Der große rsn-Gravelbike-Test - Teil 2, Rad 4

Ghost Fire Road Rage: Das Mountainbike für Rennradler

Foto zu dem Text "Ghost Fire Road Rage: Das Mountainbike für Rennradler"
| Foto: ghost-bikes.com

21.07.2018  | 

"Was kann denn jetzt dein Gravelbike besser als mein Hardtail?" Diese Frage stellte mir im Frühjahr ein Mountainbiker, als ich auf dem Münchner Isar-Trail eine kleine Pause am Flußufer einlegte. So eindeutig ich damals antworten konnte - ich war mit dem Ritchey Outback unterwegs (hier der rsn-Testbericht) - so unvermittelt kam mir diese Frage wieder in den Sinn, als ich mit dem neuen "Fire Road Rage" von Ghost auf dem Isar-Trail unterwegs war...

Warum? Ein wenig Vorgeschichte: Im Jahr 1993 stellten Uwe Kalliwoda
und Klaus Möhwald mit der frisch gegründeten Firma Ghost Bikes ihr erstes Mountainbike vor: Das "Lector", ein unter zehn Kilogramm leichtes Alu-Hardtail. Auch wenn Ghost mittlerweile Rennräder, Tourenräder, Urban- und E-Bikes sowie Kinderräder im Programm hat, so bleibt das Unternehmen aus Waldsassen in der bayerischen Oberpfalz im Kern doch ein Bergrad-Spezialist - unter anderem 2016 mit der Wiederauflage des "Lector" in Carbon.

Im vergangenen Frühjahr stieg Ghost nun auch in den boomenden Gravelbike-Markt ein, und präsentierte mit dem "Fire Road Rage" ein Rad, das "keine Genre-Grenzen kennt", so die Eigen-Werbung.

Und in der Tat: Mit seinen zwei Zoll (also 51 mm!) breiten
29-Zoll-WTB-Reifen und den 180-/ 160-mm-Sram-MTB-Bremsen geht es schon stark in Richtung Mountainbike. Wäre statt der Carbon-Starrgabel eine Federgabel dran, würde das "Fire" durchaus auch als Cross-Country-Hardtail durchgehen.

Die spezielle Rahmen-Konstruktion allerdings zeigt dann die Touren-Gene des Ghost-Gravelbikes: Die gebogenen Sitz- und Kettenstreben, genannt Flex Stays, sind nicht nur im Profil abgeflacht, auch der Lagenaufbau des Kohlefaser-Rahmens sorgt für Dämpfung im Hinterbau, und soll ähnlich einer Blattfeder Komfort auf Forstwegen und unbefestigten Schotter-Pisten bringen.

Im Gelände rollt das Rad auf den "Smart Sam"-Reifen,
mit weniger Luftdruck gefahren als bei schmaleren Gravel-Reifen möglich, in der Tat durchaus komfortabel. Dank der Rahmen-Konstruktion ist die Eigendämpfung spürbar: Vibrationen werden gut geschluckt, und das Rad rollt fast wie ein straffes Hardtail-Mountainbike.

Der Unterschied zeigt sich beim Antritt: Trotz der grobstolligen, breiten Reifen und des nicht ganz niedrigen Gewichts (9,8 kg) geht das "Fire" recht feurig ab. Das liegt nicht zuletzt am sehr steifen Vorderbau, der die Pedalkraft gut überträgt.

Und ein weiterer Unterschied zum Mountainbike wird deutlich:
Eine Federgabel wird auch im Lockout (also festgestellt) die Trittkraft nie so direkt auf die Reifen bringen wie eine Starrgabel, zumal eine aus Carbon. Natürlich spielt auch das Gewicht eine Rolle: Das vergleichbar ausgestattete XC-Mountainbike "Lector" von Ghost bringt rund 1,5 kg mehr auf die Waage (was zu einem guten Teil auf das Konto der Federgabel geht).

Nicht zuletzt unterscheiden die vielen Möglichkeiten, Packtaschen, Schutzbleche, Trinkflaschen und mehr am Rahmen zu befestigen das Fire Road Rage von einem Cross-Country-Hardtail. Für mich ist das Ergebnis des Vergleichs Gravel- gegen Mountainbike daher sonnenklar: 5 : 2 für das Schotterrad. Aber als alter Rennradler bin ich da vermutlich etwas voreingenommen;-)

rsn-Bewertung: Wer einen leichten und schnellen Reisebegleiter für nicht zu schwieriges Gelände, Schotter, Waldwege, aber auch Straße sucht, der sollte das Ghost Fire Road Rage auf jeden Fall mal probefahren. Die breiten Reifen und der Flex-Hinterbau stecken so einiges weg, trotzdem rollt das Bike gut.
Zudem gibt's eine Vielfalt an sinnvollen Details, so etwa die einfache, voll integrierte Sattelstützenklemmung unten im Oberrohr, selbstsichernd als Keil ausgeführt, dazu die saubere Kabelführung im Rahmen, oder die an von Kette und Zahnkranz gefährdeten Stellen in den Rahmen einlaminierten Metallplatten.
In der von uns getesteten Ausstattung (Sram, WTB) ist das neue Carbon-Gravelbike von Ghost ein echter Preis-Leistungs-Tip - der zudem auch richtig Spaß macht...

Die Daten
Rahmen: Ghost Road Rage LC Carbon
Gabel: Ghost LC Rigid Carbon
Bremsen: Sram Apex 2/2 Piston Disc, 180/ 160 mm
Schaltung: Sram Rival 11-S
Kurbelsatz: Truvativ Descendant X-Sync, 36 Z.
Kassette: Sram XG 1150 10 - 42 Z.
Laufräder: WTB XC i25 32H
Naben: Formula DHT-1421
Reifen: WTB Ranger Dual 29 x 2.0 TCS Light/Fast
Lenker, Vorbau: Ground Fiftyone Race WB, 440 mm, Dia. 31,8 mm
Sattel: WTB Silverado Race
Sattelstütze: Ground Fiftyone 31,6 mm
Gewicht: 9,8 kg
Preis: 2599 Euro
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Weitere Informationen

Ghost Bikes GmbH
An der Tongrube 3
95652 Waldsassen

Fon: 09632/ 9255- 0

E-Mail: info@ghost-bikes.de
Internet: www.ghost-bikes.com

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