rsn-Test - neun Sport-Korrektions-Brillen und drei Systeme

Adleraugen: Optische Brillen für Radsportler

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "Adleraugen: Optische Brillen für Radsportler"
Auch Mark Cavendish ist auf dem Renner mit einer optischen Sportbrille unterwegs. | Foto: Oakley

05.11.2018  |  Fahrtwind, Staub, Sonne, Insekten - die Augen sind beim Radfahren vielen Herausforderungen ausgesetzt. Wer wie fast die Hälfte der Bundesbürger auch noch fehlsichtig ist, kommt beim Sport mit einer normalen Brille schnell an die Grenzen:

Die meisten optischen Brillen sind nicht für sportliche Anforderungen entwickelt,
vor allem nicht für die hohen Geschwindigkeiten beim Radfahren. Die führen zu Zugluft direkt am Auge, was nicht nur unangenehm, sondern auf die Dauer auch nicht besonders gesund ist, weil die Augen stark austrocknen. Viele Radsportler behelfen sich mit Kontaktlinsen - aber das Gefummel am Auge mag nicht jeder, und bei heftigen Bewegungen, etwa beim Crossen im Gelände, kann eine Linse auch mal verrutschen.

Dabei gibt es durchaus andere Möglichkeiten, Fehlsichtigkeit auch beim Radsport gut auszugleichen: mit speziellen Sport-Korrektions-Brillen. Radsport-News hat in den vergangenen Wochen neun optische Sportbrillen von sieben Herstellern in der Praxis und in Zusammenarbeit mit Augenoptiker-Meister Christoph Völkl (Optik Stratz, München - vielen Dank!) ausführlich getestet.

An den Testbrillen kamen drei unterschiedliche Systeme
zum Einsatz: Clips, Adapter und Direkt-Verglasung. Im folgenden stellen wir Ihnen die verschiedenen Optiken kurz vor, mit Vor- und Nachteilen. Die Tests der einzelnen Modelle folgen ab übermorgen, alle zwei bis drei Tage in unserer Rubrik "Markt".

Im rsn-Test:
• Adidas Evil Eye Pro L (Adapter)
• Adidas Zonyk Half Rim (Clip)
• Alpina PSO Twist Four VL+ (Clip)
• Head Sports Challenger (Direkt-Verglasung)
• Oakley Field Jacket (Clip)
• Oakley Flak (Direkt-Verglasung)
• Rodenstock R3284 (Direkt-Verglasung)
• Rudy Project Rydon (Clip, Adapter)
• Sziols X-Kross Bike (Clip)
 

Die preiswerteste Lösung sind Brillen mit in die Fassung
eingesetzten, sogenannten Optik-Clips. "Die haben neben dem günstigen Preis - je nach Stärke und Form ab 50 Euro (ohne Fassung; Anm. d.Red.) - einen weiteren Vorteil", weiß Christoph Völkl: "So kann man passend zum aktuellen Wetter unterschiedlich getönte Wechselscheiben verwenden."

Haupt-Nachteil: Da die Clips meist nah an Augenbrauen und Wimpern sitzen, verschmieren sie recht schnell, oder beschlagen, wenn man schwitzt. Besonders fies wird's in Kombi mit Sonnenmilch: Die Schweiß-Creme-Melange ist nur schwer wieder sauber zu entfernen, wenn man nicht Wasser und Spülmittel zur Hand hat.

Hier bewähren sich (abnehmbare) Schaumstoff-Polster
oben am Rand der Fassung, die einen guten Teil des Schweißes abhalten können (etwa bei den beiden Adidas-Brillen). Optiker Völkl: "Allerdings wird damit die Belüftung schlechter, was vor allem bei kälteren Temperaturen ein Nachteil ist." Sobald man langsamer wird, etwa am Berg, lässt der Fahrtwind nach, und die Clips können durch die Körperhitze beschlagen.

