Alvarado verliert nach Sturz Gesamtweltcup an Worst

Drama in Hoogerheide endet mit Erfolg von Brand

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Drama in Hoogerheide endet mit Erfolg von Brand"
Lucinda Brand (Telenet Baloise Lions) | Foto: Cor Vos

26.01.2020  |  (rsn) – Gerade einmal fünf Punkte trennten Annemarie Worst (777) und Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin – Fenix) vor dem letzten Weltcuprennen der Cyclocross-Saison 2019/20. Nachdem sich die beiden über die gesamten sechs Runden beim Grand Prix Adrie van der Poel beobachteten und belauerten, entschieden die finalen Meter das Duell der beiden. Und das in dramatischer Weise. Denn nach einer Attacke stürzte Alvarado in der letzten Schrägfahrt und wurde auf den sechsten Platz zurückgeworfen. Damit reichte Worst der zweite Platz hinter ihrer Landsfrau Lucinda Brand (Telenet Baloise Lions) zu ihrem ersten Gesamtweltcupsieg.

"Es ist immer schön, hier zu gewinnen und auch das letzte Rennen vor den Weltmeisterschaften. Ich fühle mich gut, aber es war ein hartes Rennen und auch viele der Kontrahentinnen waren stark", erklärte Brand im ersten Statement nach dem Rennen. Sie feierte bereits den dritten Saisonsieg, nachdem sie vorher in Namen und Heusden-Zolder vor dem Jahreswechsel erfolgreich gewesen war.

Ebenfalls drei Saisonsiege erzielte die neue Weltcupsiegerin Worst, die sich mit einem Vorsprung von 15 Punkten den Gesamterfolg vor Alvarado sicherte, die 500 Meter vor dem Ziel ihre Ambitionen im niederländischen Sand vergrub: "Das ist ziemlich enttäuschend, denn ich hatte das Gefühl, während des gesamten Rennens alles unter Kontrolle zu haben", erklärte Alvarado, die sich als die stärkste Fahrerin im Feld fühlte.

"Die Attacke saß, denn weder Annemarie (Worst) noch Lucinda (Brand) waren an meinem Hinterrad. Ich wollte es weiter durchziehen und hatte eine gute Chance, dass ich als Solistin das Ziel erreiche", beschrieb Alvarado ihre Attacke vor dem weltcupvorentscheidenden Moment: "Leider blieb mein Vorderrad im losen Sand stecken und ich verlor den Bodenkontakt und schon lag ich da. Das ist eine Enttäuschung, aber der wichtigste Termin steht noch an", fügte sie an und erklärte ihre Ambition für die Weltmeisterschaften am nächsten Wochenende in Dübendorf, wo die U23-Fahrerin in der Elite an den Start gehen wird.

So lief das Rennen:

Mit Spannung durfte das finale Weltcuprennen des Jahres verfolgt werden, denn nur wenige Punkte trennten die 25-jährige Worst und die erst 22-Jährige Alvarado. Die Ausgangslage war damit klar, denn wer vor der anderen die Ziellinie nach sechs Runden erreichte, durfte sich zum ersten Mal Gesamtweltcupsiegerin im Cyclocross nennen und damit die 30.000 Euro Preisgeld entgegennehmen.

Alle Starterinnen fanden gut über die lange Startgerade und über das erste Hindernis, eine Brücke. Die 21-jährige Inge van der Heijden (CCC – Liv) führte das Feld an, vor Worst, Alvarado und der US-Amerikanerin Katie Compton (Trek). Lang gezogen war das Feld auf dem schwierigen Parcours in Hoogerheide. Erste Abstände ergaben sich erst auf dem sandigen Teil der Runde. Dort zeigte sich Evie Richards (Trek) zum ersten Mal an der Spitze, die sie mit einer riskanten Linie in der Schrägfahrt eroberte.

Nach der ersten Runde bildete sich eine erste Spitzengruppe mit allen Favoritinnen die zehn Fahrerinnen umfasste. Da das Tempo im zweiten Umlauf wieder nachließ, fanden sich über 20 Athletinnen innerhalb von zehn Sekunden. Die erste Initiative ging dann von der Britin Richards aus. Sie teilte das Feld und sogar Weltmeisterin Sanne Cant (IKO – Crelan) hatte sichtlich Probleme, die Geschwindigkeit der 22-Jährigen zu halten.

Sie führte das Feld in die vierten Runde, zeigte immer wieder ihr großes Fahrgefühl vor allem auf den sandigen Passagen. Dort kam Brand dann zu Fall, doch die Niederländerin rappelte sich wieder auf und fand schnell den Anschluss auf das immer länger werdende Feld der Favoritinnen. Am Ende der Runde bildete sich dann eine Sechsergruppe ganz vorne, mit den sich ständig belauernden Alvarado und Worst, sowie Brand als auch Richards, Cant und der amtierenden Europameisterin Yara Kasteljin (777).

