Prozent und mehr haben.

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Der rsn-Touren-Tip: "Schöne Aussichten"
85 Kilometer, 2300 Höhenmeter, max. 13 Prozent Steigung
Canico – Sta. Cruz – Machico – Ribeira Seca – Canical – Ponta de Sao Lorenço – Machico – Paso Portela – Camacha – Funchal – Sao Gonçalo – Canico

Von Caniço fünf Kilometer auf der EN 204 nach Gaula. Hier auf der EN 101 über Santa Cruz nach Machico, der zweitgrößten und ältesten Stadt der Insel. Dann auf der EN 109 mit sechs Prozent über Ribeira Seca ins einstige Walfänger-Dorf Caniçal (Walfang-Museum, Museu da Balaia, am Hafen). Weiter auf der EN 109 zur Landzunge Ponta de Sao Lourenco – eine windige, karge Gegend mit beeindruckender Steilküste. Zurück nach Machico und wieder auf der EN 101 durchs Machico-Tal, mit maximal zwölf Prozent zum Paso Portela (620 m). Hier links auf die EN 102, dann zehn Kilometer relativ flach in den Korbflechter-Ort Camacha.

Wem das noch nicht reicht, der kann sich zwei Kilometer hinter dem Ort rechts auf der EN 203 noch acht Kilometer bis zum Paso Poiso auf 1400 Meter hochquälen. Wer’s gemütlicher mag, fährt weiter, nach drei Kilometern rechts Richtung Monte, mit vier bis fünf Prozent zur EN 103. Hier links Richtung Funchal, in S. Roque weiter zur EN 204, über Sao Goncalo zurück nach Canico.

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Weitere Informationen

Madeira Tourism Promotion
Avenida M. Arriaga 18
9000 Funchal
Madeira, Portugal

Fon: 00351/ 291/ 22- 9057 oder -5658
(werktags, 9 bis 20 Uhr)

Internet: www.visitmadeira.pt/de-de

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