Auch Fahrten durch Matsch oder im Regen sind mit Clips eher nervig: Dann müssen regelmäßig vier Scheiben vom Schmutz befreit werden. Und das geht nur, wenn man zuvor die Clips abnimmt - was oft durchaus fummelig ist.

Eine sauberere, aber nicht so teure Möglichkeit wie
der Direktschliff ist die Adapter-Verglasung, die einige Sportbrillen-Hersteller anbieten. Hier werden Brillengläser in Sehstärke in einen Adapter montiert, der dann in die Fassung gesetzt wird. Das kann, je nach Modell, einen etwas eulenartigen Look zur Folge haben. "Da die Gläser meist jedoch nicht so stark gekrümmt sind wie bei der Direkt-Verglasung", sagt Christoph Völkl, "ist man mit Preisen ab hundert Euro um einiges günstiger unterwegs". (Alle Preise jeweils nur für die optischen Gläser, ohne Fassungen; d.Red.)

Der Nachteil des Adapters ist, wie auch bei der Direkt-Verglasung, dass man sich für eine fixe Glas-Tönung entscheiden muss, und keine Wechselscheiben verwenden kann. Bei manchen Modellen kann jedoch auch der Adapter ausgetauscht werden (etwa bei Adidas Evil Eye, Rudy Project Rydon), so dass man sich einen zweiten mit einer anderen Tönung fertigen lassen kann. Die meisten Optiker bieten dann auf das zweite Gläser-Paar einen Rabatt von 20 bis 30 Prozent an.

Optiker-Meister Völkl hat jedoch noch einen anderen Tip: "Wer oft bei wechselnden und auch eher schlechten Lichtverhältnissen unterwegs ist, sollte über selbsttönende, sogenannte phototrope Gläser nachdenken, die die Tönung je nach Lichteinfall verändern" - was die Kosten jedoch wieder deutlich erhöht: 200 Euro sind dann mindestens anzulegen. 

Damit wären wir bei der letzten - und teuersten - Lösung
angelangt: die Direkt-Verglasung. "Mindestens 300 Euro, selbst mit einfachen Gläsern, muss man hier für eine Komplett-Brille allerdings schon ausgeben", weiß Christoph Völkl. Dafür hat man dann aber auch die eleganteste Version, die in der Regel nicht so schnell als optische Brille zu erkennen ist. Optiker Völkl rät, diese Art der Verglasung nur von einem guten Augenoptiker machen zu lassen: "Je nach Krümmung der Gläser brauche ich dazu spezielle High-Tech-Geräte, und einiges an Erfahrung." 

Ein weiterer Vorteil der Direkt-Verglasung: Son sind auch Gleitsichtgläser einsetzbar, was durchaus wichtig sein kann, so Christoph Völkl: "Vor allem schon etwas ältere Radler können ohne Gleitsicht die Angaben auf dem Rad-Computer oft nur verschwommen wahrnehmen, und die Navigation mit dem GPS-Gerät wird kompliziert."

Ein besonderes Anliegen hat unser beratender Optiker-Meister
Christoph Völkl, selbst ein eifriger Radfahrer, zum Schluß noch: "Ich sehe immer wieder Radler, die auf einem 3000-Euro-Renner mit ihren normalen Brillen unterwegs sind. Bei Gelegenheit frage ich dann manchmal, warum sie sich denn nicht eine optische Sportbrille zulegen. Viel zu teuer, heißt es dann meist."

Da werde aber am falschen Ende gespart, ist Völkl überzeugt: "Das ist einfach eine Sicherheits-Frage. Eine normale Brille ist für Sport, und vor allem für Radsport, selten wirklich geeignet. Es zieht, sie ist nicht wirklich bruchfest, oft ohne Sonnenschutz. Und wer drei- oder viertausend Euro für die Ausrüstung hinlegt, hat doch auch noch 150 Euro für eine geeignete Brille - oder?"

Radsport-News wird Ihnen in den nächsten Tagen unsere Test-Modelle vorstellen. Schauen Sie mal rein - bestimmt ist auch für Sie die Richtige dabei (falls Sie keine Adleraugen haben;-)...
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