Sechsergruppe kämpft um den Tagessieg

Dahinter versuchte verzweifelt, die so stark fahrende Juniorin Shirin van Anrooij (Kids Sport Promotion), die sicherlich Topfavoritin der WM in ihrer Klasse nächste Woche in Dübendorf sein wird, nochmals den Anschluss herzustellen. Doch die junge Niederländerin war nicht erfolgreich bei ihrem Unterfangen.

Eingangs der Schlussrunde attackierte dann Brand und nur mehr Alvarado und Worst konnten ihrer Landsfrau folgen. Dahinter bissen Richards, Cant und Kastelijn auf die Zähne, schafften noch einmal den Anschluss an das ausgerissene Trio. Im Ausscheidungsfahren um den Tagessieg riss dann die Britin als erstes ab und auch Cant und Kastelijn machten eine kleine Lücke auf.

Auf den Stiegen hinauf zur langen Schrägfahrt am Sand attackierte dann Alvarado, überholte Brand und zog das Tempo an. Doch die junge Niederländerin riskierte zu viel und kam in der Schrägfahrt zu Sturz. An ihr vorbei flogen die fünf Fahrerinnen und Brand fuhr ihrem dritten Saisonsieg entgegen. Dahinter kürte sich Worst als Tageszweite zur neuen Gesamtweltcupsiegerin. Dritte wurde die belgische Weltmeisterin Cant vor Kastelijn und Richards. Mit einem Rückstand von 17 Sekunden auf die Siegerin wurde Alvarado Sechste.

15 Punkte fehlten ihr in der Endabrechnung auf Worst. Dritte wurde die Tschechin Katerina Nash vor van der Heijden, die in Hoogerheide den neunten Tagesrang belegte. Gesamtweltcup-Fünfte wurde die erfahrene US-Amerikanerin Katie Compton (Trek).

Ergebnis:
1. Lucinda Brand (Telenet Baloise Lions) 45:11 Minuten
2. Annemarie Worst (777) + 0:03
3. Sanne Cant (IKO – Crelan) + 0:04
4. Yara Kastelijn (777) + 0:05
5. Evie Richards (Trek) + 0:10
6. Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin – Fenix) + 0:17
7. Shirin van Anrooij (Kids Sport Promotion) + 0:26
8. Maghalie Rochette ((Specialized - Feedback Sports) + 0:29
9. Inge van der Heijden (CCC – Liv) + 0:44
10. Laura Verdonschot (Pauwels Sauzen - Bingoal) + 0:44
12. Eva Lechner (Creafin - Fristads) + 0:45
26. Christine Majerus (Boels - Dolmans) + 1:42
31. Elisabeth Brandau (EBE Racing) + 2:01
41. Zina Barhoumi (Schweiz) + 3:06
43. Lara Krähemann (Schweiz) + 3:19
51. Marie Schreiber (Luxemburg) + 4:24
58. Nadja Heigl (KTM Alchemist Team) + 5:17
60. Judith Krahl (Deutschland) + 5:24
61. Stefanie Paul (Deutschland) + 5:31

Gesamtweltcup:
1. Annemarie Worst (777) 495 Punkte
2. Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin – Fenix) 480
3. Katerina Nash (Clif Pro Team) 430
4. Inge van der Heijden (CCC – Liv) 388
5. Katie Compton (Trek) 377

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.03.2024Neue Regeln sollen Crossstars zur Weltcup-Teilnahme zwingen

(rsn) – Die vielen Absagen von Topfahrern für die Cyclocross-Weltcups waren sowohl der UCI als auch Veranstalter Flanders Classics in diesem Winter ein Dorn im Auge. Schon während der Saison rausc

19.02.2024Iserbyt feiert beim X2O-Finale in Brüssel seinen 50. Sieg

(rsn) – Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) hat in Brüssel den finalen Lauf der X2O Badkamers Trofee 2023/24 gewonnen und den Zielstrich dabei 3:15 Minuten vor Lars van der Haar (Baloise – T

19.02.2024Brand verabschiedet sich mit zwei Siegen aus dem Cross-Winter

(rsn) – Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) hat ihre Cross-Saison bis zum Schluss durchgezogen und sich am letzten Wochenende des Querfeldein-Winters noch zwei Siege gesichert: Am Samstag gewann

11.02.2024Sprachloser Vandeputte gewinnt in Lille erstmals einen Topcross

(rsn) - Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) hat in Lille den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 23-Jährige gewann beim siebten und vorletzten Lauf der X2O Trofee erstmals einen Cros

10.02.2024Iserbyt triumphiert nach Wiederauferstehung in Middelkerke

(rsn) – Trotz einer zwischenzeitlichen Schwächephase hat Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) in Middelkerke das Superprestige-Finale gewonnen und sich wie bereits im Vorjahr das Klassement der

10.02.2024Alvarado sichert sich ihren dritten Superprestige-Titel

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) hat das Superprestige-Finale in Middelkerke gewonnen. 1:15 Minuten hinter ihr wurde Laura Verdonschot (De Ceuster – Bonache) Zweite. Den dritten Rang s

04.02.2024Van der Poel: “Das härteste Rennen, das ich je hier gefahren bin“

(rsn) – Das lateinische Zitat "veni, vidi, vici", welches Julius Cäsar zugeschrieben wird, passte auch perfekt zum Auftritt von Mathieu van der Poel bei den Cross-Weltmeisterschaften 2024 in Tabor

04.02.2024Emotionales WM-Finale! Stybar tritt unter Tränen ab

(rsn) – Als Mathieu van der Poel schon seine ersten Siegerinterviews gab, folgte das wohl emotionale Highlight des WM-Wochenendes im tschechischen Tabor, als der dreifache Weltmeister Zdenek Stybar

04.02.2024Backstedt: “Es hat sich alles wie in Zeitlupe angefühlt“

(rsn) - Sie war die große Favoritin im U23-Rennen der Frauen bei den Cyclocross-Weltmeisterschaften im tschechischen Tabor und am Ende setzte sich die Britin Zoe Backstedt überlegen durch. Doch was

03.02.2024Van Empel: “Ich habe mein Ding gemacht“

(rsn) – Der Frauen-Crosssport bleibt fest in niederländischer Hand. Das unterstrich der vierfache Triumph der Oranje-Fahrerinnen am Samstag bei den Weltmeisterschaften im tschechischen Tabor. Wie s

03.02.2024Brandau hatte in Tabor die Beine für Platz fünf

(rsn) – Vor 14 Jahren stand Elisabeth Brandau das erste Mal bei Cross-Weltmeisterschaften am Start. 2018 holte sie als Fünfte ihr bestes Ergebnis und dieses hätte sie im zarten Alter von 38 Jahren

03.02.2024Langeweile durch Dominanz: van Empel verteidigt WM-Titel

(rsn) – Sie kam, sah und fuhr der Konkurrenz nach zwei Minuten auf und davon. Fem van Empel hat bei der Cross-WM in Tabor ihren Titel verteidigt und den Niederlanden die zweite Goldmedaille dieser T

Weitere Radsportnachrichten

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

28.03.2024Trotz Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

27.03.2024Nach Van-Aert-Crash: Kanarieberg hat bei Klassikern wohl ausgedient

(rsn) – Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeiten, auf breiter Straße abschüssig in Richtung Ronse: Das waren die Bilder, die die flämischen Klassiker auf der N48 in der Anfahrt zum engen Recht

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

27.03.2024Rennarzt-Wagen baut Unfall mit Soudal-Teamfahrzeug

(rsn) – Der Unfall zweier wichtiger Begleitfahrzeuge im Männerrennen von Dwars door Vlaanderen hat am Mittwoch für eine halbstündige Unterbrechung des Frauenrennens gesorgt. Da die Frauen hinter

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

27.03.2024Politt entgeht mit Glück van Aerts Sturz bei Dwars door Vlaanderen

(rsn) – Zweimal landete Nils Politt (UAE Team Emirates) schon in den Top Ten bei Dwars door Vlaanderen, diesmal schrammte er mit dem zwölften Rang knapp vorbei. Angesichts des schweren Sturzes gut

27.03.2024Küng: “Mehr als Platz zwei wäre nicht möglich gewesen“

(rsn) – Immer gut dabei war Stefan Küng (Groupama – FDJ) bei seinen Renneinsätzen in diesem Frühling, aber ein richtig zählbares Ergebnis fehlte dem Schweizer bislang noch. Doch mit seinem dr

27.03.2024Vos gewinnt Dwars door Vlaanderen und feiert 250. Sieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die siebte Austragung von Dwars door Vlaanderen (1.Pro) gewonnen. Nach Platz 3 im Vorjahr setzte sie sich im Zweiersprint gegen Shirin van Anrooij (

27.03.2024Visma feiert mit Jorgenson, muss aber Van-Aert-Aus verschmerzen

(rsn) – Obwohl Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) die 78. Ausgabe von Dwars door Vlaanderen als Solist gewonnen hat, verlebte seine Mannschaft einen schwarzen Tag. Wout van Aert (Visma – Le

27.03.2024Van Aert und Stuyven nach Sturz bei Dwars door raus

(rsn) – Ein Sturz an der Spitze des Hauptfeldes hat für ein großes Favoritensterben bei Dwars door Vlaanderen (1.UWT) gesorgt. 67 Kilometer vor dem Ziel erwischte es auf breiter Straße bei trocke

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine